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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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Wimpernschlag ließ die Augen für eine Sekunde länger verschlossen, so dass in mir der Wunsch immer stärker wurde, sie doch nur für ein paar Minuten geschlossen zu halten. Gewiss, so flüsterte mir ein Teufel ins Ohr, wären sie danach wieder eher in der Lage, meinen Befehlen zu folgen. Aber ich wusste nur zu gut, dass ich gegen die Schwere der Lider nicht mehr würde ankämpfen können, wenn sie sich erst einmal geschlossen hätten und ich ihnen erlauben würde zu ruhen.
    In einem Anflug von Zorn gegen mich selbst schlug ich mir mit der Faust auf den Oberschenkel und kniff mich kräftig in den Arm, bis sich der graueNebelschleier vor meinen Augen unter den Schmerzen wieder ein wenig auflöste.
    Mein Puls raste. Doch die Waffe lag noch immer ruhig in meiner Hand, stets bereit, sich ihrem Ziel entgegen zu richten: Karl Gumbler.
    Ich wollte ihn lebend!
    Er sollte jede seiner Taten einzeln gestehen und dafür bestraft werden! Und wenn er sich doch zur Wehr setzen sollte … ich war bereit dazu! Bereit, ihn zu erschießen, wenn es sein müsste! Es wäre ein schneller Tod, viel zu schnell und eigentlich viel zu gnädig, um seinen mörderischen Taten gerecht zu werden. Aber ich würde ihn töten, wenn es sein müsste!
    Plötzlich hörte ich ein eigenartiges Geräusch.
    War das ein Knirschen?
    Egal, was es war - es schien nicht weit von mir entfernt zu sein.
    Stimmen! Aber nicht nahe, sondern noch recht weit von meiner Position entfernt. Es waren wohl die letzten Wellen des Schalls, die mich hier erreichten.
    Doch dann hörte ich einen Knall, der mich förmlich erbeben ließ!
    Ich kannte dieses Geräusch nur zu gut: metallisch, hart, kurz, unbarmherzig - und häufig endgültig! In diesem engen Labyrinth dehnte es sich wellenartig in alle Richtungen aus und ließ in mir das Blut gefrieren!
    Ein Schuss!
    Nein, bitte lass´ das nicht wahr sein!
    Mit wackligen Knien begann ich wie vom Teufel gejagt zu rennen.
    Chapler …!

*** 78 ***
    Noch ein Gang.
    Fünf Meter.
    Jetzt links.
    Dann wieder rechts.
    Wieder Links. Hier war alles dunkel. Nur ein paar Sekunden waren seit dem Schuss vergangen. Mein Herz pochte wie wild und der Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich wischte ihn mit einer raschen Handbewegung weg, und das Salz brannte in meinen Poren.
    Ich lugte vorsichtig um die Ecke und lauschte.
    Von dort vor mir kamen leise Atemgeräusche.
    Oder täuschte mich das Plätschern und Zischen in den Rohren? Und wenn nicht, wer war dann dort im Dunkeln?
    Chapler?
    Karl Gumbler?
    Ich spannte meinen Körper an. In meinem Kopf suchte ich nach einem ruhigen Bild. Nur für eine Sekunde!
    Ruhe.
    Ruhig bleiben.
    Noch einmal atmete ich tief durch, dann sprang ich vor, die Waffe im Anschlag.
    Der Gang lag völlig im Dunkeln. Die Lampe bei der nächsten Biegung spendete gerade einmal genug Licht, um einen schwachen Lichtkegel an die Wand zu werfen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen.
    Vorsichtig und langsam.
    Ich versuchte, die Dunkelheit mit meinen Augen zu durchbohren. Nur schwach nahm ich die Umrisse eines Körpers am Boden wahr, der sich schwach bewegte und stoßweise atmete.
    Langsam näherte ich mich ihm.
    Plötzlich trat ich auf einen Stein und es knirschte laut. Augenblicklich verstummte das Atemgeräusch. Ich hielt in meiner Bewegung sofort inne. Zwinkerte noch nicht einmal.
    “Crocket?” klang da ein vorsichtiges, unsicheres Flüstern zu mir. Ich erkannte sofort die Stimme, senkte die Waffe und eine Flut der Erleichterung erfasste mich.
    “Ja, ich bin`s, Chapler. Was ist passiert?”
    “Gumbler.” antwortete er nur kurz und fluchte leise. “Er stand plötzlich neben mir im Korridor, aber ich habe ihn praktisch nicht erkennen können. Nur als er nach meiner Waffe mit einer Eisenstange oder sowas schlug, da war ich mir sicher, dass es Gumbler sein musste. Welcher Verrückte sonst…?”
    “Hat er dich getroffen?”
    “Nicht richtig, ich konnte ihm gerade noch ausweichen. Aber er muss doch mein Handgelenk gestreift haben, denn plötzlich flog doch eine Kugel durch die Gegend und traf die Glühbirne dort an der Decke. Bevor er mir in der Dunkelheit die Stange über den Schädel ziehen konnte, wie er es wohl bei demarmen Kerl gemacht hat, den wir gefunden hatten, hab´ ich ihm nur noch einen kräftigen, blinden Tritt verpasst und er humpelte davon.”
    “Hey, gar nicht schlecht! Also bist du nicht verletzt?”
    “Nein, nur etwas erschrocken. Hilf mir doch hoch, bitte.”
    Ich ergriff seinen Arm und zog ihn wieder

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