Dunkle Symphonie der Liebe
sagt oder tut? Antonietta klang müde, und Byron legte sofort
einen Arm um sie und zog sie schützend an sich.
»Sie wirken nicht überrascht,
Captain«, bemerkte Byron. »Ist das der erste derartige Todesfall? Sie müssen
uns sagen, was Sie wissen?«
Der Captain fuhr sich mit einer
Hand durchs Haar und verriet mit dieser Geste, wie beunruhigt er war. »Nein,
es ist nicht die erste Person, die auf diese Weise getötet worden ist.«
»Wollen Sie damit sagen, dass
Sie von einem wilden Tier wussten und niemanden gewarnt haben?« Antonietta war
empört.
»Es stand in der Zeitung,
Signorina. Wir haben unsere besten Fährtenleser hinzugezogen. Die Raubkatze
konnte noch nicht aufgespürt werden.«
»Und inzwischen hätte die Frau
meines Cousins umkommen können. Das ist inakzeptabel!«, sagte Antonietta mit
schneidender Stimme. »Ich habe Angestellte, die jeden Tag von der Stadt
hierherkommen. Ich will nicht, dass einer von ihnen das schreckliche Schicksal
erleidet, von einem wilden Tier zerfleischt zu werden.«
»Nicht auszudenken«, bemerkte
Tasha mit sichtbarem Erschauern. »Marita war über und über mit Blut beschmiert.
Kein Wunder, dass sie zusammengebrochen ist.«
»Niemand sollte nachts allein
herumspazieren.« Der Captain fixierte Tasha mit einem stählernen Blick. »Es
gibt keinen Grund, das Wäldchen aufzusuchen, bis das Tier gefunden worden ist.
Ich fürchte, der Tote, den wir entdeckt haben, ist einer Ihrer Wildhüter.
Signor Franco Scarletti hat ihn identifiziert.«
»Oh nein!« Antoniettas Finger
schlössen sich krampfhaft um Byrons Hand. »Einer von unseren Angestellten ? Wir
müssen Sicherheitsleute einstellen, die unsere Leute nach Hause begleiten, bis
dieses Tier gefangen worden ist.«
»Und geht das schon länger
so?«, fragte Byron eindringlich.
»Leider ja. Jedenfalls in
anderen Gegenden. Unser erster Fund war die Leiche einer jungen Frau an der
Küste. Ihre Kehle war aufgerissen. Wir haben einen Abguss von den Pfoten
abdrücken gemacht. Das Tier wurde als Jaguar, und zwar als ziemlich großes
Exemplar, identifiziert. Zum damaligen
Zeitpunkt ging man davon aus,
dass jemand sich eine dieser Großkatzen als Haustier hielt und das Tier
entweder weglief oder so wie viele andere heimlich irgendwo ausgesetzt wurde,
als das Halten exotischer Haustiere gesetzlich verboten wurde.«
Tasha sank in einen Sessel.
»Unser Grandstück ist sehr weitläufig, praktisch eine Wildnis, und Vincente und
Marguerite spielen ständig im Irrgarten. Sie waren in großer Gefahr, und wir
wussten nichts davon!«
Diego legte ihr tröstend eine
Hand auf die Schulter. »Ich habe drei Kinder zu Hause. Meine Mutter kümmert
sich um sie, und sie ist alt und gebrechlich. Ich habe strikte Anweisung
gegeben, dass sie im Haus bleiben sollen, aber die beiden älteren entwischen
ihr ständig. Ich mache mir auch Sorgen und weiß, wie Ihnen zumute ist. Die
Todesfälle haben in einem Gebiet von über hundert Meilen stattgefunden. Wir
haben den Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen erst vor einigen Monaten
erkannt.«
»Wann hat es hier angefangen,
Diego?«, fragte Tasha.
»Die erste Leiche in unserer
Gegend wurde vor ungefähr zwei Jahren gefunden. Wir haben natürlich
Nachforschungen angestellt, konnten aber nichts entdecken. Vor diesem Vorfall
gab es zwei weitere Tote, aber man .nahm an, dass sich wilde Tiere über sie
hergemacht hatten, nachdem der Tod eingetreten war. Es dauerte eine Weile, bis
uns klar wurde, dass offenbar eine Großkatze Jagd auf Menschen machte.«
»Und was sagt Ihre Frau dazu?
Warum bleibt sie nicht bei den Kindern?«, wollte Tasha wissen.
Die Frage kam unerwartet, und
Diego antwortete aufrichtig, bevor er es sich anders überlegen konnte. »Meine
Frau wollte weder unsere Kinder noch einen Polizisten als Ehemann. Sie verließ
uns, nachdem unsere jüngste Tochter auf die Welt gekommen war, und will keinen
von uns wiedersehen.« Es war ein schmerzlicher Augenblick für ihn, und in seinen
dunklen Augen lagen Demütigung und Zorn.
»Die armen Kleinen, allein
gelassen und unerwünscht«, sagte Tasha leise.
»Ich will sie«, sagte Diego fest.
»Sie brauchen keine Mutter, von der sie nicht geliebt werden.«
Kapitel
12
Was ist in dem Päckchen?« Das
war eines der wenigen Dinge, die Antonietta an ihrer Blindheit rasend machten.
Sie musste immer warten oder sich auf andere verlassen, bis sie einen
Gegenstand identifizieren konnte.
»Tut mir Leid, cara mia, es sind Notenblätter.«
Antonietta zog
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