Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
lassen. Alles so weich, so schimmernd, so einfach. Ich wollte Andy schrecklich gern anschauen. Ich wusste zwar, dass er keine Gefühle zeigte, wenn er es irgendwie verhindern konnte, aber jetzt war er auffallend still – das bedeutete, dass die Aussicht ihn beeindruckte. Dann gingen wir zurück zum Wagen, holten die Matratze und schleppten sie auf dem Kopf über den Hügel, wie eine Bahre. Anschließend transportierte Andy den Rest mit dem Handwagen und montierte das Bett auf dem Dachboden wieder zusammen, während ich Feuer machte und Wasser aus dem Brunnen holte. Auch sonst inspizierte Andy alles: Er ging über die Felder, zur Scheune, in die Schuppen, dann war das Haus an der Reihe, er klopfte die Wände ab, drückte gegen die Balken, kratzte über Fußböden und Decken. Dabei sprach er kein Wort, sondern knurrte nur immer wieder leise vor sich hin, wie Männer das gerne tun, wenn sie in Inspektionslaune sind.
Ich breitete unser Picknick auf dem Fenstersims aus, den ich bisher immer als Tisch benutzt hatte, aber Andy sagte, ich solle mich noch einen Moment gedulden. Er ging hinaus auf die Terrasse und kam mit einer uralten Tür zurück. Umsichtig legte er das eine Ende auf das Fenstersims, das andere auf eine Art Sockel aus großen Steinen, die er vom Strand geholt hatte. Schließlich breitete er die Automatten auf dem Fußboden aus. Wir saßen nebeneinander, wie auf einem Teppich in einem arabischen Haus, und aßen zufrieden unser Picknick, neben uns die offene Tür, dahinter das Meer und der Himmel, der jetzt eine bezaubernd blassblaue Färbung angenommen hatte.
Mit vorsichtigen Schritten kam der kleine schwarze Hund hereingetappt. Ich bemerkte ihn erst gar nicht, bis ich plötzlich spürte, wie seine kühle Schnauze an meinem Arm schnüffelte und sich zielstrebig dem Schinken-Sandwich in meiner Hand näherte.
»Hey!« Ich kippte nach hinten, weil ich so lachen musste. Der Hund hielt das für ein Spiel und sprang mir auf den Bauch. Andy murmelte so etwas wie »Na, wen haben wir denn hier?«, und kraulte das kleine Tier. Der Hund leckte mir übers Gesicht, und ich versuchte immer noch, mein Sandwich zu essen. Wir amüsierten uns köstlich, der Hund knurrte begeistert und hüpfte um uns herum, und der improvisierte Tisch war kurz davor zusammenzubrechen.
»Komm mal her, Fräuleinchen«, sagte Andy schließlich zu unserem Gast. »Du bekommst dein eigenes Essen.«
Nach der Mahlzeit waren wir alle drei absolut entspannt. Mir tat nur immer wieder das Herz weh, wenn ich sah, wie schwach und kränklich die kleine Hündin aussah. Nach der lebhaften Begrüßungsszene wurde sie richtig lethargisch. Sie schien nur eine Schale Wasser nach der anderen wegschlabbern zu wollen. Deshalb machten wir auch keinen Spaziergang. Andy säuberte die alten Jalousien an den beiden kleinen Fenstern, damit man sie wieder benutzen konnte, dann bearbeitete er die quietschende Hintertür in der Küche. Die Hündin und ich ruhten uns derweil aus.
Schließlich fuhr Andy noch einmal nach Milbay, um zwei Klappstühle und eine Öllampe für mich zu kaufen, und natürlich auch einen Beutel Hundefutter. Er ließ auch Schlüssel für das Eingangstor zum Trainingslager nachmachen. Schließlich könne er nicht immer nach meinem Schlüssel fahnden, wenn er mal vorbeikomme, um einen Nagel einzuschlagen, sagte er. Ich drehte mich weg, damit er nicht sehen konnte, wie sehr ich mich freute.
Und er brachte aus der Kneipe ein gebratenes Hähnchen, eine Flasche Wein und einen Korkenzieher mit.
»Weißt du was, Andy?«, sagte ich. »Die Frauen in deinem Leben hatten einen sehr positiven Einfluss auf dich.«
Als er gehen musste, wurde er ganz unruhig. »Wenn du wenigstens ein Netz für das Handy hättest«, sagte er ein paarmal. »Vielleicht solltest du lieber mit mir auf den Hof kommen.«
Aber ich wusste, dass ich den Hund nicht würde überreden können, mit Andys Lastwagen zu fahren. Genauso wenig wie mit meinem Auto. Ich erklärte Andy, dass es durch den Wald eine Abkürzung zu einer öffentlichen Telefonzelle gab, und versprach, ihn anzurufen, wenn irgendetwas wäre. Was ich natürlich nie tun würde. Wie sollte er mir auch helfen, wenn er vierzig oder fünfzig Meilen entfernt war?
Bevor Andy sich endgültig verabschiedete, erwachte der kleine Hund zu neuem Leben. Er fraß zwar nichts von dem Huhn, legte sich aber andächtig vor den Teller mit den Resten, auf jeder Seite eine Pfote, den Blick stur auf die Knochen gerichtet. Er wollte das Huhn
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