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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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sagst du dazu?«
    Der Spott in ihrer Stimme war für keinen von uns zu überhören.
    »Meine Mutter wollte mir aus Fatima ein paar Korkbaum-Schösslinge mitbringen«, verkündete Andy. »Aber dann ist sie doch nicht hingefahren. Korkbäume sind sehr interessant.« Diese Mitteilung war an niemanden direkt gerichtet, und es reagierte auch keiner darauf, aber ich lächelte ihm zu. Ich war ihm dankbar dafür, dass er versuchte, die Spannung zu überspielen. »Ich würde auch nach meiner Mutter rufen«, fuhr er fort – er hatte ein paar Glas Wein getrunken, und sein Gesicht war so rot, wie ich es noch nie gesehen hatte. »Heute Morgen war ich schon mit ihr unterwegs – ihr alter Renault macht Probleme, und sie musste Blumen ausliefern.«
    »Ich habe sie vor dem Renault gewarnt«, brummte Monty. »Und danach habe ich mit ihr eine Tasse Tee getrunken, und ihre Hand hat ein bisschen gezittert – ihr wisst ja, wie das bei älteren Leuten ist. Aber ich habe echt einen Schrecken bekommen, als ich das gesehen habe. Sie ist gut in Form, aber sie ist eben schon über achtzig. Ich habe mir überlegt, ob ich sie vielleicht lieber mitnehmen soll nach Laos. Sie sagt, sie will nicht, aber was meint ihr? Würde es ihr dort besser gehen als hier?«
    Niemand schien eine Meinung dazu zu haben.
    Zum Schluss erklärte er hilflos, aber stolz: »Sie ist mein Ein und Alles. Wie es so schön heißt – die beste Freundin eines Mannes ist seine Mutter.«
    »Arme Pearl«, flüsterte ich Tessa leise zu. »Mütter, die von ihren Söhnen so geliebt werden, könnten genauso gut in den Knast gehen.«
    Aber Tessas Miene verdüsterte sich. »Ich würde jederzeit mit ihr tauschen«, flüsterte sie zurück.

    Wir hatten geplant, als zweites Dessert Bananen auf dem Herd zu braten, mit braunem Zucker und Sahne und Rum, aber wie sich herausstellte, waren nicht genug Bananen da, denn Peg hatte sie an Mother Ireland verfüttert, um das arme Schwein ein bisschen zu verwöhnen. Peg versprach, diesen Fauxpas später durch eine Überraschung wiedergutzumachen. Also futterten wir jeder eine Schale Cornflakes, um irgendetwas zu essen, damit wir wieder nüchtern wurden. Danach machten wir einen kleinen Spaziergang, an Leos Tempo angepasst.
    Als wir am Schweinestall vorbeikamen, grunzte Mother Ireland fröhlich. Bestimmt wollte sie noch mehr Bananen. »Eine Kadenz«, sagte ich zu Leo, und er musste lachen. Wie schön das klang! In Macerata hatte er nie gelacht. Nicht einmal gelächelt hatte er.
    Die Ziegen waren auf dem ersten Feld, samt drei kleinen Zicklein, ganz weiß und mit irren, goldenen Augen. Plötzlich kippte meine Laune, und mir wurde beklommen ums Herz. Als ich die wunderschönen Zicklein das erste Mal sah, hatte ich natürlich gleich an die Kinder gedacht, die ich nie gehabt hatte. Jedes Mal, wenn ich eines der Tiere erblickte, musste ich gegen den Wunsch ankämpfen, es mir quer über den Bauch zu legen und den lebendigen, warmen Körper auf meiner Haut zu spüren.
    Ich stand mit den anderen am Zaun und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ.
    Niemand ahnt, was ich fühle, dachte ich. Und ich weiß umgekehrt auch nicht, was die anderen fühlen. Dadurch wird es aber umso wertvoller, dass wir uns trotzdem die Mühe machen, zusammen zu sein.
    Die erste abendliche Brise wehte durch Pegs feines blondes Haar.
    »Leo ist müde«, sagte sie. »Ich finde, wir sollten zurückgehen. Meine Überraschung ist übrigens, dass ich Frankfurter und Brötchen
mitgebracht habe – falls jemand Appetit darauf hat. Und Senf. Den von der leckeren, flüssigen Sorte.«
    »Gut gemacht, mein Mädchen!«, lobte Monty sie, und sie warf ihm einen so verzweifelten Blick zu, dass es mir lieber gewesen wäre, ich hätte es nicht mitgekriegt.
    »Man kann den Mond sehen, obwohl es noch taghell ist«, sagte Tess. »Wie ist das eigentlich möglich? Ich hätte wirklich aufs College gehen sollen.«
    »Und ich brauche jetzt unbedingt einen Hotdog«, verkündete Andy. Der Hund hüpfte neugierig um uns herum, weil er das Wort »dog« gehört hatte.
    Ich nahm Peg an der Hand, und gemeinsam rannten wir den Abhang hinunter, wie zwei kleine Mädchen. Allerdings spürte ich unterwegs, dass wir uns doch etwas unbeholfen bewegten.
    »Er hat eine andere«, flüsterte sie mir zu. »Sie denkt, er ist der liebe Gott persönlich, und das gefällt ihm. Sie ist achtundzwanzig …«
    Als ich ihren Kopf festhielt, um ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn zu drücken, spürte ich, dass ihre Haare nass

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