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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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zuvor war.
    Dann zerbrach das Glas, und er hatte das scharfe Glas förmlich auf seiner eigenen Haut spüren können, als ihre hilflosen Wedelbewegungen durch die kleine Luke erspähte. Und als sie danach einige Minuten später mühsam die Tür geöffnet hatte, schon deutlich am Ende ihrer Kräfte und mit blutigen Schnitten an ihren Armen übersät - da hatte es ihm regelrecht das Herz in der Brust zerreißen wollen!
    Da hatte sie gelegen. Stumm. Gekrümmt. Geschunden. Gequält. Er hatte gespürt, wie seine Lippen zu zittern begonnen hatten. Dann war er schnell davon gegangen. Er hatte den Wagen zwei Straßen weiter in einer Garage geparkt. Dort hatte er schließlich gesessen und gewartet.
    Stunde um Stunde.
    Doch dann hatte ihn wieder dieser Impuls erfasst.
    Er wollte sie sehen! Er wollte sehen, was für ein Gesicht die Herren Detectives machen würden, wenn sie aus seinem Haus kamen!
    Zorn war in ihm erwacht. Es war ihre Schuld! Ganz allein ihre Schuld! Sie hätte nicht sterben müssen! Sie könnte noch leben, ihren Alltagstrott weiter genießen und ihn damit langweilen. Sie waren schuld, dass das passiert war.
    Und es war ja auch ihre Idee, dachte er fast schon erbost. Ihm selbst wäre so etwas wohl niemals eingefallen. Darauf hatten ihn erst die Detectives gebracht. Diese Supermänner.
    Sie hatten seine geliebte Frau auf dem Gewissen!
    Und er wollte den eigentlichen Mördern ins Gesicht sehen!
    Doch anfangs waren sie gar nicht gekommen. Warum nur? Wo blieben sie, hatte er bei sich gedacht. Nur Polizisten waren herumgewuselt - aber keine Spur von den beiden Gesichtern, die er sich so sehr herbei gewünscht hatte! Endlich,nach, wie er empfand, fast schon einer halben Ewigkeit, gaben sich die Superspürnasen die Ehre. Er hatte gesehen, wie der eine, der nach seinem letzten Abenteuer so erbost vor dem Haus ausgerastet war (das Bild in den Zeitungen hatte ihn köstlich amüsiert, schließlich hatte die Szene im Original noch tausend Mal besser ausgesehen!), fast schon verständnislos und betreten die Straße hinab gesehen hatte.
    Dann waren sie zusammen im Haus verschwunden. Und noch immer schienen sie dort drinnen umherzusuchen, Spuren zu sichern und Schränke zu durchwühlen.
    Sucht nur! Ihr werdet nichts finden - gar nichts!
    Aber dass sie sich jetzt noch immer nicht zeigten, erzürnte ihn fast noch mehr. Doch es wurde langsam zu gefährlich für ihn. Er hatte sich zwar getarnt, so dass selbst das Nachbarsmädchen ihn nicht unter dem angeklebten Oberlippenbart und den buschigen Augenbrauen erkannt hatte, doch man durfte den Bogen ja schließlich nicht überspannen.
    Mit schlurfenden Schritten entfernte er sich von dem Haus. Als er die Kurve erreichte, wandte er sich noch einmal um.
    “Good Bye!” flüsterte er leise mit heiserer Stimme. Dann schlug er den Kragen noch ein Stück höher und verschwand hinter den Büschen.

*** 66 ***
    Der Raum war schmal und klein, aber von peinlicher Ordnung gekennzeichnet. Zwei schwache Lampen tauchten den Raum in ein gespenstisches Licht. Die knapp vier Quadratmeter Bodenfläche waren zu mehr als die Hälfte durch einen großen, breiten Computertisch aus Metall belegt.
    Drei Bildschirme, dahinter ein endloser Kabelsalat, eine Multimedia-Tastatur und eine Maus nebst einem ganzen Stoß von CD-Rohlingen waren auf den ersten Blick auszumachen. Auf der rechten Seite des Raumes war ein Regal angebracht, das über und über mit elektronischen Geräten, den unterschiedlichsten Kabeln in allen nur erdenklichen Farben, Werkzeugen und CDs beladen war.
    “Ich glaube, hier brauchen wir Chapler.” meinte Ramirez, der hinter mir den Kopf in den Raum steckte, missmutig. “Dringend!” fügte er schließlich noch mit Nachdruck hinzu, nachdem er seinen Blick ein paar Sekunden durch den kleinen Raum hatte gleiten lassen.
    Ich nickte zustimmend.
    “Und ob wir den brauchen - und zwar schleunigst. Wie ich das hier so sehe … bekomme ich eine ganz, ganz böse Vorahnung.”
    Ich hörte Ramirez schwere Schritte, wie er drei Stufen auf einmal die Kellertreppe hinauf nahm. Ich setzte mich auf den kleinen, schmalen Ledersessel, der die einzige Sitzmöglichkeit in diesem Raum bot.
    Auf den ersten Blick hätte man diesen Verschlag für das Arbeitszimmer eines Computertechnikers halten können. Ich griff kurz in die Tasche und ließ meine Hand in den dünnen, durchsichtigen Handschuh gleiten, bevor ich mit dem Zeigefinger vorsichtig über die Tastatur strich. Die einzelnen Tasten waren schmutzig.

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