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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Beispiel darauf, ob er denkt, er besitzt die Frau. Das kann jede fertigmachen.« Sie starrte nachdenklich vor sich hin.
    »Ja, stimmt«, sagte ich. »Dadurch kann man sich noch einsamer fühlen, als wenn der andere nicht weiß, wer Salman Rushdie ist.«
    »Wer ist Salman Rushdie?«
    Und wieder fingen wir beide an zu kichern.
     
    Am nächsten Morgen gingen wir schwimmen, Tessie in einem richtigen Badeanzug, ich in Unterhosen und T-Shirt. Danach kochten wir in dem Elektrokocher zwei Frühstückseier, Tess probierte ihre Lachspaste und stellte sie danach in der Speisekammer unter eine Servierplatte, die sie mit Steinen sicherte, und ich versuchte etwas von dem großen Sommerpudding, einem Brotpudding mit Früchten, den ich zubereitet hatte.
    »Für die Soße brauchen wir noch Himbeeren«, sagte ich zu Tess. »Es können auch gefrorene sein. Und Sahne. Am Sonntag fangen wir dann an abzunehmen.«

    Nach dem Frühstück stellten wir Futter und Wasser für den Hund bereit und packten Bell in ihren Reisekorb.
    Als wir über die Anhöhe gingen, sagte ich: »Jetzt brauchen wir nur noch hübsche Dirndl, dann können wir uns als Mitglieder der Trapp-Familie ausgeben.« Und Tess machte mich darauf aufmerksam, dass tatsächlich Musik die stille Morgenluft erfüllte. Drüben in Milbay spielte jemand die Beatles: »I wanna hold your hand …«
    »Immer noch ein klasse Song, oder?«, sagte ich, aber Tess hörte mir nicht zu.
    »Ich weiß echt nicht, was du an ihm findest«, murmelte sie, und ich verstand natürlich gleich, wen sie meinte. »Aber andererseits weiß man ja nie so genau, was die Leute aneinander finden.«
    »Ich weiß, was sie an George Clooney finden«, sagte ich.
    »Stimmt.«
     
    Ich entdeckte Leo, als er mit langsamen Schritten die Ankunftshalle durchquerte. Er trug einen wunderschönen Leinenanzug, der ihn sofort als Nicht-Iren kennzeichnete. Vor Mitleid krampfte sich mein Herz zusammen. Dass ein Mann, den ich immer als sehr dominant erlebt hatte, innerhalb kürzester Zeit so zerbrechlich werden konnte!
    Dabei war er nur fünf Jahre älter als ich! Außer einer Bordtasche und einer Aktenmappe hatte er kein Gepäck dabei, aber er schien trotzdem schwer beladen. Ich quetschte mich unter der Schranke durch und rannte zu ihm, weil ich ihm helfen wollte. Er hielt mich einen Moment von sich weg, um mich zu betrachten. Dann verbeugte er sich und sagte leise: »Ich freue mich, wie immer, dein strahlendes Gesicht zu sehen.«
    Ich konnte das Kompliment leider nicht erwidern, aber ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine. Seine Anziehungskraft hatte noch nie etwas mit Vitalität
zu tun gehabt – vielleicht verfolgte er gerade deshalb, weil er auf allen anderen Ebenen so wenig ausdrucksvoll war, sein stummes erotisches Leben mit verblüffender Konzentration und Intensität. Aber ich hatte ihn immer schön gefunden, auf eine altmodische Art. Er besaß einen ähnlich distinguierten Stil wie Ingrid Bergmans Ehemann in Casablanca . Das hatte ich ihm allerdings nie gesagt, erstens, weil er den Film möglicherweise nie gesehen hatte, und zweitens, weil wir einander nie etwas Persönliches sagten. Wir waren höflich und zurückhaltend im Alltag, wie Kollegen. Als würde das, was wir im Bett von uns zeigten, jede zusätzliche Information überflüssig machen.
    Aber die Bett-Jahre waren vorüber. Und aus der Nähe sah ich wieder, was mir schon in Macerata aufgefallen war: Zwar war Leos Haut angenehm gebräunt, seine Haare waren makellos frisiert, und er lächelte und murmelte wie immer, aber die Halbmonde unter seinen Augen waren bläulich geschwollen. Es ging ihm nicht gut.
    »Wie schön, dass du hier bist!«, sagte ich und führte ihn nach draußen. Und ich meinte, was ich sagte.
    An den untätigen Abenden in Stoneytown war ich in Gedanken zurückgegangen in die Zimmer, in denen ich gewohnt hatte, und zu den Menschen, die ich gekannt hatte. Und natürlich zu den Liebhabern, mit denen ich geschlafen hatte und die aus meinem Leben verschwunden waren, und zwar so endgültig, als wären sie zusammen mit Atlantis in den Wellen versunken. Vielleicht bestand ja die Chance, dass es mit Leo und mir nicht so endete, auch wenn die Leidenschaft aus unserer Beziehung gewichen war. Ich hatte jetzt die Möglichkeit, aus etwas, das früher vielleicht zu nichts zerfallen wäre, etwas Neues zu schaffen.
    »Wie viele Jahre ist es her, dass ich in Dublin war?«, fragte Leo. Er hob den Kopf und lächelte dem lebhaften

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