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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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an der Südostküste gebaut hat, als er Vorarbeiter bei einem Steinbruch war. Ich bin hier glücklicher, als ich es je irgendwo war (obwohl – erinnerst Du Dich an das kleine Haus in den Sanddünen bei Ostende? Das war auch ein glückliches Haus, stimmt’s?). Die Idylle geht nun allerdings dem Ende entgegen. Das Grundstück gehört meiner Tante. Sie hat kein Interesse daran, es zu behalten, und außerdem möchte sie das Geld haben, das sie zweifellos dafür bekommen wird.
    Aber vorher will ich feiern: Weil meine Tante aus den USA zurückkommt und weil ich dankbar bin für diesen herrlichen Sommer und weil ich meine Freunde einladen möchte (und weil ich Geburtstag habe, aber es ist kein runder). Deshalb will ich in dem Haus ein kleines Picknick veranstalten, und zwar am 5. September (Flauberts Todestag) – eine Art winterliche fête champêtre .
    Leo – meinst Du, Du könntest kommen? Hast Du Zeit, und fühlst Du Dich fit genug? Um diese Jahreszeit gibt es Direktflüge von Ancona nach Dublin, ich habe gerade nachgesehen. Am 3. September ist noch jede Menge Platz. Die Flüge sind total billig, also habe ich einfach auf Deinen Namen einen gebucht (die Details schicke ich als Anhang). Aber es ist auch KEIN PROBLEM, wenn Du keinen Gebrauch davon machst.

    Ich weiß, wie selten Du zurzeit unterwegs bist, und ich traue mich kaum, Dich zu bitten, auch nur über meinen Vorschlag nachzudenken. Aber Deine Anwesenheit würde mir sehr viel bedeuten. Ich habe vieles falsch verstanden, als wir uns in Macerata getroffen haben; ich hatte noch nicht begriffen, dass die Zeit gekommen ist, unsere Freundschaft auf eine andere Ebene zu bringen als bisher. Aber ich möchte unbedingt eine Freundschaft. Wenn Du es auch möchtest. Und ich kann Dich in Kilbride unterbringen, im Haus meiner Tante – sie kommt erst am Tag des Picknicks zurück.
    Wenn Du kommst, bring Deinen ombrello mit - piove sempre , wie Du damals gesagt hast, als Du in Dublin warst und wir in Tessas Haus gewohnt haben.
    Ruf doch bitte meine Nummer in Dublin an. Ich kann den Anrufbeantworter von einer Telefonzelle hier in der Nähe abhören. (In Stoneytown selbst gibt es kein Netz.)
    Ich wünsche Dir alles, alles Gute, unabhängig davon, wie Du Dich entscheidest.
    Rosie.

19
    A m Dienstag rief ich als Allererstes Tessa an und fragte sie demütig, ob sie vielleicht kommen und mir bei den Partyvorbereitungen helfen könne. Tess war einfach so tüchtig und effizient. Und es gab noch ein paar andere Dinge, zu denen ich ihre Meinung hören wollte. Zum Beispiel fand ich, dass mein Hintern immer üppiger wurde. Wenn das nicht aufhörte, sah ich bald aus wie die Venus von Willendorf. Konnte ich irgendetwas dagegen unternehmen? Und wie war das mit der Schokolade? Ich hatte für Schokolade bisher nie besonders viel übriggehabt, aber in letzter Zeit konnte es passieren, dass ich in der Dunkelheit den ganzen Weg zum Auto zurücklegte, nur um zur Tankstelle zu fahren, weil ich dringend Schokolade brauchte. Wenn sie allerdings das Wort »Übergewicht« oder »Diät« auch nur in den Mund nahm, würde ich sie verprügeln.
    Sie reagierte genau so, wie ich es gehofft hatte. »Klar komme ich«, sagte sie. »Partys waren ja noch nie deine Stärke.«
    »Es muss alles perfekt sein, Tess. Ich möchte, dass Min von Stoneytown begeistert ist, damit sie das Haus nicht verkauft. Und ich möchte, dass es ist wie der Schluss von Figaros Hochzeit .«
    »Wer kommt denn alles?«
    »Vielleicht kommt Leo.«
    »Na, dann ist ja alles gut, wenn Doctor Death persönlich kommt.«

    Ich atmete tief durch, um nicht zu kontern. »Und ich möchte, dass da, wo meine armen Vorfahren so ein hartes Leben hatten, etwas Schönes und Gutes stattfindet. Alles soll ganz anders sein als in Mins Kindheit und Jugend – sogar für die kleine Hündin soll es anders sein als früher, weil sie ja bestimmt von den Steinbruchhunden abstammt und …«
    »Hast du einen Kühlschrank, um mal zu den konkreten Fragen zu kommen?«
    »Aber ganz abgesehen von den Steinbrucharbeitern – ich möchte, dass das zugrunde liegende Thema meines Festes das Gleiche ist wie bei Mozarts komischen Opern.«
    Sie wollte diesen Satz erst übergehen, das merkte ich, aber dann war ihre Neugier doch zu groß. »Ach ja?«, sagt sie vage.
    »Ja. Das Verzeihen.«
     
    Als ich drei Tage vor dem Picknick in den Garten ging, um Mother Ireland ein paar frische Löwenzahnblätter zu bringen, hörte ich, wie jemand von der Anhöhe meinen Namen rief. Ich blickte

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