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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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verbieten zu lassen. Es leuchtete mir auch nicht ein, warum ich drei Schritte hinter jemandem gehen sollte, nur weil dieser Jemand einen Penis hatte. Und in den Ländern, in denen hemmungslose Trinkerei angesagt war, konnte ich die Traurigkeit nicht aushalten – so etwas fand ich inzwischen unerträglich. Außerdem wollte ich in einer Umgebung sein, in der ich meine Muttersprache sprechen konnte. In Italien, wo ich sehr gut hingepasst hatte, als ich noch dünn war und dramatisch und als ich die ganze Zeit rauchte und mir die Haare mit Henna färbte – selbst in Italien sehnte ich mich danach, Englisch sprechen zu können. Und ich sehnte mich nach Ruhe und Frieden. Zum Beispiel nach dem Frieden hier. Nach dieser wundervollen Ruhe.

    Irland war fantastisch. Selbst wenn der ältere Ire ein perfektes Beispiel für Schüchternheit und Verdrängung war.
     
    »Ein toller Morgen, findest du nicht, Andy?«, rief ich munter, als ich ins Haus kam.
    Er stand mit dem Rücken zu mir und holte gerade Becher und Teller für das Frühstück aus dem Regal.
    »Gestern Abend bin ich zur Telefonzelle gegangen«, fuhr ich fort, während ich nach oben ging. »Ich habe Min angerufen, weil sie wieder einen Festnetzanschluss hat und mich für wenig Geld zurückrufen kann. Wir haben uns darüber unterhalten, wie das war, als wir früher in den Ferien immer in eine Hütte hinter dem Pier von Milbay gefahren sind – wir mussten uns abends in eine Sportanlage schleichen, um zu duschen.«
    Inzwischen war ich trocken und zog meinen etwas ausgebeulten Jogginganzug an.
    »Vom Schwimmen wird man nicht sauber, ist dir das schon mal aufgefallen, Andy? Ich habe dauernd Sand zwischen den Zehen. Und ich finde es schwierig, mir das Gesicht zu waschen, vom Rest ganz zu schweigen. Ein voller Eimer Wasser ist ein bisschen zu schwer für mich. Min kommt übrigens zu meiner Geburtstagsfeier nach Hause.« Ich stand jetzt bei der Tür, die wir immer noch als Tisch benutzten. »Bist du im September in Irland? Bitte, sag ja! Ohne dich ist es langweilig.«
    Ich musterte ihn mit einem schnellen Blick. Er hatte auf beiden Wangen einen kleinen roten Fleck. Ich hatte ein bisschen übertrieben mit meiner Bitte, das hörte ich selbst. Seit wann war Andy Sutton so wichtig für eine Party? Und seit wann war er eigentlich so betont nett und hilfsbereit mir gegenüber? Apropos …
    »Was führt dich überhaupt her, Andy? Ich freue mich natürlich sehr, aber …«
    O Gott, so hätte ich nicht anfangen dürfen.

    Ich plapperte weiter. »Min hat sich total verändert. Wir reden jetzt ganz anders miteinander. Sie ist nicht mehr so stachelig, und ich bin nicht mehr so herablassend ihr gegenüber. Ich hoffe, dass es so bleibt. Aber es bleibt nicht so, oder? Wenn sie nach Hause kommt, ist es wieder ihr Haus. Ihre Petunien, ihre Katze, ihr blauer Sessel, ihre Nichte.«
    Andy versuchte, Brot zu toasten, indem er die dicken Scheiben an das Herdgitter hielt, aber das Feuer hatte so früh am Morgen noch nicht genug Kraft.
    »Und wir sind uns überhaupt nicht einig, was das Haus hier betrifft, Min und ich. Ich musste auflegen, bevor wir das richtig besprechen konnten – ich habe Angst in dieser Telefonzelle, weißt du, die Bäume knacken so, und man denkt, jemand sitzt da oben und bricht die Zweige ab. Aber Min hat es kristallklar gemacht, dass sie Stoneytown nicht behalten will. Ich habe gesagt, sie soll ihr Flugticket und ihren Pass ans Telefon holen und mir vorlesen, was darauf steht. Ihr Rückflug ist am vierten September, das heißt, sie ist am fünften zu Hause – an meinem Geburtstag. Und am sechsten will sie dann loslegen – ich zitiere -: ›Selbst wenn ich kein Auge zugetan habe, fahre ich ins Zentrum und gehe in die größte Agentur, die Häuser kauft, und dann knalle ich denen den Brief von der Regierung auf den Tisch und sage: Hier, Mister, wie viel geben Sie mir dafür?‹ Genau das hat sie gesagt.«
    Ich redete schon lächerlich lange. Ich musste unbedingt aufhören.
    »Also habe ich gesagt, dass ich hier wohnen muss, weil der Hund sich weigert, in ein Fahrzeug zu steigen, und dass es mir hier gefällt. Aber sie sagt, mit dem Geld, das sie für das Haus bekommt, kann sie sich ein angenehmes Leben finanzieren. Wenn sie genügend Geld hätte, würde sie reisen. Ich habe sie gefragt, was eigentlich mit allen Leuten los ist und warum keiner zu Hause bleiben will. Aber sie hat mich sofort darauf hingewiesen,
dass sie immer, wenn ich nach Hause gekommen bin, die Stempel in

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