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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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gab keine Tür, die ihn zurückhalten konnte, wenn es darauf ankam. Dabei war er eigentlich ein liebeswürdiger Kerl, der eine Tochter im Teenageralter hatte, die ihm manchmal noch mehr Kraft, Nerven und Geduld abverlangte als der härteste Einsatz.
    Er mochte Keller. Vielleicht auch deshalb, weil er so ein bisschen wie der Vater war, den er selbst nie kennengelernt hatte.
    Im Lieferwagen trat wieder völlige Stille ein. Nur das Surren der Computer war zu hören. Alle standen fast regungslos, auf alles vorbereitet und jederzeit bereit,ihren Job zu erledigen! Die Botschaften auf dem Bildschirm aus dem Privat-Chat erschienen in immer größer werdenden Zeitabständen.
    “Er kommt näher!” brummte nun der Kollege an der Tastatur. “Er scheint die Nachrichten von unterwegs zu schreiben. Er hält sie hin.” Wieder herrschte Schweigen.
    “Peek, ist die Tür offen, wie abgesprochen?” fragte er plötzlich in barschem Tonfall.
    “Ja, alles ist vorbereitet. Sobald er im Haus ist, sehen wir ihn hier.” antwortete der Angesprochene sofort und deutete auf den blaugrauen Bildschirm.
    “Dann schnappt die Falle zu!” Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen.

*** 37 ***
    Wie lange dauerte das denn noch?
    Die Anspannung war fast unerträglich. Ich spürte, wie ich langsam unruhig und richtig zappelig wurde. Ramirez erging es nicht anders. Er hatte langsam angefangen, mit seinem Fuß auf dem Boden zu wippen. Zunächst nur ganz langsam, inzwischen aber immer schneller.
    “Er spielt mit uns,” sagte ich. “Er hat noch immer die Fäden in der Hand.”
    “Er ist heiß wie ein rolliger Kater - er wird kommen, du wirst sehen. Es dauert immer länger, bis die Nachrichten kommen. Und siehst du die Rechtschreibfehler? Die Sonderzeichen? Er trifft die Tasten nicht mehr genau! Wenn du mich fragst, ist er gehetzt! Er wird kommen.”
    Ich scrawlte die letzten Zeilen des Privatchats nach oben. Wir hatten sexuelle Anspielungen ausgetauscht. Ich war sogar dazu übergegangen, ihm zu schreiben, dass ich mich streicheln würde. Ich wollte ihn so heiß machen, dass er gar keine andere Möglichkeit mehr sah, als hierher zu kommen.
    Wo war er?
    Ich durfte noch nicht einmal ans Fenster gehen und nach ihm ausspähen. Nach all dem, was wir über ihn wussten und wie wir ihn einschätzten, war er ein stiller Beobachter, der nichts dem Zufall überließ.
    Wo war er?
    Wieder beobachtete ich den Bildschirm. Die letzte Nachricht lag nun schon fast zwei Minuten zurück. Ich kaute auf meiner Unterlippe.
    Was konnte ich ihm schreiben? Was konnte ich noch als Lockmittel einsetzen? Ich musste für ihn interessant bleiben. Worauf würde er noch reagieren?
    Der Knopf in meinem Ohr, ein kleines Mikrofon, rauschte nur leise. Falls er schon im Haus wäre, würde die Spezialeinheit ihn sofort orten und uns ein Zeichen geben. Eine Warnung genügte, obwohl wir eigentlich keine Warnung brauchten. Ich war noch immer überzeugt, dass es sich nur um einen einzelnen Mann handelte.
    Nicht mehrere!
    Aber zugegebenerweise ein Mann mit der kranken Phantasie von mehreren Männern - das auf jeden Fall!
    Da erschien plötzlich eine Nachricht!
    Ich bin fgast da meine Sü?e! D    Oh ja, er traf keine einzige Taste mehr genau. Er war offenbar sehr zittrig und aufgewühlt.
    Weiter so!
    Wo bist du? Ich warte so auf dich … allein macht es keinen Spaß … du weißt schon. Ich wünschte, es wäre deine Hand zwischen meinen Schenkeln …
    “Wo bist du? Wo bist du, Scheißkerl? Jason, versprich mir eins: wenn dieser Kerl da ist, sperrst du einfach die Tür zu, lenkst die Men in Black kurz ab undlässt mich mit ihm ein paar Minuten allein. - Ich prügele ihm jedes Opfer einzeln aus dem Leib!” stieß Ramirez hervor.
    Ich sah das Funkeln in seinen Augen. Ich wusste, dass er es absolut ernst meinte. Und ich wollte diese Genugtuung genauso wie er, glaubte mich aber doch noch ein wenig mehr unter Kontrolle zu haben.
    Noch!
    Und wenn dann doch mal ein Fausthieb seine Nase zertrümmern sollte? - Macht doch nichts! Wir haben doch jede Menge hervorragender Ärzte! Und im Handgemenge konnte sowas ja schon mal passieren, oder?
    Wieder tippte ich in die Tastatur. Meine innere Unruhe trieb mich an.
    Wo bist du? Komm zu mir …
    Dieses Mal dauerte es nur eine halbe Minute, und wir erstarrten beide beim Anblick der Nachricht. Ramirez zog seine Lissy, tat einen Sprung und versteckte sich in einem Raum nahe der Wohnungstür.
    Noch einmal las ich die Zeile,

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