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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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während Ramirez und zwei Kollegen in unserer Deckung in die Nische schlüpften, den armen Kerl packten und ihn die Treppe hinauf beförderten. Ich schielte über die Schulter und sah gerade noch Ramirez´ ernstes Gesicht und seinen nach oben gestreckten Daumen, bevor er wieder um die Ecke verschwunden war.
    Lautlos gab ich Chapler ein Zeichen. Er drückte sich an die rechte Wand, ich an die linke. So schritten wir konzentriert den Gang ab, bis wir zu seiner Gabelung gelangten. Ich versuchte mir den Grundriss des Gebäudes noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, aber ich war mir fast sicher, dass diese Gabelung schon nicht mehr darin eingezeichnet gewesen war. Ich bedeutete Chapler, dass er nach rechts gehen sollte. Er nickte und schlich davon. Schon nach wenigen Augenblicken hatte die Dunkelheit seine Umrisse geschluckt.
    Ich ging nach links.
    Nach etwa zwei Minuten bog der Gang wieder links ab. Immer wieder blieb ich stehen und lauschte angestrengt. Doch langsam ließ die Konzentration nach, und wie bei einem brüchig gewordenen Staudamm begannen sich Stimmen und Gesprächsfetzen der letzten Tage mit der monotonen, tropfenden, gurgelnden und zischenden Geräuschkulisse dieser Unterwelt zu vermischen.
    Ich schlich weiter. Wieder eine Biegung. Und ein kleiner Raum auf der rechten Seite. Meine Augen hatten sich schon fast an diese Halbfinsternis gewöhnt. Ich erahnte einen Wischmop, einen offenen Werkzeugkoffer, drei Eimer und Dichtungen in allen Formen und Größen nebst Rohrteilen.
    Weiter. Weiter. Wieder eine Biegung. Immer wieder links. Dann wieder rechts.
    Moment - diesen Gang kannte ich doch! Diese Treppe! - Ich war wieder auf dem Hauptgang!
    Verdammt!
    Chapler hatte ich in die andere Richtung geschickt. Wenn Gumbler nicht hier und vor mir weggelaufen war, dann hielt er sich womöglich in dem Bereich auf, in dem Chapler jetzt nach ihm suchte! Vielleicht gab es dort mehr Versteckmöglichkeiten für ihn. Das bedeutete aber auch: mehr Möglichkeiten für einen hinterhältigen Angriff!
    Ich lief los, jetzt aber mit viel weniger Rücksicht auf die Geräusche, die ich dabei machte. Gumbler sollte ruhig hören, dass ich kam!
    Verdammt! Chapler war jetzt unmittelbar in Gefahr! Ich fluchte innerlich über mich selbst, ihn nicht in die andere Richtung geschickt zu haben. Ich musste mich beeilen, das spürte ich. Kalter Schweiß bedeckte meine Stirn, mein Magen hatte sich verkrampft und grollte mit mir.
    Ich umschloss fest den Griff meiner Waffe und lief weiter.
    Chapler, ich komme!

*** 76 ***
    Chapler kam nur sehr langsam voran. Immer wieder drückte er sich gegen die Wand und hoffte, dass seine schnellen und flachen Atemgeräusche nicht so laut zu hören waren, wie es ihm selbst vorkam. Die Innenflächen seiner Hände fühlten sich feucht und klebrig an. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er eine enorme, alles beherrschende Anspannung in sich, wie er es noch nie zuvor gefühlt hatte.
    Meter für Meter kroch er weiter, praktisch auf allen Vieren.
    Das war schon etwas völlig anderes als in der Ausbildung, dachte er erschöpft. Die Pappfiguren, auf die man auf dem Übungsgelände feuern musste, auch wenn sie noch so überraschend hinter sich öffnenden Türen und Fenstern erschienen, waren doch etwas völlig Harmloses und geradezu Scherzhaftes gegen das, was er hier und jetzt gerade erlebte!
    Sein Herz hämmerte und sein Puls raste wie eine Achterbahn.
    War er bereit zu schießen, wenn es darauf ankam?
    Er hoffte es! Diese prompte Antwort seines Unterbewusstseins erschreckte ihn zutiefst. Nein, er durfte nicht nur hoffen - er musste sich absolut sicher sein!
    Jetzt musste er sich absolut sicher sein!
    Sonst hätte er besser einen anderen Beruf wählen sollen!
    Aber er hatte diesen Job ganz bewusst gewählt, das wusste er. Diese eine, ganz bestimmte Nacht war ihm - bis heute - nur noch zu gut in Erinnerung geblieben. Aus dem Haus neben dem seiner Eltern waren Krach, Lärm und laute Flüche zu hören gewesen, als die Polizei endlich aufgetaucht war.
    Chapler hatte die Szene damals ganz genau vom Fenster aus mitverfolgen können.
    Das Blaulicht und die Sirenen, die das tiefe Dunkel und die heilige Stille der Nacht auf diese fast Furcht einflößende Art durchbrochen hatten, hatte auf ihn beängstigend und faszinierend gleichermaßen gewirkt. Dann hatten die Polizisten die Tür aufgebrochen, kurz bevor schließlich die Schüsse gefallen waren. Nur wenige Augenblicke später wurde ein Mann in Handschellen aus dem Haus

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