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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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und blinzelte kurz, als wäre er gerade aus einer Art Trance erwacht.
    Konnte es wirklich so sein wie ich vermutete?
    Newman betrachtete zunächst eingehend das Foto, das ihm Ramirez gereicht hatte, dann runzelte er nachdenklich die Stirn. “Das muss der Ehemann sein - Karl Gumbler.”
    Der Mann auf dem Foto war mittleren Alters, schlank, trug ein Hawaihemd in knallig bunten Farben, helle Shorts und hatte sehnige, braun gebrannte Arme und Beine. Er hielt seine Frau im Arm und zusammen lächelten sie in die Kamera. Die Frau war sehr hübsch, sie lächelte glücklich und ihre Augen strahlten.
    Da war die Welt für sie noch in Ordnung.
    Sie war das Opfer!
    Sie war die Frau, die aus mir noch völlig unbegreiflichen Gründen im Keller eingemauert worden war.
    Was für eine Kaltblütigkeit dazu nötig war!
    Das Paar auf dem Bild erweckte den Eindruck, dass es sich innig liebte. Die beiden schmiegten sich aneinander, ließen sich gegenseitig vertrauens- und liebevoll vom Arm des anderen umschließen.
    Dieses glückliche Foto passte nicht an diesen dunklen Ort! Im Keller war ihr Blut vergossen worden. Der ab- oder ausgerissene Fingernagel erzählte von ihrem verzweifelten Kampf gegen die Mauer ihres Gefängnisses. Nichts von dem, was wir hier in diesem Augenblick um uns herum sehen konnten und mussten, passte zu dieser zärtlichen Atmosphäre, die dieses Foto ausstrahlte.
    Aber ich erkannte dieses Gesicht, das neben ihr so unbekümmert in die Kamera lächelte!
    Ich kannte diesen Mann!
    Seine Züge, die nahe beieinander liegenden Augen, die schmale Nase - ich hatte ihn schon einmal gesehen!
    Und auch Ramirez hatte jetzt meine Gedanken erfasst. Ungläubigkeit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    “Sie kennen ihn?” fragte Agent Newman verdutzt.
    Ich nickte bestimmt. “Wir sind ihm schon direkt begegnet. Und das ist auch noch gar nicht so lange her.”
    “In der Bar…” murmelte Ramirez. “Der untersetzte Typ mit der Brille. Der Kerl, der mich - angerempelt hatte!” Seine Stimme wurde immer lauter. Zorn funkelte in seinen Augen.
    Er hatte diesen Mann vor sich gehabt, der vielleicht verantwortlich für die Grausamkeiten in diesem Haus war. Hatte seine Entschuldigungen wegen des unsanften Remplers sogar noch milde belächelt.
    Er musste uns belauscht haben!
    Langsam fügten sich Puzzleteile vor meinem geistigen Auge zu einem Bild zusammen. Der Ehemann war bis jetzt noch immer nicht auffindbar. Das konnte zwei Gründe haben. Möglichkeit Nummer eins: er war vom Einbrecher entführt worden, vielleicht inzwischen sogar tot. Aber je mehr ich darüber nachdachte, umso unwahrscheinlicher wurde dieser Gedanke für mich. Es gab keine Beweise dafür oder dagegen - ich folgte einfach meiner Intuition.
    Die zweite Möglichkeit trieb mir den kalten Schweiß auf die Stirn: er könnte der Mörder seiner Frau sein! Wieder betrachtete ich das Foto. Liebe. Ja, dieses Paar schien sich zu lieben. Leidenschaft. Nicht selten beobachtete man die größte Leidenschaft bei Mördern, die eigene Familienangehörige getötet hatten. Wenn man diesen Gedanken konsequent weiterverfolgte, so kam man zu einer Schlussfolgerung, die mir bitter und hart aufstieß: wir hatten ihn vielleicht sogar erst auf die Idee gebracht, den Mord auf diese Weise zu begehen - und bei diesem Gedanken wurde mir speiübel.
    In dem Moment kam ein junger Polizist in den Raum. Seine Uniform war von einer dünnen Staubschicht überzogen. “Detectives, das sollten Sie sich unbedingt ansehen!”
    Wir sahen uns verdutzt an und folgten ihm schließlich über den Flur wieder die Kellertreppe hinab. Kaum fiel mein Blick wieder auf den Gesteinshaufen auf dem Boden, überlief es mich eiskalt.
    Der Polizist war an die Wand gegenüber getreten. Neben den großen, doppeltürigen Wandschrank.
    Doch jetzt stand eben dieser Schrank, der gewiss ein nicht gerade geringes Gewicht aufzuweisen hatte, im rechten Winkel von der Wand ab!
    Ich ging langsam auf ihn zu, immer vorsichtig einen Schritt vor den nächsten setzend, als könnte ich irgendwo eine Tretmine berühren.
    Da war eine Tür!
    In der Wand!
    Hinter dem Schrank!
    Sie war nur sehr schmal und kaum mannshoch, doch leicht geduckt und etwas seitlich gedreht konnte man hindurchgehen. Ich trat noch einen Schritt vor, um den Türknauf drehen zu können, doch ich blieb mit der Sohle meines Schuhs an irgendetwas am Boden hängen.
    Eine schmale, dünne Rille!
    Der Schrank besaß nur drei Beine, doch das rechte, nach vorn gerichtete, war

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