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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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– das darf ich ihr gar nicht erzählen, aber ich werde mich nie davon erholen. Als er seinen Bericht übers Telefon diktiert hat, da hat er ganz am Schluss gesagt: ›So wie’s aussieht, sind auf ihrem Gesicht getrocknete Tränenspuren.‹«

22
    I ch versuchte sofort, Markey anzurufen, aber weder bei ihm zu Hause noch in seinem Büro nahm jemand ab. Ich konnte immer nur eine Nachricht hinterlassen. Dann rannte ich durch den Wald zurück zum Haus, stolpernd und fluchend. Dort warf ich ein paar Sachen in meine Tasche, verriegelte alles und flehte meine kleine Hündin an, doch bitte, bitte mitzukommen. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich beteuerte ihr, dass ich sie brauche. Aber sie wollte und konnte nicht ins Auto klettern. Ich fuhr trotzdem nach Dublin zurück und hörte unterwegs im Radio eine Sendung über Frösche, auf die ich mich mit aller Kraft konzentrierte, um an nichts anderes denken zu müssen. Als ich dann in Kilbride ankam, war ich einigermaßen gefasst.
    Es war nicht Luz, die den Tränenwasserfall ausgelöst hatte, der nun endlich versiegt war. Klar, ich hielt es kaum aus, an die Angst und Panik dieser fröhlichen Frau zu denken. Aber viel schlimmer war für mich, dass Min heute nicht nach Hause kam.
    MarkC an RosieB
     
    MACH DIR KEINE SORGEN.
    Ich bin schon unterwegs. Billy ist doch Arzt, und er kommt mit, um nach Luz zu sehen.

    Wenn sie sich einigermaßen erholt hat, können die beiden in der Wohnung über Medical Rare Books wohnen. Sonst nehmen wir sie mit zu uns.
    Bitte bedank Dich nicht bei mir. Das meine ich ganz ernst. Deine Tante hat so viel für meine Mutter getan. Ich bin froh, dass ich ihr etwas zurückgeben kann.
    Alles Liebe,
    Markey
    Ich saß zweieinhalb Tage neben dem Telefon, während weit weg von mir die Folgen des Unglücks behandelt wurden. Ich versuchte, nicht über meine eigene Situation nachzudenken, denn sonst überkam mich immer gleich die Angst – ich war schon so lange fort von der Halbinsel, dass sich der Hund bestimmt aus dem Staub gemacht hatte.
    Ich redete mit Leo darüber und fuhr nach Stoneytown. Mein Herz klopfte so heftig, dass mir fast übel wurde. Ich parkte den Wagen in der Höhle im kleinen Steinbruch und schleppte mich mit gesenktem Blick über die Anhöhe. Erst als ich das Gartentor erreicht hatte, wagte ich es, mich umzusehen. Und da stand sie, meine kleine schwarze Hündin, und schaute mich an. Sie wartete an der Hintertür. Wir waren beide so schüchtern wie zwei frisch Verliebte.
    Dann ging ich mit ihr über das Gelände. Ich registrierte voll angespannter Aufmerksamkeit, dass überall der Herbst bereits den Sommer vertrieb – ich fühlte mich wie jemand, der seiner Hinrichtung entgegensieht und den Kalender studiert. Am Feldweg blühten immer noch massenhaft Heckenrosen, aber die grünen Brombeeren verfärbten sich bereits rötlich, und bald würden sie schwarz-violett leuchten. Die Ranken am Giebel hingen tief herunter, weil sie so schwer wurden, und am Waldrand malte das herabgefallene Laub braune Tupfer auf Unterholz und
Schösslinge. Bunte Montbretien schmückten jede Hecke, jede Mauer. »Schulanfangsblumen« wurden sie von den Kindern genannt, weil sie nach den Sommerferien blühten. Am nächsten Morgen, als alles still war, hörte ich vom anderen Flussufer, wie eine Schulklasse auf Irisch ein Lied aus The Sound of Music sang: »Do, a Deer, a Female Deer.«
    Ich versuchte, meinen älter werdenden Körper als etwas zu betrachten, was mich mit der Natur verband. Goldene und rote abgefallene Blätter leuchteten auf der struppigen Wiese. Konnte ich meinen eigenen Herbst nicht auch als eine Zeit üppiger Farben betrachten? Am Feldweg streckten die NoNeed -Ziegen die Köpfe durch den Zaun und futterten Brombeeren und Hagebutten. Wartete nicht auch auf mich irgendwo eine reiche Ernte? Was nützte es, Erlebnissen und Gefühlen nachzutrauern, die niemals wiederkehren würden? Jugend, Leidenschaft, kritikloser Enthusiasmus, überschäumende Hoffnung – konnte ich es nicht akzeptieren, dass es sich durchaus lohnte, wenigstens noch ein bisschen etwas davon abzubekommen, selbst wenn man nicht mehr das ganze Paket bekam? Und wäre es nicht sogar vorstellbar, dass man glücklich sein konnte ohne das alles?
    MarkC an RosieB
     
    Was ist los? Als ich heute Morgen angerufen habe, war ein Mann am Apparat und sagte, Du bist wieder in Stoneytown. Wer ist dieser Typ? Ich habe gehört, dass es in Irland inzwischen viele Immigranten gibt, aber ich wusste nicht, dass

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