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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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ergaben.
    Jetzt bog ich nach rechts ab.
    Ich durfte nur nicht im Kreis laufen!
    Schnell und geschmeidig bewegte ich mich vorwärts, stets in leicht geduckter Haltung und in alle Richtungen spähend. Mein Gehör hatte sich jetzt schon so sehr auf die Geräuschkulisse meiner Umgebung eingestellt, dass mich nur noch die außergewöhnlichen Geräusche sofort innehalten und lauschen ließen.
    Ich fühlte mich gehetzt und spürte, dass ich keine Zeit mehr hatte, die Vorsicht walten zu lassen, wie ich es zuvor noch bei meiner ersten, erfolglosen Umrundung getan hatte!
    Meine Augen hatten sich inzwischen bestens an die Dunkelheit gewöhnt; jeder Muskel und jede Sehne meines Körpers war zum Bersten angespannt und alle meine Sinne konzentrierten sich nur auf ein Ziel: Karl Gumbler endlich bald gegenüber zu stehen!
    Meine Gedanken flogen zu meinem Freund Ramirez. Ich bewunderte ihn in diesem Augenblick für seine Geduld! Ich hätte es vermutlich nicht ausgehalten, einfach dort oben zu stehen und nur auf diesen Augenblick zu warten, in dem sich die Tür öffnen und man endlich den Mann in Handschellen herausbringen würde, den wir all die Wochen gejagt hatten!
    Ich hatte die nächste Biegung erreicht, spähte nur kurz den Gang entlang und huschte weiter.
    Ich kannte Ramirez Temperament! Sollte er mit Karl Gumbler einen Augenblick allein gelassen werden, dann tat mir diese Ratte sogar ein bisschen leid, denn Ramirez würde seinen ganzen Zorn an ihm auslassen, der noch von einem ganz anderen Boden genährt wurden als bei mir: er war selber Vater und hatte eine Tochter!
    Weiter! Weiter!
    Agent Newman tat zwar immer etwas distanzierter und zurückhaltender als es sein Nervenkostüm eigentlich zulassen wollte, das hatte ich ihm schon angemerkt. Aber auch ihn konnte ich nur zu gut verstehen, denn er hatte Angst um seine Tochter, die darüber hinaus leider auch noch in das Profil der bisherigen Opfer passte.
    Hier waren jetzt sogar drei Glühbirnen kaputt. Ein Stück Gang von schätzungsweise zehn Meter oder mehr lag jetzt vor mir, ohne dass ich hätte erahnen können, ob sich dort irgendwelche Abbiegungen, Türen, Nischen oder sogar Gumbler selbst befand.
    Ich fasste meine Pistole fester und schritt tastend voran, wobei meine Hände unzählige Spinnen und Asseln in ihrer Ruhe störten, die daraufhin hastig an der kalten Mauer wegkrochen.
    Schließlich erreichte ich den nächsten Lichtschein und mit ihr auch die nächste Biegung.
    Für eine Sekunde hatte ich Chaplers betroffenen Blick vor Augen, als er zum ersten Mal auf die Leiche und später auch in die Akte Adriana Lions gesehen hatte. Sie sah unserer Elora sehr ähnlich, was unseren jungen Freund tief bewegt und sicher auch verletzt hatte. Dass er eine Schwäche für Elora hatte, war mir nicht entgangen, und so war mir auch klar, woraus er diese Entschlossenheit und Kraft in diesen Ermittlungen zog. Liebe war eben ein ebenso starker Antrieb wie Angst oder Wut.
    Der Gang zog sich schier endlos dahin.
    Meine Augen bettelten brennend und juckend um die Ruhe, die sie so dringend benötigten.
    Und ich? Ich brauchte nur an meine Sarah zu denken und sofort schoss mir ein unglaublicher Adrenalinstoß durch den Körper.
    Agent Newman beschützte seine Tochter!
    Ramirez beschützte seine über alles geliebte Familie!
    Chapler kämpfte für seine heimliche Liebe gegen diese Monster!
    Und ich beschützte das Wertvollste, was es für mich in meinem Leben gab!
    Wir alle waren einfach getrieben von unserem Willen zu beschützen!
    Ich hielt kurz inne, um meinem Körper eine ganz kurze Verschnaufpause zu verschaffen. Die Gänge waren jetzt etwas breiter geworden. Doch sie schienen kein Ende zu nehmen. Ständig gab es sich kreuzende Tunnel, kleine Nischen und kleine, teilweise sehr dunkle Korridore, deren Ende man nicht erahnen konnte. Wenn es dort überhaupt ein Ende gab.
    Wo nur steckte Chapler?
    In mir wollte schon eine Stimme leise von den schlimmsten Dingen zu flüstern beginnen, die meinem jungen Freund hätten geschehen sein können, und ich zwang mich, diese Stimme rasch zum Schweigen zu bringen.
    Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange wanderte ich jetzt schon durch dieses Labyrinth? Fünf Minuten? Zehn? Zwanzig? Ich musste mich schon ein gutes Stück von der Stelle entfernt haben, an der wir uns getrennt hatten. Ich versuchte, langsamer und bewusster zu atmen, wobei ich den heftigen Herzschlag in meiner Brust deutlich spürte. Und auch meine Augen kämpften gegen mich. Jeder

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