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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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hatte ihre linke Betthälfte leer vorgefunden. Was zunächst nur selten vorgekommen war, hatte sich in den letzten Monaten sehr gehäuft. Noch etwas schlaftrunken schlug sie die Bettdecke weit zurück und suchte mit den Füßen ihre Pantoffeln.
    Leise, wie es ihr im gerade wach gewordenen Zustand vorkam, schlurfte sie durch die Wohnung. Manchmal, wenn auch nicht sehr oft, saß ihr Mann noch mit einer Zeitung oder einem Buch und einem Glas Rotwein im Arbeitszimmer. Gerade als sie die Richtung in das Zimmer einschlagen wollte, fiel ihr aus dem Augenwinkel ein kleiner Zettel auf der Kommode auf. Sie wandte sich um, hielt sich am Rand der Kommode fest und versuchte den Lichtschalter zu ertasten. Als die Lampe aufflammte, war sie sofort geblendet und schützte die Augen hinter ihrer Hand. Langsam nahm sie den Zettel und las ihn mit verschwommenem Blick.
    Dachte ich es mir doch! Schon wieder so ein Störfall! Also wieder Nachtschicht! Die Arbeit würde ihn noch umbringen , da war sie sich absolut sicher.

*** 26 ***
    Die Straßen waren menschenleer.
    Mein Gott, wie er die Nacht liebte!
    Ob er das jede Nacht dachte?
    Er war sich ziemlich sicher, dass es so war. Doch man konnte das ja gar nicht oft genug sagen und denken. Die Nacht war einfach sein Element. Hier fühlte er sich wohl. Der schwarze Mantel, der sich über alles legt und dem natürlichen Organismus signalisiert, dass er sich ausruhen und Kräfte sammeln musste. Zeit, schlafen zu gehen. Zeit zum Träumen.
    Ja, diese Wirkung hatte die Nacht auf die meisten Menschen.
    Doch nicht auf ihn !
    Wie bezeichneten sich die Vampire in diesen drittklassigen Filmen und Romanen gerne selbst? Als Kinder der Nacht? - Ja, auch er fühlte sich wie ein Kind der Nacht!
    Zeit zum Schlafen? Nein, das wäre reine Verschwendung gewesen! Aber es war die Zeit zum Träumen! Und Träume verliehen Kraft! Und Macht! Doch er träumte nicht nur - er ließ seine Träume einfach Wirklichkeit werden!
    Er hatte sich tief in den Sitz gedrückt, so dass er gerade noch über das Armaturenbrett die Straße sehen konnte.
    Doch alles war ruhig.
    Völlig still.
    Der Laptop auf seinen Knien summte. Seine Finger streichelten über die Tastatur, während sein Blick die kleine Uhr am rechten Rand im Auge behielt. Es war bald soweit!
    Seine Hände begannen leicht zu zittern. Er spürte das Kribbeln, und wie es sich vom Bauch durch seinen ganzen Körper ausbreitete. Es ergriff von ihm Besitz, durchfloss ihn. Er spürte, wie er zu schwitzen begann. Langsam ließ er die Maus zum Internetexplorer wandern und startete ihn. Das Surren wurde etwas lauter, während die Verbindung zum Internet herstellt wurde.
    Was für eine herrliche Zeit! Internet von überall her und ohne Kabel. Ein Hoch auf die Technik!
    Bevor er leise aus dem Haus geschlichen war und seine liebe Ehefrau weiter ahnungslos selig vor sich hin schnarchen gelassen hatte, war er noch einmal in seinem Reich gewesen und hatte sich ein bisschen im Netz unterhalten. Nebenbei hatte er ein paar nette Bekanntschaften gemacht, teils viel versprechend, größtenteils aber entsprachen sie nichts weiter als einem überflüssigen Zeitvertreib.
    Doch nun war seine Stunde wieder gekommen!
    Er öffnete die Startseite des Chats. Schnell hatte er seine Identität eingegeben und sich in seinem Raum eingeklinkt. Und siehe da - er wurde auch schon erwartet! Er öffnete ein Flüsterfenster.
    Hallo, meine Blume! Wie schön dich hier zu sehen. schrieb er.
    Oh ja, er liebte die Nacht!

*** 27 ***
    Aufgeregt wie junge Teenager beobachteten wir den Bildschirm. Inzwischen hatten Ramirez und ich unsere dritte oder vierte Coke getrunken. Das Koffein machte sich langsam, aber deutlich bemerkbar. Anspannung und ein nervöses Kribbeln breitete sich bei uns aus.
    Der Zeitpunkt des vereinbarten Treffens war da!
    Wir hatten uns wie beim letzten Mal eingeloggt und warteten nun.
    “Und was, wenn er nicht kommt?” fragte Ramirez leise.
    Tief in mir drin wusste ich, dass wir auch diesen Fall mit einkalkulieren mussten. Auch wenn ich es mir selbst eigentlich nicht eingestehen wollte.
    Er musste einfach kommen!
    Im Augenblick war er unsere heißeste Spur. Würde es uns nicht gelingen, ihn anzulocken, stünden wir nicht nur mit leeren Händen da, sondern wir würden wieder ganz am Anfang unserer Ermittlungen stehen! Und ich betete innerlich, dass dies nicht geschehen würde.
    Da tauchte ein leeres Fenster auf!
    Schon als die Anspannung kurz in Hoffnung umschlagen wollte, wurden wir schon

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