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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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seine Jacke!
    Grimmig ballte er seine Fäuste. Plötzlich strich ein Luftzug über ihn hinweg.
    Kälte erfasste ihn. Er fröstelte.
    Ach ja, meine gute Jacke! dachte er wehmutig
    Sie würden ihn nicht finden!
    Hier nicht!
    Überall würden sie ihn vermuten, aber nicht hier. Er würde einfach warten. Die Zeit spielte für ihn! Er würde einfach hier bleiben. Sie würden ihn nie finden! dachte er zufrieden und lächelte böse in die Finsternis.

*** 71 ***
    Halb fünf Uhr morgens.
    Die Nacht war vorüber.
    Die Zeiger der großen Bahnhofsuhr, die wir durch unser Fenster nur zu gut sehen konnten, machten in ihrem langsamen Tempo, in dem sie scheinbar voran schritten, einen fast schon gelangweilten Eindruck. Es war uns vorgekommen, als würden die Stunden nur noch im Schneckentempo an uns vorüberziehen.
    Noch immer bearbeiteten wir die Akten über die Angestellten und die der angemeldeten Mitglieder, die wir uns so mühsam erkämpft hatten.
    Schon nach kurzer Zeit war uns klar geworden, warum sich Williams und Wallingman zunächst geweigert hatten, diese Informationen preiszugeben: sie waren einfach sehr brisant!
    Abwechselnd pfiffen wir durch die Zähne, wenn wieder eine der bekannten Persönlichkeiten unserer Stadt aufgetaucht war, bei der wir nicht im Traum gedacht hätten, dass wir sie jemals mit Chaträumen - und schon gar nicht solchen mit sexistischen oder sogar masochistischen Themenbereichen - in Verbindung würden bringen müssten.
    Doch das waren immer nur kurze Momente, die uns lediglich davor bewahrten, vor Erschöpfung an Ort und Stelle einzuschlafen.
    Immer stärker spürte ich diese bleierne Schwere in meinen Beinen, wie sie ganz langsam durch meinen Körper kroch und mich mehr und mehr ausfüllte. Wenn sie die Schultern erreichte, da war ich mir absolut sicher, wäre der unsichtbare Verteidigungswall gegen die Mattheit um meinen Kopf ernsthaft in Gefahr und würde vermutlich einfach kraftlos in sich zusammenfallen. Dann würde mein Kopf höchst unsanft auf die harte Tischplatte sinken und ich einfach einschlafen. Vermutlich würde ich sogar laut schnarchen, dachte ich unwillkürlich und musste grinsen, was mir wieder ein paar Sekunden schenkte, in denen ich etwas wacher war.
    Aber dann würde ich vielleicht auch wieder träumen.
    Ich war ein Mensch, der bisher immer gerne geträumt hatte. Aber das Träumen hatte für mich seit Wochen nicht mehr den erholsamen Effekt, wie das noch vor diesem Fall gewesen war. Inzwischen hatte ich sogar Angst, wieder in einen dieser verworrenen, unruhigen, surrealen und häufig sogar außergewöhnlich brutalen Alpträume zu verfallen, wo man jede Orientierung und jedes Körnchen des noch verbliebenen Selbstbewusstseins einzubüßen schien. Wo waren all die süßen Bilder hin, an die mich auch noch morgens beim Frühstück gerne erinnerte? Wo waren meine hellen Träume, die mir Kraft und Energie schenkten? Wo waren die vielen unendlich großen Buffets geblieben, von denen ich mich in meiner ganz eigenen Welt die ganze Nacht hatte bedienen können, wohlwissend, dass danach noch Schokoladenfondues mit leckeren Marshmellows und riesige Berge von Kuchen, Torten, Desserts und Pralinen auf mich warteten? Natürlich hatte ich auch abenteuerliche Träume. Dann wurde wohl das Kind in mir wieder wach, das mich gegen wilde Drachen antreten oderin wild verschlungenen Labyrinthen nach Schätzen suchen ließ - eben wie ein kleiner Indiana Jones.
    Alles weg!
    Verpufft, vergraben und verschüttet unter einem Berg aus Wut, Zorn und einer mir bisher unbekannter Hilf- und Ratlosigkeit, die mich zu diesen seltsamen Bildern der Gewalt und des Chaos trieb.
    Versteckte Aggressionen? Ja, die waren definitiv vorhanden! Also brauchte ich ein Opfer, an dem ich diese versteckten Aggressionen auslassen konnte.
    Und ich kannte den Namen von dem Opfer, an dem ich nur zu gerne meine Aggressionen explodieren gelassen hätte: Karl Gumbler !
    Jetzt suchte ich in diesen frühen Morgenstunden nur noch den Faden, der zu ihm führte. Ich war mir sicher, dass sich die Verbindung hier vor Ramirez und mir in diesem großen Haufen Akten verbarg.
    Ramirez lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, so dass dieser sofort gefährlich zu knirschen begann. Er streckte die Arme empor und gähnte herzhaft.
    Oh nein, bitte nicht.
    “Findest du das nicht ein bisschen unfair?” fragte ich ihn über den Tisch hinweg.
    “Was meinst du?” entgegnete er und blinzelte mich durch seine geschlossenen Augenlider an.
    “Du weißt doch,

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