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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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wüsste sie zu viel. An diesem Punkt endete stets seine Vorstellung - denn SIE war seiner Kunst einfach nicht würdig! Schluss!
    Wieder sah er zur Uhr. Dieses Mal aber bemerkte sie es. Sie wand leicht den Kopf um.
    “Oh, du meine Güte, wo ist denn nur die Zeit geblieben? So spät schon. Bist du satt, mein Schatz?”
    “Aber natürlich.” säuselte er und tupfte sich langsam und genüsslich mit der Serviette den Mund ab. “Und es war wie immer köstlich, meine Blume.”
    Sie kicherte verlegen. Er wusste, dass sie diese Koseworte mochte wie ein junger Teenager. Nur dass auch die inzwischen auf ganz andere Sachen abfuhren, wie er nur allzu gut wusste.
    Langsam deckte sie den Tisch ab und brachte alles in die Küche. Er lehnte sich theatralisch auf seinem Stuhl zurück und rieb sich den Bauch. Dabei atmete er schwer aus. Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und lächelte.
    “Schon gut. Leg dich doch schon ein bisschen auf die Couch. Ruh dich aus. Ich komme gleich zu dir.”
    “Oh, ich danke dir, mein Schatz. Das ist echt lieb.” Er stand auf, ging dicht an ihr vorbei und strich ihr dabei wie zufällig über ihren Po. Sie hielt kurz inne und legte ihren Kopf gegen seine Schulter. Er gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, löste sich von ihr und ging ins Wohnzimmer. Er hörte, wie sie zu summen begann und dabei das Geschirr weiter abräumte. Als er an der Vitrine vorbeikam sah er sich kurz in der verglasten Tür. Seine Augen waren schlitzförmig verengt, seine Falten um den Mund hart. Seine Kieferknochen mahlten. Nicht mehr lange. Noch ein wenig Geduld , dachte er. Bald schon war es wieder soweit!

*** 24 ***
    Als wir in der Straße den Wagen vier Häuser von dem entfernt abgestellt hatten, in dem unsere Kollegin Elora Blend wohnte, bemerkten wir zum ersten Mal, wie ruhig es hier eigentlich war. Meine Armbanduhr zeigte gerade mal kurz vor zwölf, als Ramirez seinen Wagen abschloss. Bis auf das Geräusch der Zentralverrieglung war nichts zu hören. Absolut nichts! Stille.
    Ramirez und ich gingen an dem Haus zu dessen Rückseite entlang. Die Gärten waren alle durch kleine Pfade miteinander verbunden. Eng an die Häuserwand gedrückt huschten wir durch die Dunkelheit. Sollte dieser Irre imstande sein, das Haus zu beobachten, wäre er sicher sehr verwundert gewesen, zwei Männer ins Haus und anschließend in die Wohnung seines mutmaßlichen Opfers spazieren zu sehen. Daher hatte unser Profi-Team wie immer perfekt gearbeitet.
    Die Verkabelung war unauffällig nur durch eine Frau durchgeführt worden, die unserem Fantasiefoto zum Glück sogar überraschend ähnlich sah.
    Keiner der Kollegen des Spezialteams war zu sehen. Anders als im Fernsehen schwirrten nirgends die Men in Black oder Agenten in Trenchcoat mit hochgeklapptem Kragen herum. Wir durften uns auch nicht den geringsten Fehler leisten! Alles war genau geplant. Die Illusion musste absolut echt wirken. Zwei Minuten später waren wir an dem Haus angelangt, in dem Elora wohnte. Die Kellertüre war nicht verschlossen, so wie wir es abgesprochen hatten. Wir schlichen leise zur Kellertreppe und erreichten den Mauervorsprung, wo wir durch die Kellerfenster nicht mehr gesehen werden konnten. Jetzt erst zogen wir unsere Minitaschenlampen hervor. Sie machten gerade genug Licht, um zu verhindern, dass wir nicht über die alten und recht hohen Stufen stolperten.
    Schnell huschten wir nach oben in den ersten Stock. Hier wohnte Elora. Ich legte mein Ohr an die Tür. Drin hörte ich schwach die Schritte einer Frau, die mit grazilen Füßen über leise knarrendes Parkett zu gehen schien. Im Hintergrund bemerkte ich das leise Surren des Lüfters eines Computers.
    Ich gab vorsichtig unser verabredetes Klopfzeichen. Die Schritte hielten kurz inne, kamen dann noch leiser zur Tür und öffneten sie.
    Elora hatte uns ihre Wohnung zuvor genau beschrieben. Die kleinen Fenster, die Stehlampen mit dem Dimmer, die schon auf halbe Stärke herabgedreht worden waren, die einzelnen Möbelstücke, die Schränke - alles, was wichtig sein könnte. Als wir jetzt die Wohnung betraten, standen wir in einem halbdunklen, etwas längeren Flur. Eine zierliche Frau stand da, leger in einen Bademantel aus Pannésamt gekleidet, die Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Auf den ersten Blick wirkte sie wie eine attraktive Frau in Abendrobe, die es sich gerade ein wenig gemütlich machen wollte - wären da nicht die harten Umrisse des Pistolenhalfters an ihrem Oberschenkel unter dem Stoff zu

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