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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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meine Armbanduhr. Nein, ich war nicht zu früh. Der Flieger hatte sogar eine knappe Viertelstunde Verspätung. Wo also war Mencheres?
    »Cat, willkommen.«
    Ich fuhr herum, sah den hochgewachsenen Fremden mit den blonden Haaren einen Augenblick lang verständnislos an - und lachte dann.
    »Gott, das ist ja unglaublich.«
    Das leise Lächeln auf Mencheres' Gesicht kam mir vertraut vor, aber viel mehr auch nicht. Sein mitternachts-schwarzes Haar und die Augenbrauen waren goldblond, die dunkelgrauen Augen blau, und statt der teuren Anzughosen und Hemden, die er sonst immer trug, war er heute in einem Ed-Hardy-T-Shirt und Shorts unterwegs.
    Das Verblüffendste aber war seine Aura. Beziehungsweise das Nichtvorhandensein einer solchen. Von dem fehlenden Herzschlag einmal abgesehen, hätte ich fast schwören können, dass er ein Mensch war, weil keinerlei übersinnliche Energie in der Atmosphäre zu spüren war. Da man sich in Mencheres' Nähe normalerweise fühlte, als wäre man mit einem Regenschirm in einem Gewitter unterwegs, fand ich es erstaunlich, wie gut er sich tarnen konnte.
    »Und da dachte ich immer, ich wäre gut in Sachen Verklei-dung«, fuhr ich fort und deutete mit einer Handbewegung auf mein schwarz gefärbtes Haar, die braunen Kontaktlinsen und meine mit Selbstbräunungslotion dunkel getönte Haut.
    Selbst meine Augenbrauen hatte ich dunkler und dichter ge-schminkt und den hellen Flaum auf meinen Armen braun gefärbt. Einmal hatte mich ein Vampir an den roten Haar-stoppeln in meinen Achselhöhlen erkannt, obwohl ich mich am Morgen rasiert hatte. Gebranntes Kind, bla bla.
    »Ich habe ein bisschen mehr Übung als du«, antwortete Mencheres trocken und nahm mir mein Gepäck ab, obwohl ich es leicht selbst hätte tragen können. Er war kein Chauvi-nist; er kam einfach aus einer anderen Zeit. Aus einer ganz anderen Zeit, wenn man die viereinhalb Jahrtausende Al-tersunterschied zwischen uns bedachte.
    Wir verließen den Flughafen, ohne ein weiteres Wort zu wechseln, da wir keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen wollten, falls entweder Apollyons Anhänger oder seine Wi-dersacher uns beobachteten. Wir konnten nicht vorsichtig genug sein, auch wenn Bones bereits seit drei Nächten mit Denise in Ohio unterwegs war. Sie hatte sich in eine so exakte Kopie von mir verwandelt, dass ich nicht glaubte, irgendjemand außer Spade, Mencheres oder Kira würde vermuten, dass die echte Gevatterin Tod sich in Memphis aufhielt, statt mit Bones in Ohio um die Häuser zu ziehen.
    Um uns allerdings über jeden Verdacht erhaben zu machen, würde Kira nicht dabei sein, wenn Mencheres und ich Memphis und Umgebung durchkämmten. Sie würde sich verhalten wie immer, damit es für alle Welt aussah, als wäre Mencheres zusammen mit ihr zu Hause. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil die beiden sich wegen mir vorü-
    bergehend trennen mussten, wusste aber auch, dass sie die Notwendigkeit unserer Vorgehensweise akzeptierten. Kira hatte früher als Privatdetektivin gearbeitet, sodass sie sich bestens mit Observierungen auskannte, und Mencheres musste sich schon seit der Zeit der Pyramiden mit bösen Buben herumschlagen.
    Im Auto überreichte Mencheres mir eine Tüte, die auf dem Rücksitz gelegen hatte. Ich musste sie nicht aufmachen, um zu wissen, was darin war. Der Geruch sagte alles, aber Fabian hatte nicht gelogen, was die Wirksamkeit der beiden Gewächse anging. In den vergangenen vier Tagen hatten sich nur wenige Gespenster in meine Nähe verirrt, und mit ein paar höflichen Worten hatte ich sie alle wieder fort-schicken können.
    Ich legte die Tüte auf meinem Schoß ab, weil ich mir sagte, dass ich mir ja nicht gleich wieder die Taschen mit dem Gemüse vollstopfen musste. Mir war klar, dass ich das Un-ausweichliche damit lediglich aufschob, aber Eau de Kiff-

    Knoblauch war eben nicht gerade mein Lieblingsparfum. Ich schob mir die Sonnenbrille zurück, hinter der ich mich jetzt nicht mehr verbergen musste, und machte es mir im Sitz bequem. Bones würde ich erst in einer knappen Stunde anrufen. Es war elf Uhr abends; vermutlich traf er eben erst zusammen mit Denise und Spade in dem Nachtclub ein, der für den heutigen Abend auf dem Programm stand.
    Ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt traf ein Energieschub den Wagen wie eine unsichtbare Bombe. Instinktiv wollte ich die Hände in die Ärmel gleiten lassen, obwohl ich im Augenblick gar keine Messer bei mir trug, als mir bewusst wurde, dass es Mencheres war, der gerade aufgehört

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