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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Tisch stellen konnte.
     
    Wir waren fast wieder zu Hause, als Min fragte: »Wie viel Uhr ist es?«
    »Halb eins«, sagte ich. »Noch sehr früh«, fügte ich hinzu, in der Hoffnung, dass sie meinen warnenden Unterton bemerkte.

    »Hast du die Seite mit dem Kreuzworträtsel schon gelesen?«, erkundigte sie sich.
    Mit anderen Worten: Sie wollte in den Pub, gleichgültig, welche Uhrzeit es war.
    »Wir könnten doch in die Stadt fahren«, sagte ich. »Einen Schaufensterbummel machen. Vielleicht finden wir ja einen neuen Korb für Bell – der, den sie jetzt hat, löst sich langsam in seine Bestandteile auf.« Es heißt ja immer, man soll nie jemandem etwas verbieten, ohne einen Gegenvorschlag zu machen. »Oder hast du Lust, mit dem Auto irgendwo hinzufahren? Es würde uns bestimmt guttun, mal aus Dublin rauszukommen.«
    »Warum das denn? Was passt dir nicht an Dublin?«, erwiderte sie. »In einer Stunde bin ich wieder da.«
    Und schon war sie unterwegs zum Kilbride Inn.
    Ich nahm den Bus in die Innenstadt und schaute mich bei Eason noch einmal in der Ratgeber-Abteilung um. Ich bin keine Anti-Alkoholikerin, wirklich nicht. Ich trinke gern ein, zwei Gläschen Wein zu einem guten Essen. Früher konnten es natürlich auch gern mal etwas mehr sein, wenn sich die Mahlzeit in die Länge zog, weil sich zwischendurch so viel abspielte, alle möglichen menschlichen Interaktionen, bei denen man rot wurde oder verstummte oder zurückzuckte, da man aus Versehen die Hand des Gegenübers berührt hatte. Nie wieder? Musste ich mich damit abfinden? Ja, vermutlich schon.
    Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken.
    Nichts. Es gab nichts, was gegen diese unstillbare Sehnsucht nach langen, alkoholisierten Mahlzeiten mit einem Menschen, der verliebte Signale aussandte, helfen konnte. Nichts, was es einem erleichterte, mit der Traurigkeit fertigzuwerden.
    Und an diesem Abend erreichte mein Projekt seinen Tiefpunkt.

    [email protected] an RosieB
     
    Ich habe Deine Idee mit den vier Punkten bei verschiedenen Leuten ausprobiert. Sie haben alle gegrinst und fanden die Idee mit dem GOLV-Prinzip sehr originell.
    Aber die Agentin wollte vor allem etwas über Dich erfahren, und ich habe ihr gesagt, dass Du maßlos intelligent bist. Als Nächstes wollte sie wissen, wie Du aussiehst, und ich antwortete, dass ich Dich schon länger nicht mehr gesehen habe, aber dass Du damals ausgesprochen hübsch warst. Sie fragte, wie viele Jahre das her sei, und zu meiner Verblüffung musste ich feststellen: Es sind schon mehr als dreißig Jahre! Daraufhin erklärte sie, bedauerlicherweise sei es in diesem Sektor des Buchmarkts absolut entscheidend, wie gut sich ein Autor vermarkten lässt, und wenn er oder sie nicht jung und hübsch ist, dann funktioniert es höchstens noch mit dem Prominentenbonus, à la Shirley MacLaine.
    Rosie – gib nicht auf! Ich werde weiterhin nach einem Agenten/ Verlag Ausschau halten. Und meinst Du es ernst damit, dass Du jederzeit nach Amerika kommen könntest? Ich muss nämlich demnächst zur Antiquariats-Messe nach New York. Wollen wir uns da treffen? Mein Terminplan ist zwar schon ziemlich vollgepackt und hektisch, aber ich würde versuchen, den ersten Vormittag freizuschaufeln und alles andere auf später zu verschieben, weil ich Dir wenigstens ein paar von meinen Lieblingsplätzen in New York zeigen möchte. Manhattan ist nicht wie Dublin – man muss früh aufstehen, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
    Es ist wunderbar, dass wir wieder Kontakt haben. Bitte, komm – wenn’s irgend geht.

3
    T ess, Peg und ich gingen nach dem Kino noch ein Eis essen, obwohl der Rock meines pinkfarbenen Kostüms schon etwas spannte.
    »So was ziehst du an, wenn du ins Kino gehst?«, fragte Tess ungläubig. »Na ja, ist schon in Ordnung für die junge Dame, sie ist einen Kopf größer als ich, nur ein Strich in der Landschaft und kleidet sich im Stil von Jackie Kennedy, mit Kostümchen und allem Drum und Dran.«
    »Irgendwann muss ich es doch anziehen«, entgegnete ich defensiv. »Sonst lohnt es sich doch gar nicht, dass ich es gekauft habe.«
    Mit diesem Kostüm hatte ich kein Glück. Min war dabei, als ich es kaufte, und sie sagte zur Verkäuferin, ich hätte offenbar den Verstand verloren, denn kein vernünftiger Mensch würde eine Farbe wählen, auf der man jeden Fleck sehen konnte. Ich warf ein, ich hätte in der Wüste bei Isfahan Nomadinnen kennengelernt, die sehr viel Pink trugen und über und über mit Staub bedeckt waren, aber

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