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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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auch nicht freigeben, als Andy ihn zu einem kleinen Strandspaziergang aufforderte, aber Andy setzte sich durch. Ich schaute den beiden von der Tür aus nach. Andy ging langsam zwischen den Felsen durch, und von der Hündin, die ihm brav folgte, sah ich immer nur den schwarzen Schwanz.
    Ich rannte schnell nach hinten in den Obstgarten, um zwischen den Bäumen zu pinkeln. Als die beiden zurückkamen, wurde es allmählich dunkel, die Lichter von Milbay begannen zu blinken, und die Abendluft war kühl.
    »Wir bleiben im Haus, wenn du weg bist«, sagte ich. »Es ist noch sehr ungewohnt hier. Aber – vielen Dank!«
    Wir umarmten uns, wie immer.
    Ich sicherte die Türen von innen mit den Holzbalken. Andy drückte dagegen, um mir zu demonstrieren, dass niemand einbrechen konnte, rief dann von außen noch mal »Tschüss!« und
bat mich, gleich morgen früh zur Telefonzelle zu gehen und mich bei ihm zu melden – er werde auf meinen Anruf warten.
     
    Ich lernte von der kleinen Hündin. Sie verhielt sich sehr still, und ich war fast so still wie sie. Sie schlief, an meinen Oberschenkel geschmiegt, und rührte sich nicht, auch als ich aufstehen musste, um Holz in den Herd zu schieben, in dem ein niedriges, aber lebhaftes Feuer brannte. Normalerweise hatte ich nicht die innere Ruhe und Geduld, nur dazusitzen und nichts zu tun, aber der Hündin zuliebe verschob ich alle meine Aktivitäten, bis der Himmel hinter dem kleinen Fenster dunkelblau war. Dann wusch ich beim Schein von zwei Kerzen, die Andy in eine mit Erde gefüllte Dose gesteckt hatte, in einer großen Schüssel das Geschirr ab. Ich stieg die vier Stufen zum Speicher hoch und bezog dort das Bett, ebenfalls bei Kerzenlicht. Dann spritzte ich Fensterputzmittel auf den Spiegel, rieb ihn mit Küchenpapier ab und betrachtete mich in der fast wie neu glänzenden Oberfläche.
    Das letzte Gesicht, das dieser Spiegel gesehen hatte, konnte gut das meiner Mutter gewesen sein.
    Ich zündete die Paraffinlampe an. Der Akku meines Laptops hatte noch Energie für ungefähr vierzig Minuten. Also tippte ich an dem neuen Tisch einen »Gedanken« für Markey. Die Hündin hatte sich in den Schatten unter der Treppe zurückgezogen. Ich konnte ihre Augen schimmern sehen, aber sie rührte sich nicht, und ich ließ sie in Ruhe.
    Gedanke Nr. 8: Tiere
     
    Vielleicht gibt es niemanden, der Ihr liebevolles Herz rührt und Sie liebt. Vielleicht fällt es Ihnen schwer, die Erstarrung abzuschütteln, die sich im Lauf der Jahre in Ihr Herz geschlichen hat.

    Die Liebe ist kompliziert – aber dass das so ist, können wir vergessen, wenn wir Tieren zulächeln und sie in ihrer Vielfalt bewundern, die den Erfindungsreichtum der Natur widerspiegelt. Ihre unverstellten Gefühle, ihre feinen Instinkte, verbunden mit Persönlichkeit und Charakter! Wir wollen sie nicht ändern, sondern lieben sie für das, was sie sind. Das ist wahre Liebe.
    Achten Sie darauf, wie Ihr Herz sich entkrampft, wenn ein wehrloses Lebewesen Ihnen vertraut – ein Hund, eine Katze, ein Papagei, ein Leguan, eine Schildkröte, ein Esel, ein altes Pferd. Diese Liebe will keine Belohnung, sie akzeptiert das Anderssein des anderen so rückhaltlos, dass die menschliche Liebe im Vergleich dazu fast grob erscheint.
    Tiere sind das Geschenk der Schöpfung an uns, das menschliche Tier.
    (150 Wörter)
    Am Morgen würde ich den Text von Milbay aus nach Seattle senden.
     
    Ich nahm sämtliche Automatten, stapelte sie auf dem Fußboden des Speichers und bedeckte sie mit einem Handtuch: Wenn die Hündin einen eigenen Schlafplatz brauchte und trotzdem in meiner Nähe sein wollte, konnte sie da schlafen. Oder sie konnte bleiben, wo sie war. Ehe ich hochging, kauerte ich mich eine Weile neben sie, die Hand leicht auf ihren Kopf gelegt. Es war verblüffend gemütlich da oben. Weil in der hintersten Ecke ein Stück Fußboden fehlte, konnte ich dort den Schein des Feuers sehen. Und ich hörte das Meer. Es machte ähnliche Geräusche wie Bell, wenn sie glücklich und zufrieden ist: ein tiefes Schnurren, langsam, beständig.
    Selbst die Markierungen in der Wand beim Bett erschienen mir jetzt nicht mehr so tragisch. Sie drückten vielleicht einen
Willen aus, eine Form von Energie. Meine Großmutter hatte alles getan, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Genau wie ihre Tochter Min. Und wie ich.
    Und als ich gerade in den Schlaf trudelte, kam mein Gast nach oben. Ich hörte das Klacken der Pfoten auf den breiten Stufen. Sie sprang aufs Bett, und

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