Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
Vom Netzwerk:
abgeführt, der eine blutende Wunde am Bein hatte.
    Sein durchdringender, animalischer Blick war Chapler damals so böse erschienen, wie er es noch nie zuvor bei einem Mensch gesehen hatte. Es war diese wilde, entschlossene Boshaftigkeit, die er in den glühenden Augen dieses Mannes gesehen hatte. Ihm war ein Polizist mit fast ebenso entschlossenen, funkelnden Augen gefolgt. Dieser hatte sich die Schulter mit einer Hand gehalten, um sie vor allzu neugierigen Gaffern zu verbergen, aber das Blut war für jeden sichtbar durch die Finger hindurch getropft und hatte diese typischen, kleinen Bäche auf seinem Handrücken hinterlassen. Und zwei weitere Polizisten hatten schließlich zwei junge, wimmernde, in schützende Decken gehüllte Frauen nach draußen geführt. Ihnen war das Entsetzen und die Angst, die sich tief in die Seele eingebrannt hatte, nur zu deutlich anzusehen.
    Noch in der gleichen Nacht hatten sich die Erzählungen im ganzen Ort wie ein Lauffeuer verbreitet, so dass am nächsten Morgen jeder diese Geschichte, mitder einen oder anderen kleinen Ausschmückung natürlich, kannte. Die Geschichte einer Festnahme, einer Geiselnahme und eines verwundeten Helden. Damals war er gerade vierzehn Jahre alt gewesen.
    Ab diesem Zeitpunkt waren seine Zukunftspläne klar gewesen. Aber nicht wegen des Heldentums. Vielmehr wegen der Frauen, der an diesem Abend durch diese Polizisten aus der Gewalt ihres Freundes oder Ehemannes befreit worden war.
    Und es gab noch so viele solcher Frauen, denen geholfen werden musste!
    Und deshalb war er jetzt hier!
    Er konnte den Frauen, die Karl Gumbler getötet hatte, nicht mehr helfen, und sich diese Tatsache einzugestehen, brach ihm fast das Herz. Aber er konnte verhindern, dass noch weitere Frauen auf diesen Kerl hereinfielen und genauso starben.
    Und das war es mehr als wert!
    Er lugte hinter die nächste Ecke. Nichts. Stille.
    Für einen Augenblick hatte er gedacht, von irgendwo ein Geräusch gehört zu haben. Wieder hielt er inne. Doch er hörte nichts!
    Auf der Polizeiakademie war sein Schwerpunkt nicht gerade der praktische, körperliche Teil gewesen. Schon sehr früh hatte sich gezeigt, dass er eher über geistige, analytische Fähigkeiten verfügte. Schnell hatte man ihn deshalb in die Richtung der Informatik gelenkt. Doch das Feld der Kriminalermittlung über das Internet war zum damaligen Zeitpunkt noch ein ganz frisches Thema ohne festen Rahmen oder Zielausrichtung. Und so kam es, dass er sich dort auch anfangs gar nicht so wohl gefühlt hatte. Er hatte plötzlich den Eindruck, dass seine Arbeit aus viel zu viel Theorie ohne jegliche praktische Ausrichtung bestand.
    Er war sogar kurz davor gewesen, alles abzubrechen.
    Aber er hatte es dann doch nicht getan.
    Vielmehr bestand er die Prüfung sogar mit Auszeichnung, absolvierte daraufhin Spezialtrainings in Sachen Internetobservation, was schon als äußerst wichtig angesehen wurde, auch wenn die Möglichkeiten im Vergleich zu heute noch in den Kinderschuhen gesteckt hatten.
    Und dann war er in Chief Whealers Gruppe gekommen. Man hatte ihm versichert, er bekäme hier den letzten Schliff. Anfangs verstand er nicht, was sein Trainingsleiter damit gemeint hatte.
    Es dauerte Monate, in denen nichts geschah. Er war praktisch auf ein Wartegleis gestellt worden, ungewiss, in welche Richtung man sich noch bewegen würde. Dann wurde ihm mitgeteilt, dass er Detective Crocket zugeteilt worden sei. Und dann, nach diesen quälenden Wochen des praktischen Stillstands, in denen er sich mehr wie ein unglücklich eingeplanter Praktikant vorgekommen war, hatten ihn die Ereignisse und Erfahrungen mit diesem Fall förmlich überrollt.
    Und nun kroch er mit einer Waffe in der Hand durch dunkle, muffige Gänge auf der Jagd nach einem mehrfachen Frauenmörder, der offensichtlich zu allem fähig war!
    Die Decke war recht niedrig, für ihn zwar gerade hoch genug, aber ein durchschnittlich großer Mann hätte schon geduckt hier durch gehen müssen. Und ein Mann wie Ramirez erst recht, dachte Chapler, der im Vergleich zu ihm ein regelrechter Hüne war.
    Die Glühbirnen an der Decke spendeten nur ein diffuses, schmutzig gelbliches Licht, das die Atmosphäre mit den Geräuschen der Rohre über und neben ihm nur noch unheimlicher machte.
    Wie in einem Thriller von Alfred Hitchcock, dachte er bei sich.
    Er mochte diese alten Filme. Die Atmosphäre, die Spannung, das Spiel mit Licht und Schatten in diesen Filmen …
    Aber das hier war kein Film!
    Er spürte,

Weitere Kostenlose Bücher