Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
gesagt, dass irgendwelche verrückten Amerikaner dir Geld geben wollen? Warum kaufst du mit dem Geld nicht das Haus? Das ist doch Geld, mit dem du nicht gerechnet hast, oder?«
Ich jagte ihm einen Schrecken ein, weil ich so abrupt aufsprang, dass ich den alten Stuhl umwarf. Ich brüllte los: »Monty! Andy! Ich brauche einen von euch! Schnell! Bitte! Schnell!«
Und als Monty vom Hügel heruntergerannt kam, nahm ich mir nicht einmal die Zeit, ihm zu erklären, was los war.
»Monty, hast du ein paar Euro-Münzen? Bitte, fahr mich zu der Telefonzelle unten an der Hauptstraße – geht das?«
In der Telefonzelle erledigte ich einen dringenden Anruf, während Monty den Wagen wendete.
Ich rief lieber in Markeys Büro an, denn wenn ich ihn noch einmal zu Hause aufweckte, würde er mir garantiert die Nase abbeißen.
»Liebster Markey, das ist eine Nachricht für dich, weil du ja mein Agent bist. Geschäftlich und sehr dringend! Könntest du Louis anrufen und ihn fragen, wie viel er für einen Geschirrhandtuch-Text bezahlt? Mir war das nicht klar, aber diese Tücher sind für die Leute wirklich wichtig. Es ist gar keine abwegige Idee, solche Texte zu schreiben. Wenn er eine einigermaßen vernünftige Summe bietet, dann könnte ich das Geld Min als Anzahlung für das alte Haus anbieten und ihr dann den Rest in Raten zahlen, von meinem nächsten Job. Kannst du heute noch mit Louis sprechen? Min ist auf der Heimreise, und es wäre einfach wunderbar, wenn ich das alles noch an meinem Geburtstag regeln könnte. Eigentlich ist sowieso gerade alles ganz wunderbar – unser kleines Buch ist sehr hübsch, ich habe noch nie so ein tolles Geschenk bekommen, obwohl es nur neun Gedanken sind und obwohl Louis es nicht haben möchte. Du hast mir eine Riesenfreude gemacht, Markey, und es ist ein herrlicher Tag. Den Rest überlasse ich dir, Markey …«
Die Verbindung brach ab. Alle Münzen waren verbraucht.
Na ja, das Wichtigste hatte ich gesagt.
»Hi! Wo sind die Mädels?«
Andy winkte mir und Monty fröhlich zu. Er saß am Tisch, den Hund zu seinen Füßen. Er schien Leo demonstrativ zu ignorieren, aber dann merkte ich erst, dass Leo hinter seiner Sonnenbrille eingeschlafen war, die langen, schmalen Hände anmutig im Schoß gefaltet. Ein so eleganter Mann, und er war gezwungen gewesen, an seiner Zimmerwirtin vorbeizuschleichen und seine Klamotten zurückzulassen! Er war nicht gesund, er war erschöpft – und dann musste er sich auch noch dermaßen erniedrigen.
»Er ist total k.o., der Ärmste«, murmelte Andy.
Tessa kam durch die Hintertür. »Die Tarte ist fertig – fertiger geht’s nicht«, verkündete sie. »Jemand muss die Teller holen!«
Leo wachte auf und aß ein bisschen Mousse und Salat und Spargel. Als er wieder wegdöste, sagte ich: »Hast du schon mal vom Fünf-Uhr-Tee mit dem Hutmacher und dem Schnapphasen gehört? Erinnerst du dich an die Haselmaus? Die schläft immer vor sich hin, und erst gießen die anderen ihr heißen Tee über die Nase, und dann versuchen sie, die Maus in die Teekanne zu stopfen. Wenn du nicht aufpasst, stopfe ich dich auch noch in die Teekanne.«
»Ach, lass mich doch einfach«, erwiderte er friedlich. »Ich habe keine Ahnung, worüber die anderen reden, und ich kann nicht so laut schreien wie deine Freunde. Und ich bin gern bereit, mich in die Teekanne stopfen zu lassen. Ich habe nicht gewusst, wie ich dir von meiner finanziellen Situation erzählen soll, aber jetzt, nachdem es heraus ist, bin ich richtig glücklich.«
Er zog sich den Panama-Hut übers Gesicht, ich stopfte ihm noch eine Decke in den Rücken, und schon war er wieder eingeschlafen.
Die anderen wurden dafür umso lauter.
Ich hörte mich selbst sagen, während ich eine Birne zerteilte: »Wisst ihr, es bricht mir das Herz, dass ich meine gute alte Min verliere.«
»Du verlierst sie doch nicht, sie ist nur …«
»Doch, ich verliere sie. Sie wird eine andere sein, wenn sie von ihrem Abenteuer zurückkommt.«
»Aber du bist sechsundfünfzig, du meine Güte!«
»Es ist völlig egal, wie alt man ist. Die Frau, die das Sunshine Home leitet, hat mir erzählt, dass die Leute dort ständig nach ihrer Mama weinen. Je älter sie sind, desto mehr weinen sie nach der Mama.«
»Was wollen sie denn alle von ihrer Mama?«, fragte Peg. Dann fing sie an zu lachen. »Wenn meine Mutter noch am Leben
wäre, dann würde sie meinen Vater fragen, ob er damit einverstanden ist, dass sie antwortet.« Sie wandte sich zu Monty. »Was
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