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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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geschwitzt waren.
    Leo war weit zurückgefallen, weil er so langsam ging. Ich wartete auf ihn.
    »Möchtest du vielleicht mit Monty nach Kilbride zurückfahren?«, fragte ich ihn leise. »Es ist erst fünf, aber dir reicht’s, glaube ich. Kommst du im Haus allein zurecht? Du kannst zu Enzo hochgehen, zum Abendessen.«
    »Natürlich komme ich allein dort zurecht. Ich fühle mich sehr wohl in dem Haus.«
    »Der Schlüssel hängt innen in der Tür«, sagte ich. »Du streckst die Hand durch den Briefkastenschlitz, dann kannst du ihn an der Schnur hochziehen. Aber vorher musst du klopfen, weil es sein kann, dass Min doch schon zurück ist. Wenn sie da ist, dann sag ihr doch bitte, dass ich heute Abend pünktlich um neun in
der Telefonzelle auf ihren Anruf warte. Ich will unbedingt wissen, was es Neues gibt. Und dich sehe ich morgen früh in Dublin, okay, Leo? Dann machen wir uns ein tolles Frühstück.«
    Wir gingen durch den Garten zur offenen Hintertür. Ich sammelte Gläser und Teller ein, genoss die Abendstimmung und stand eine Weile vor der Giebelwand, um die heranrollende Flut zu beobachten. Ich fand es wunderschön, wie der Schaumbogen vom Wasserrand vorwärtsgetragen wurde und dann langsam zur Seite wich. Dann ging ich zu den anderen, die im Kaminherd ein loderndes Feuer gemacht hatten. Ich aß ein Würstchen, das Peg für mich aus dem Topf mit kochendem Wasser angelte. Sowohl die Haustür als auch die Hintertür standen offen, und die Seeluft wehte durchs Haus hinauf zum Hügel, als wären wir in einem Tempel.
    »Min hat das Haus nicht mehr von innen gesehen, seit sie fünfzehn war«, sagte ich. »Sie ist ein einziges Mal mit meinem Vater mit dem Motorrad hierhergefahren, aber sie konnten nicht ins Haus. Sie haben in der Scheune geschlafen.«
    »Da gab’s doch garantiert Mäuse!« Peg schüttelte sich. »Mein Gott. Wahrscheinlich sind hier auch welche! Sie hätten über mich drüberlaufen können, als ich mich vorhin hingelegt habe. Ich finde, du bist völlig verrückt, Rosie, dass du hier übernachtest.«
    »Es gibt keine Mäuse. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Ich finde Rosie überhaupt nicht verrückt«, erklärte Tess loyal. »Es ist so friedlich hier.«
    Gleich sang Monty vor sich hin:
    »You may say I’m a dreamer,
    But I’m not the only one …«
     
    Bevor sie alle gingen, nahm ich Leo beiseite und erläuterte ihm ausführlich, wo man mit der Fernbedienung den Fernsehsender France-Inter einstellen konnte und wo die dunkle Schokolade
lag – ich hatte sie vor mir selbst hinter dem Collected Shakespeare versteckt. Ich versprach, morgen früh frisches Brot mitzubringen.
    Dann begleiteten der Hund und ich – und Bell, die zwanzig Schritte hinter uns blieb und so tat, als wäre sie ebenfalls ein Hund – die Gäste auf die Anhöhe, auf dem Weg zu ihren Autos. Die Umgebung hier hatte noch nie so schön ausgesehen. Hinter uns erstreckte sich das schimmernde Meer über den ganzen Horizont, und während wir redeten und lachten, war als Begleitmusik das Geräusch des groben Strandkieses zu hören, der, von den Wellen gekämmt, langsam nach vorn geschoben und dann mit einem leisen Seufzer wieder losgelassen wurde.
    »Es ist eine Halbinsel hier …«, begann ich.
    »Ich weiß«, unterbrach mich Monty munter. »Ich habe das gerade auch zu Leo gesagt. Und das macht viel aus, weil die Straße hier nicht herkommt. Vergiss Pitch and Putt – hier könnte einer von Irlands erlesensten Golfplätzen sein.«
    »Min hat gerade neulich erst das Wort ›Insel‹ verwendet, als sie mir erzählt hat, wie meine Mutter abgehauen ist. Sie hat gesagt, meine Mutter ist mit fünfzehn von der Insel weggegangen. Dann habe ich nachgeschaut – sie hat recht. Auf Irisch heißt das hier oilean aoife – Evas Insel. Laut Wörterbuch bedeutet ›oilean‹ sowohl Insel als auch isolierte, abgelegene Gegend.«
    »Stimmt«, sagte Monty. »Castleisland in Kerry ist auch überhaupt nicht in der Nähe des Meers.«
    Peg grinste. »Meine Güte, Monty, was du heute an Informationen auspackst!«
    »Evas Insel wäre doch ein erstklassiger Name für einen Golfplatz«, erwiderte Monty nur.
    »Gibt es denn nichts anderes auf der Welt als Golf?« Peg schrie jetzt fast.
    Wir anderen schwiegen. Das Rauschen und Klatschen der Wellen drang von den Felsen zu uns. Zarte Ringeltauben, weiß und grau wie die Luft, schwirrten in Richtung Wald.

    »Deine Mutter ist abgehauen«, murmelte Monty nachdenklich, »aber gebracht hat das nichts.«
    »Es kommt darauf an, was

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