Dunkle Symphonie der Liebe
Antonietta, will ich es richtig machen.«
Ihre Augenbrauen fuhren hoch.
»Wenn? Nicht falls?«
»Ich glaube, es besteht kaum
ein Zweifel daran, dass wir beide dasselbe wollen.« Er legte sie behutsam aufs
Bett zurück und strich dabei mit seinen Händen über die sanfte Wölbung ihrer
Brüste. »Bleib ganz ruhig liegen, damit ich mich davon überzeugen kann, dass
sich weder Reste von Drogen noch von Gift in deinem Körper befinden.«
Antonietta wünschte sich, sie
könnte ihn sehen. Er vermittelte den Eindruck von großer Kraft und erschien
vor ihrem geistigen Auge als hochgewachsener, breitschultriger Mann. Sie wusste
von Tasha, dass Byron gut aussah und sein Haar lang trug. Ihre Cousine hatte
insbesondere auf die Breite seiner Brust und die Knackigkeit seiner Kehrseite
hingewiesen.
Seltsamerweise fühlte sie sich
irgendwie verändert. Ihr Gehör, das von jeher sehr gut war, schien noch
schärfer zu sein, und fast kam es ihr vor, als könnte sie hören, wie sich
Byrons Atemzüge durch seine Lungen bewegten. Und sie nahm seine
Nähe noch bewusster als sonst
wahr, jede seiner Bewegungen, den Platz, an dem er sich gerade befand.
»Schlaf, Antonietta, du musst
dich jetzt ausruhen. Morgen wird deine Familie schließlich wie üblich ihre
Anforderungen an dich stellen.«
Die Augen fielen ihr zu, fast,
als hätte er es erzwungen. Sie spürte, wie er Energien sammelte, fühlte Hitze
und Kraft, erkannte den Moment, als er in ihren Körper eintrat, um festzustellen,
ob ihr ebenso wie ihrem Großvater Gift verabreicht worden war. »Byron.« Sie
konnte seinen Namen nur noch wispern, weil sie allmählich trotz ihres Wunschs,
bei ihm zu bleiben, von Schlaf übermannt wurde. Sie wollte nicht, dass ihre
verzauberte Nacht zu Ende ging.
»Keine Sorge, cara, niemand wird dir oder deinem
Großvater etwas zuleide tun. Schlaf jetzt.«
Ein kleines Lächeln spielte um
ihre Mundwinkel. »Ich habe gar nicht daran gedacht, ob einer von uns in Gefahr
ist. Ich habe nur an dich gedacht.« Mit seinem Namen auf den Lippen und seinem
Geschmack im Mund überließ sie sich der Verlockung des Schlafs.
Kapitel
5
Antonietta! Wach auf! Wenn du
nicht aufwachst, hole ich den Doktor!« Natasha Scarletti-Fontaine schüttelte
ihre Cousine immer wieder. »Das ist kein Scherz! Wach sofort auf!« Panik
schwang in ihrer Stimme mit.
Endlich rührte Antonietta sich.
Ihre Augenlider hoben sich ein Stückchen und verrieten, dass sie wach war. »Was
ist denn los, Tasha?« Ihre Stimme war schlaftrunken, und ihre Wimpern senkten
sich sofort wieder und bedeckten ihre blicklosen Augen. Sie schmiegte den Kopf
in die Kissen und kuschelte sich unter die Bettdecke. Sie war so müde, viel zu
müde, um aufzustehen. Alles in ihr verlangte danach, mindestens noch zwei
Stunden zu schlafen. Die Sonne konnte doch noch nicht wieder untergegangen...
»Nein! Antonietta Nicoletta
Scarletti, du wachst jetzt sofort auf!«
Antonietta hörte die eiserne
Entschlossenheit in der Stimme ihrer Cousine und gab sich größte Mühe, das
überwältigende Bedürfnis nach Schlaf abzuschütteln. »Um Himmels willen, gibt
es irgendeine Katastrophe, von der ich nichts weiß?« Sie rieb sich die Augen
und setzte sich dann mühsam auf, während sie sich insgeheim den Kopf zerbrach,
woher der absurde Gedanke kam, sie müsste bis Sonnenuntergang warten. »Was ist
denn los mit dir?« Sie fühlte sich ein wenig desorientiert und benommen. Ihr
Gehirn erschien ihr wie benebelt, und sie hatte das merkwürdige Gefühl, sich
an wichtige Dinge nicht mehr erinnern zu können. Am liebsten hätte sie ewig
weitergeschlafen.
Sie hielt sich die Ohren zu.
Ihr Gehör war so scharf, dass sie
Tashas Herzschlag wie eine
Trommel hörte. Das Geräusch brachte sie beinahe um den Verstand. Tashas
Atemzüge klangen wie das Rauschen des Winds. Draußen donnerte die See, und
Regen prasselte vom Himmel. Antonietta hielt sich ihr Kissen an die Ohren, um
die Geräusche zu dämpfen, bevor sie in dem leisen Geraune richtige Gespräche
erkannte, die überall im Palazzo geführt wurden.
»Was mit mir los ist?« Tasha
kochte vor Wut. »Lass dir gesagt sein, dass es beinahe vier Uhr nachmittags ist
und keiner von uns es geschafft hat, dich zu wecken. Nonno hat uns von dem
Einbruch erzählt und dass ihr beide mit Drogen betäubt worden wärt. Er
behauptet, die Angreifer hätten ihn von den Klippen gestoßen. Was für ein
Schwachsinn zu glauben, Byron Justicano hätte ihm das Leben gerettet, indem er
ihn aus dem Meer
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