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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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hatte, sich abzuschirmen.
    »Wie wär's, wenn du mich nächstes Mal warnst, bevor du das machst?«, empörte ich mich. »Ich dachte, wir würden angegriffen.«
    »Verzeihung«, antwortete er sofort und zog seine Aura zurück, bis sie sich nicht länger wie eine Explosion anfühlte.
    »Ich wollte dich nicht nervös machen.«
    Du machst mich nervös, seit ich dich kenne, o gruseligster unter den Vampiren, dachte ich böse, sagte es aber nicht laut, und meine Gedanken konnte Mencheres ja nicht mehr lesen. Nur einer von vielen Gründen, weshalb ich froh war, den Schritt von einem Halbmenschen zur Fast-Toten gewagt zu haben.
    So abrupt wie Augenblicke zuvor noch Mencheres' Energie traf mich dann allerdings das schlechte Gewissen. Mencheres' ungeheure Machtfülle, sein Alter und seine Visionen hatten mir immer schon das kalte Grausen beschert, aber er konnte nichts dafür, dass er so war. Genau wie ich nichts dafür konnte, dass ich früher ein Halbblut gewesen war und mich jetzt von Vampirblut ernährte. In puncto Ab-sonderlichkeit übertraf ich Mencheres vermutlich sogar, und doch ließ ich mich in meinen Ansichten über ihn noch immer von dem Unbehagen beeinflussen, das sein Anderssein mir verursachte.
    Falls Bones in ein paar Jahrtausenden noch am Leben war - was ich von ganzem Herzen hoffte -, würde er wo-möglich selbst viele der außergewöhnlichen Fähigkeiten entwickeln, die Mencheres jetzt besaß. Mencheres hatte seine Macht mit Bones geteilt und ihm so über Nacht die Gabe des Gedankenlesens und ein großes Plus an Körperkraft beschert. Wie würde ich es finden, wenn andere Bones so argwöhnisch beäugten, nur weil er sich von den meisten seiner Artgenossen unterschied? Allein die Vorstellung ließ brennenden Zorn in mir aufkommen. Ja, ich wusste, wie ich das finden würde; ich würde ihnen dafür allen so richtig in den Arsch treten wollen.
    »Eigentlich müsste ich mich bei dir entschuldigen«, sagte ich, während ich Mencheres' drastisch verändertes Profil anstarrte. »Schon bevor ich sauer auf dich war, weil du mir nicht gesagt hattest, dass du einen Monat meines Lebens aus meinem Gedächtnis gelöscht hast, warst du mir unheimlich, und das im Grunde nur, weil ich scheinheilig war.«
    Er sah mich mit einem ganz seltsamen Ausdruck im Gesicht an. »Verzeihung, aber ich kann dir nicht folgen, Cat.«
    »Apollyons Spießgesellen sind nicht die Einzigen, die Angst vor allem haben, was anders ist«, antwortete ich sanft.
    »Man sollte meinen, nach dem, was ich in meiner Jugend erlebt habe, müsste ich es besser wissen, aber dir gegenüber habe ich mich genauso ungerecht verhalten. Du hast Besseres verdient.«

    Mencheres bremste, fuhr rechts ran, hielt und sah mir dann voll ins Gesicht.
    »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.« Er sprach jedes einzelne Wort aus, als wäre es ein eigenständiger Satz.
    »Weder mit Worten noch mit Taten hast du mich je einfach nur benutzt, und das kann ich dir gegenüber nicht behaupten.«
    Acht Monate zuvor hätte ich vielleicht noch geschnauzt:
    »Stimmt genau, Alter!« Aber seither war viel passiert.
    »Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, über vier Jahrtausende lang eine riesige Sippe übernatürlicher Wesen zusam-menhalten zu müssen. Ich habe in meinem alten Job gerade mal knappe fünf Jahre lang einem Team von sechzig Soldaten vorgestanden. Das kann man natürlich nicht vergleichen, aber ich musste trotzdem ein paar Entscheidungen zum Wohle aller treffen, die mir nicht leichtgefallen sind, also konnte ich dich irgendwie auch verstehen, obwohl ich sauer auf dich war. Außerdem«, ich schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln, »hat dein Ränkespiel mich ja auch mit Bones zusammengebracht, da kann ich dir ja wohl kaum richtig böse sein.«
    Mencheres ergriff meine Hand und führte sie sich in einer seltsam feierlichen Geste an die Stirn. »Deine Versöhnlich-keit ehrt mich.«
    »Und du kannst mich ehren, indem du meine Entschuldigung annimmst, denn was du auch getan hast, ich habe mich dir gegenüber ebenfalls nicht fair verhalten«, antwortete ich leise.
    Er ließ meine Hand los. Ein Anflug von Heiterkeit flackerte in seinen Zügen auf, bevor sie wieder undurchdringlich wurden.

    »Du bist eine sehr eigensinnige Frau. Entschuldigung angenommen.«
    »Danke.« Ich lächelte verlegen. »Okay, genug mit den intimen Bekenntnissen, ja? Machen wir uns auf die Suche nach den Ghul-Fanatikern und mischen sie auf, bis sie uns verraten, wer ihr Anführer ist.«
    Hinter Mencheres'

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