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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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meinem Pass studiert hat und von mir wissen wollte, wie die verschiedenen Länder so sind.«
    »Ich habe eine Überraschung für dich, Rosie«, sagte Andy. Er hatte genug Zeit gehabt, um sich zu erholen, und benahm sich wieder völlig normal. Vermutlich hatte ich auch gar nicht so supertoll ausgesehen, mit Haaren, die am Kopf klebten, und mit vom kalten Wasser lila verfärbter Haut. Wenig Ähnlichkeit mit Ursula Andress, wenn sie in 007 jagt Dr. No aus dem Meer kommt.
    Seine große Überraschung war, dass er Bell aus Dublin mitgebracht hatte. Er kämmte sie jetzt, um ihr zu helfen, die traumatische Erfahrung der Fahrt zu überwinden, aber als er sich hinsetzte, erzählte er mir, dass sie auf seinem Schoß gesessen und die Pfoten auf dem Lenkrad platziert hätte, als wollte sie steuern.
    »Ich habe sie hergebracht, falls es hier Mäuse gibt. Ich mache mir nämlich Sorgen um dich, Rosie«, fuhr er fort. »Schon allein wegen der Kerzen. Die sind eine extreme Brandgefahr. Und mit den schweren Wassereimern kannst du dir den Rücken kaputt machen – Pearl hat einen Hexenschuss, seit sie neulich aus dem Zug ausgestiegen ist. Ich habe mir was überlegt. Es wäre gar nicht schwer, eine kleine Wasserpumpe zu installieren – so was mache ich in Afrika die ganze Zeit. Aber dafür brauche ich natürlich Strom. Bei der letzten NoNeed -Sitzung ist etwas besprochen worden. Es ging um Rosslare Harbour. Dort gibt es ein Problem mit den Tieren, die von den Veterinären abgelehnt werden oder die irgendwie zu schwer sind. Wir wissen nicht, wo wir sie unterbringen sollen, bis ich mit dem Lastwagen von Gatwick zurückkomme und sie wieder abhole und nach Carlow bringe. Wir hatten einen Pferch, aber die Verwaltung hat ihn in einen Parkplatz verwandelt, weil im Hafen immer so viel Betrieb ist. Sie müssen uns einen Ersatz dafür anbieten, aber das dauert natürlich.«

    »Ich könnte doch aushelfen!« Ich sprang auf. »Schließlich habe ich zwei Felder. Das heißt natürlich – Min hat zwei Felder.«
    »Darum geht es nicht.«
    Ich setzte mich wieder hin. »Ich hätte es gern getan.«
    »Nein, nein, ich werde dir sagen, was ich meine. Es stimmt, du hast genug Platz. Aber für solche Pferche gibt es genaue Vorschriften. Vor allem muss Strom vorhanden sein.«
    »Ach so.«
    »Das heißt, wenn wir auf dem Gelände hier einen Pferch einrichten, müssen die Stromwerke Leitungen verlegen. Das verlangt das Gesetz. Und das dürfte eigentlich auch gar kein Problem sein. Ich habe die Sache schon überprüft, und es gibt eine Zuleitung auf dem Flugplatz.«
    Ich muss ihn angehimmelt haben, wie ein Filmsternchen einen Produzenten anhimmelt, der ihr eine Hauptrolle verspricht. Ich war wirklich sprachlos.
    »Ich habe mit den Jungs beim ESB geredet, die für die Landwirtschaft zuständig sind, und die haben gesagt, dass gleich morgen früh ein Team hier erscheint.«
    Gerade wollte ich mich schon überschwänglich bedanken, als er hinzufügte: »Das heißt, da solltest du angezogen sein.«
    Ich beugte mich über den Tisch, küsste ihn lachend auf den Mund und vertrieb so das letzte bisschen Peinlichkeit. Wer hätte gedacht, dass unser Andy so einen Scherz machen könnte! Vor allem, weil er, das spürte ich, durch den Vorfall doch ziemlich aus dem Takt gekommen war. Das musste ich unbedingt – nein, lieber nicht. Wahrscheinlich war es nicht die richtige Geschichte für Tess.
    Der Tisch geriet ins Rutschen, und das Geschirr war in Gefahr. »Jetzt verstehe ich, warum die Menschen stabiles Mobiliar erfunden haben«, lachte ich.

    Es waren noch drei Samstage im August übrig. Min und ich hatten eine feste Telefonverabredung, immer samstags um neun Uhr abends. Ich konnte es kaum erwarten, ihr zu erzählen, was für eine tolle Veränderung es für mich bedeutete, wenn ich einen Schalter bediente und die alten Wände aus der Dunkelheit auftauchten. Allerdings sah man dann auch den Schmutz in den Ecken und den Rost an dem Klappbett.
    Wir rannten über die Wiese zum Telefon, der Hund und ich. Inzwischen hatte sich meine Besucherin gut erholt. Wie schön ihr Fell jetzt glänzte! Es fühlte sich an wie aus dicker schwarzer Seide. Die Rippen waren in dem feinen runden Körper verschwunden. Ihre schwarzen Augen leuchteten wie Onyx. Ein Ohr hing ihr fast übers Auge, das andere stand keck in der Luft, passend zu dem schmalen, aufgestellten Schwanz, den man überall aufblitzen sah – oft hatte man den Eindruck, als wäre er alleine unterwegs, weil sie mit der Nase auf dem

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