Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket

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eine übersteigerte Selbstsicherheit, Überheblichkeit und Arroganz tippen, die sein Denken bestimmen. Mit anderen Worten: er wusste natürlich, dass er irgendwann damit rechnen musste, entdeckt zu werden. Aber richtig auseinandergesetzt hat er sich damit nicht! Wahrscheinlich war er viel zu sehr von seiner Genialität überzeugt, in der er sich mit Sicherheit jedes Mal auf´s Neue bestätigt sah, wenn die Polizei nach einem weiteren seiner Morde ohne jede Spur und Verdächtigen geblieben war.” Er blickte kurz nachdenklich neben sich auf den grauen Fußboden, wog den Kopf hin und her und sprach dann weiter: “Aber dann war etwas passiert! Ein Wendepunkt, den er nicht vorausgesehen hatte. Und wasauch immer das gewesen war - damit hatte er nicht gerechnet! Karl Gumbler musste sich derart überrumpelt und auch von der Situation so absolut überfordert gefühlt haben, als Ihre Detectives irgendeinen wunden Punkt bei ihm getroffen hatten, dass er dementsprechend dann auch reagierte: überstürzt, fast schon kopflos, hektisch und sehr brutal.”
    “Das klingt einleuchtend.” brummte der Chief missmutig.
    Ich stimmte ihm zu. Doch so genau interessierte mich das jetzt auch nicht mehr. “Chief, ich war mir sicher, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt noch genug Gelegenheit bekämen, uns über das wieso, weshalb und warum Gedanken zu machen.” sagte ich ungeduldig und erhob mich. “Aber jetzt kribbelt es in mir wie in einem Ameisenhaufen - ich will den Kerl jetzt endlich fassen!”
    “Du sagst es!” Ramirez sprang ebenfalls auf.” Sonst noch Fragen, Chief?”
    Chief Whealer sah uns an und schüttelte nur langsam den Kopf. Dann beugte er sich vor und ich bemerkte ein leises Funkeln in seinen kleinen Augen. “Dann wird´s jetzt ernst! Die Stadt wird durchkämmt. Irgendwo werden wir diese Ratte aus ihrem modrigen Loch rausjagen. Alle Präsidien sind benachrichtigt und in Alarmbereitschaft. Alle Straßen, die in die Stadt hinein und heraus führen, werden kontrolliert. Und ebenso der Flughafen und die Bahnhöfe. Er müsste eigentlich schon zu Fuß und mit einem Tarnmantel wie in diesem Zaubererfilm für Kinder flüchten, wenn er an uns ungesehen vorbei kommen wollte!” meinte er grimmig.
    “Hoffen wir, dass Sie recht haben, Chief.” meinte Ramirez trocken.
    “Wir werden sehen, Detective Ramirez. Ach ja, Allison hat mir eben noch mitgeteilt, dass ein riesiger Stapel Papiere für Sie beide eingetroffen sei. Das sind wohl die Akten der Mitarbeiter von ChipsEnterprises sowie die Daten über die angemeldeten Chatter. Beschäftigung genug für die Nacht, schätze ich.” Damit grinste er mich an, aber sein Blick hatte fast einen mitleidigen Glanz. “Wollen Sie beide das wirklich alles durcharbeiten?”
    Ich zögerte. Wenn ich an die Triebfeder dachte, die in diesem Augenblick in mir bis zum Zerreißen angespannt war, klang das Durchforsten von Papieren nicht gerade verlockend. Nein, eigentlich war es genau das Gegenteil von dem, was ich im Augenblick gerne getan hätte. Aber wir mussten jetzt bedacht vorgehen. Deshalb sagte ich, während sich ein unsichtbares Teufelchen auf meiner rechten Schulter lauthals beschwerte: “Chief, mal im Ernst, was haben wir denn sonst noch für Optionen? Als wir mit der Ermittlung in den Chaträumen angefangen hatten, müssen wir irgendwo in ein Wespennest gestochen haben. Und wir müssen jetzt herausfinden, wo das war. Was könnten wir auch im Moment anderes tun? Er könnte schließlich überall sein.”
    Chief sah mich einen Augenblick nachdenklich an, nickte dann zustimmend und meinte: “Kopf hoch. Ich weiß, dass wir den Kerl kriegen. Ich weiß, dass Sie beide nicht eher ruhen werden. Das rechne ich Ihnen hoch an. Und außerdem möchte ich das Zeug, diese ganzen Fotografien in ihrem Konferenzzimmer, noch diese Woche abhängen und im Archiv verschwinden lassen. Es hing lange genug, finden Sie nicht auch?”
    Ja, dieser Meinung waren Ramirez und ich auch!

*** 70 ***
    Es war dunkel.
    Es war feucht.
    Und so war es auch kein Wunder, dass die dünne Luft einen leicht modrigen Charakter mit sich trug, der einem sofort und widerspenstig in der Nase hängen blieb. Aber er nahm das nur am Rande wahr. Überhaupt erschien ihm alles in seiner ganzen Umgebung im Augenblick irgendwie so unwirklich.
    Er hatte es sich so gut wie möglich auf einer alten Wolldecke bequem gemacht, wobei der harte, unebene Steinboden sowie der kalte Stein der Wände, an die er sich gelehnt hatte, ihm ein Höchstmaß