Jahr zu begrüßen. Das fröhliche Gebimmel kam von der Christchurch Cathedral, die zwei oder drei Meilen von hier entfernt im Stadtzentrum auf einem Hügel stand. Und gleich
darauf stimmten die anderen Kirchen mit ein – eine regelrechte Glockenwelle rollte heran, den Liffey hinunter, immer näher zu uns, durch die dunklen Straßen, über den Kanal und bis in unser Viertel mit seinen niedrigen Backsteinhäusern und den engen Straßen. Auf der anderen Seite von Kilbride ist Dublin Bay, und plötzlich tröteten sämtliche Schiffe in der Bucht mit ihren Sirenen, um im Wettstreit mit den Kirchenglocken zu verkünden, dass jetzt Mitternacht war. Ich riss die Fenster auf, und ein wildes Getöse aus Sirenen und Glocken drang herein. In Mins Radio spielten sie »Auld Lang Syne«, und wir sangen beide begeistert mit. Bell hingegen begrüßte das neue Jahr, indem sie empört aus dem Schlafzimmer stolzierte.
RosieB an
[email protected] Lieber Markey,
ich habe Deine E-Mail-Adresse von Deiner Weihnachtskarte aus Seattle – hoffentlich nervt es Dich nicht, dass ich Dir schreibe.
Ich melde mich aus – dreimal darfst du raten -, ja, genau, aus dem alten Haus. Ich bin zurückgekommen, weil Min sich immer mehr isoliert hat und anfing zu trinken (im Moment trinkt sie wenig – hoffentlich bleibt es so!).
Erinnerst Du Dich an den Laden von Mr. Colfer? Und an Mr. Colfer selbst, der sich immer mindestens eine halbe Stunde Zeit genommen hat, um einen Kunden zu bedienen? Und an Peg, seine jüngste Tochter (eine gute Freundin von mir, die seit Ewigkeiten mit Reenys Sohn Monty liiert ist – Du erinnerst Dich doch an Reeny? Sie war eng mit Deiner Mam befreundet, obwohl sie überhaupt nicht fromm ist)? Aber egal – jedenfalls hat mir Peg zu Weihnachten zwei Bücher geschenkt, das eine von einem Priester, mit dem ich mal auf einer Protestdemonstration war, das andere von einer Amerikanerin, die früher mit Seán Bán Breathnach
verheiratet war, der eine Weile die Fußballspiele auf Irisch kommentiert hat. Es sind Bücher, die einem helfen sollen, das Leben besser zu meistern.
Peg hat mir erzählt, dass beide Autoren inzwischen Millionäre sind, und zwar vor allem deswegen, weil die Leute glauben, dass sie Iren sind – also nicht speziell Iren, sondern Kelten (bei den Iren denken die Leute anscheinend, dass sie ständig besoffen aus den Bars torkeln und einander verprügeln, während die Kelten mehr Niveau haben).
Ich möchte Dich etwas fragen, Markey. Meinst Du, ich könnte auch ein Buch schreiben, so ein Buch mit guten Ratschlägen, eine Art Lebenshilfe?
Ich bin doch mindestens genauso keltisch wie diese beiden Autoren. Und ich kann schreiben – als Anhang schicke ich Dir meinen Lebenslauf, dem kannst Du entnehmen, dass ich im Lauf der Jahre bei verschiedenen Jobs alles Mögliche geschrieben habe: Werbetexte, Weiterbildungs- und Informationsbroschüren. Und ich brauche unbedingt eine Arbeit, die ich zu Hause erledigen kann, damit ich gleichzeitig auf Min aufpassen kann, weil ich manchmal den Eindruck habe, sie ist wirklich depressiv.
Ich weiß, dass Rare Medical Books ein Vertrieb ist, kein Verlag, aber Du kennst doch bestimmt Leute in der amerikanischen Verlagswelt. Könntest Du vielleicht für mich einen Kontakt zu einer Agentin oder einem Agenten herstellen, der oder die auf solche Projekte spezialisiert ist? Es ist nur mal so ein Versuchsballon, aber ehrlich gesagt, Markey – nach allem, was ich gelesen habe, könnte jedes Kind das besser als diese Leute. Ich habe den Eindruck, solche Bücher müssen vor allem lebensbejahend und optimistisch klingen. Und das schaffe ich auch. Mühelos.
Zum Beispiel:
Rosie Barrys Vier-Punkte-Programm für den mittleren Abschnitt der Reise, das sogenannte GOLV -Prinzip!
Haben Sie jede Menge Lebenserfahrung, sind aber innerlich jung geblieben?
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass den turbulenten Jahren, die man als die »Mitte des Lebens« bezeichnet, nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird? Und finden Sie auch, dass diese Jahre einerseits anstrengend, andererseits aber auch sehr bereichernd sind?
Das GOLV -Prinzip basiert auf den Qualitäten, die Sie im Lauf Ihres Lebens erworben haben: Weisheit, Genussfähigkeit und eine positive Grundeinstellung.
Sie sollten sich nicht, nur weil die Jahre vergehen, in eine Richtung drängen lassen, die Sie gar nicht einschlagen wollen.
G enießen Sie das Leben – genau wie bisher!
O hne Angst geht’s besser – Angst ist
Kostenlos Online Lesen 
