Dunkle Symphonie der Liebe
Gefährtin. So
wie sich unsere Lebenswege miteinander verbinden, verbinden sich auch unsere
Körper. Ich habe mit der rituellen Vereinigung meinen Anspruch auf dich
erhoben, und jetzt gehören wir zusammen, mit Leib und Seele.« Ein Lächeln klang
in seiner Stimme mit. »Ich nehme an, das klingt in diesem modernen Zeitalter
reichlich melodramatisch und altmodisch.«
»Nicht für mich.« Sie zögerte,
bekam plötzlich Angst. »Was muss ich tun?«
Er erkannte, dass sie den
Tränen nahe war, und ging zu ihr. Die Intensität ihres sexuellen Verlangens war
überwältigend. Und es war belastend für sie, sich mit ihren frisch geschärften
Sinnen auf ihre Umwelt einzustellen und noch dazu immer wieder mit der Trennung
von ihm fertig zu werden, unter der sie litt, auch wenn sie den Grund dafür
nicht kannte. Er stellte sich hinter sie, legte seine Arme um sie und hielt sie
fest.
Antonietta erschauerte. »Du
kannst das wirklich machen?«
Er spürte den kleinen Schauer,
der sie durchlief. »Ich bin bei dir. Vergiss nicht, dass du mit deinen Augen
nicht sehen kannst. Du musst vollständig mit mir verschmelzen und durch meine
Augen sehen. Ich kann über Celt oder jede andere Person, zu der ich eine
besondere Bindung habe, sehen, selbst aus der Ferne. Die Bindung zwischen uns
beiden ist sehr stark. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Ich kann
die Verbindung aufrechterhalten, und du wirst sehen können.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob
ich das verstehe, aber ich möchte es versuchen.« Sie klang ängstlich, aber
weiterhin entschlossen. Ihre Hände klammerten sich an seine. »Sag mir, was ich
tun muss.«
»Lass mich in dein Bewusstsein
eintreten. Du kennst den
Weg. Unser Denken eins werden
zu lassen, ist genauso, wie miteinander zu schlafen. Lass es einfach
geschehen.«
Antonietta zwang sich, tief
einzuatmen, um ruhiger zu werden. Sie hatte furchtbare Angst, es könnte
funktionieren. Angst, es könnte nicht funktionieren. Langsam hob sie ihre Hände
und nahm ihre Brille ab. Ihre Fingerspitzen berührten ihre Augen. Sie konnte ihn
spüren, ihn, Byron, der in ihrem Bewusstsein war und Dinge sah, die sie
niemandem anvertrauen wollte. Sie zuckte vor ihm zurück.
»Schon gut, bella. Ich suche nicht nach
belastenden Beweisen. Du bist genauso in meinem Kopf. Es geschieht gegenseitig,
mit gegenseitigem Respekt. Versuch es noch einmal, und entspann dich ein
bisschen.«
Antonietta bohrte ihre Finger
in seinen Handrücken und ließ zu, dass ihre Barrieren nachgaben und sie sich
geistig mit Byron vereinigen konnte. Es war ein seltsames Gefühl, aber nicht
unangenehm, dieses Verschmelzen zweier Persönlichkeiten. Sie wartete mit
angehaltenem Atem. Farben schillerten und tanzten, leuchtend und grell. Zu
grell. Sie schrie auf und legte eine Hand vor ihre Augen. Die Farben gingen
nicht weg.
»Akzeptiere sie einfach, und
lass sie gehen.«
Sie versuchte es. Ihr Magen
rebellierte. Sie konnte in der Ferne etwas Verschwommenes erkennen. Byron
konzentrierte sich auf einen Gegenstand. Sie drängte sich eng an ihn, zwang
sich aber, die Augen geöffnet zu lassen. Sie war sich nicht sicher, ob es nötig
war, da sie wusste, dass das Bild von ihm kam, aber sie wollte das Gefühl
haben, richtig sehen zu können. Die Umrisse wurden allmählich klarer. Wieder
schnürte sich ihr Magen zusammen. Alles schwankte hin und her und drehte sich
im Kreis.
»Irgendetwas stimmt nicht. Ich
glaube, ich mache etwas falsch. Alles bewegt sich und wirbelt herum.«
»Halt dich an meinen Händen
fest. Du musst in dir ruhen. Es sind nicht deine Augen, Antonietta, es sind
meine. Du brauchst deine Fingerspitzen nicht, um deinem Gehirn zu sagen, was du
siehst.«
Etwas Dunkles huschte über die
Wand, und Antonietta duckte sich unwillkürlich.
»Ein Schatten, den das
Kaminfeuer an die Wand wirft. Ein Schatten kann dir nichts anhaben. Konzentrier
dich. Ich werde unser Blickfeld auf einen Gegenstand einengen. Celt liegt
friedlich neben deinem Bett. Ich möchte, dass du ihn siehst.«
Antonietta kämpfte gegen ein
starkes Schwindelgefühl an. Als sie den Kopf wandte, schienen die Dinge im Raum
wie Geschosse auf sie zuzufliegen. Sie schrie auf. »Es funktioniert nicht.« Sie
presste eine Hand an ihren revoltierenden Magen. »Mir wird schlecht.«
»Nein, bestimmt nicht. Wir
können aufhören, wenn du willst.« Seine Hände hielten sie fest.
»Wir schauen jetzt Celt an. Nur
Celt.« Sie war eine Scarletti. Ihre Familie drückte sich nie vor einer
Herausforderung.
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