Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
Vom Netzwerk:
überlegte kurz. Neben dem Bildschirm hing das Bild unseres Lockvogels. Ich betrachtete noch einmal eingehend ihr Gesicht, ihre Augen, ihren schlanken Hals. Unter ihrem Bild hatten wir ihre Maße aufgeschrieben, die unser Chatter schon bei meinem letzten nächtlichen Abenteuer von mir hatte wissen wollen. Dabei fiel mir wieder ein, auf welch galante Art er versucht hatte, diese Information aus mir herauszukitzeln.
    Er hatte mich in ein Gespräch über Kunst verwickelt, wir hatten uns über Gemälde und Kunstrichtungen unterhalten, die uns besonders gefallen würden. Und plötzlich hatte er gefragt:
    Angenommen, ich würde ein Bild von dir malen; wie würde das wohl aussehen?
    Ich verstehe nicht ganz. Wie meinst du das?, hatte ich etwas verwundert erwidert.
    Ich meine das so, wie ich es sage. Wenn ich ein Porträt von dir malen würde, wie würde das wohl aussehen?
    Erst in dem Moment hatte ich begriffen, was er mit dieser Frage wirklich beabsichtigte. Für mich war das eine Gelegenheit, mich ihm noch etwas interessanter zu präsentieren.
    Mein Haar wäre ganz offen. Ich würde ein Kleid aus dünner, mintgrüner Seide tragen. Darunter würde man dann im Schein der von links einfallenden Sonne die Konturen meines Körpers erkennen können.
    Mmmmhh … ich kann es mir richtig gut vorstellen.
    Kurze Pause.
    Und wie würde dieser Körper aussehen?
    An dieser Stelle hatte ich ihm einen - wie ich fand - sexuell sehr anregenden Körper beschrieben, der aber keineswegs zu perfekt oder unrealistisch wirkte. Er nahm die Beschreibung hin und unterhielt sich mit mir über Körbchengrößen und schlecht sitzende BHs.
    Ja , war es mir da durch den Kopf gegangen, er zieht wirklich alle Register. Zum ersten Mal konnte ich eine junge, alleinstehende Frau verstehen, die in diesen Chats unterwegs war und ein kleines Abenteuer suchte. Womöglich war es für eine Frau im wirklichen Leben mindestens genauso schwierig, einen passenden Mann zu finden wie in diesen Chats. Denn es gab ja durchaus Männer, die dieseplumpen Anmachsprüche, wie wir sie hier in diesem Chat schon häufig gelesen hatten, auch im wirklichen Leben verwendeten. Als Frau hätte ich da auch nur zu schnell die Nase voll, wenn mir nur solche Typen begegnen würden.
    Und vielleicht war es umso schlimmer, je attraktiver man als Frau und je mehr Sexappeal man besaß. Sie suchten nach diesem gewissen Gentleman, der ihnen im wahren Leben aber nie begegnen würde. Sie sehen sich im Spiegel an und verstehen die Welt nicht mehr. Irgendwo musste es ihn doch geben, den verständnisvollen, zärtlichen, aufmerksamen, fürsorglichen, galanten und sogar etwas feminin verführerischen Mann.
    Und plötzlich nahm eben ein solcher Unbekannter im Internetchat mit ihr Kontakt auf. Er war behutsam, unterhielt sich mit ihr über viele verschiedene Dinge, für die Männer nur in den seltensten Fällen Verständnis hatten. Er zeigte ganz offen Interesse und streute dabei zwischen den Zeilen immer wieder dezente, sexuelle Anspielungen und kleine Spielereien, ohne aber dabei das Niveau zu verlieren.
    Irgendwann musste dann ein Punkt erreicht sein, an dem sich für die Frau die Situation ganz klar darstellte: dieser Fremde wusste jetzt mehr über sie als so mancher andere. Er sprach sie auf eine interessante und intellektuelle Art an, vielleicht sogar sexuell. Er kannte ihre Vorlieben, ihre Hobbys, ihre Ansichten, ja, er kannte inzwischen sogar ihren Körper ganz genau aus ihren eigenen Beschreibungen. Der nächste Schritt war logisch: es fehlte nur noch eine Kleinigkeit, nämlich das, was man in diesem Chat erfahren hatte, in die Realität umzusetzen!
    Und es war ja auch nur noch ein winziger Schritt! Man gab den ganzen Buchstaben und Zeilen, alle den Beschreibungen und Informationen über sich selbst jetzt nur noch ein Gesicht und einen Körper!
    Und schon war die Tür für ihn offen!
    “Alles in Ordnung?” kam von weit weg die Stimme Ricardos.
    “Schon gut. Alles klar. Ich war nur kurz in Gedanken.”
    Also … , tippte ich in die Tastatur, … ich trage im Moment einen zitronengelben Slip mit Spitze und einen BH in der gleichen Farbe. Darüber ein bauchfreies Top und Hotpants.
    “Lecker. Du machst das richtig gut!” kam Ramirez´ Kommentar in einem ernst gemeinten, anerkennenden Tonfall.
    Wie sexy! kam umgehend die Antwort auf dem Bildschirm.
    “Gehen wir zum Angriff über?” fragte ich in den Raum.
    “Er ist soweit! Er will dich! Pflück ihn dir!” gab Ramirez zurück.
    Ich hätte da

Weitere Kostenlose Bücher