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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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als er gestorben ist«, sagte Markey, und während er Min in den verdrehten Ärmel ihres Mantels half, fügte er mit einem leisen Lachen hinzu: »Aber ich werde nicht so viel hinterlassen wie er.«
    »Hast du keine Kinder?«, fragte Min.
    »Ich meinte, nicht so viele Bücher .« Markey lächelte auf sie hinunter.
    Sie ließ nicht locker. Ich wandte mich ab. Natürlich hatte ich mir früher auch ausgemalt, Kinder mit ihm zu haben. In meiner Jugend dachten die Mädchen sofort ans Kinderkriegen, wenn sie in einen Jungen verliebt waren.
    »Ich habe keine eigenen Kinder«, sagte Markey. »Aber mein Partner hat erwachsene Kinder, die inzwischen schon selbst Kinder haben, und diese Enkelkinder sagen Grandad zu mir. Billy und ich, wir sind beide im Grandad’s Club in unserem Stadtteil. Demnächst fahren wir mit den Kindern nach Disneyworld.«
     
    Am Himmel über den Bürotürmen von New Jersey war keinerlei Bewegung zu erkennen.
    Während Min im Bad war, ließ ich mich auf das Sofa fallen. Klar, ich hatte keine spezifischen Erwartungen gehabt, aber
trotzdem war es so gewesen wie immer. In manchen Situationen hatte ich das Gefühl, als wäre in mir ein tiefer, dunkler See, und aus diesem See tauchte auf ein bestimmes Signal hin ein Monster auf, das vor Sehnsucht nur so tropfte – da reichte es schon, wenn mich jemand fünf Minuten lang mit wohlwollendem Interesse beobachtete. Ich hatte mich bereits als Markeys »beste Freundin von früher« gesehen, falls er allein war und jemanden brauchte. Und ich ärgerte mich auch jetzt wieder darüber, dass ich mich als junges Mädchen von meiner Ahnungslosigkeit so hatte in die Irre führen lassen. Damals gab es nirgends Schwule oder Lesben. In Büchern kamen gelegentlich welche vor, und vielleicht begegnete man ihnen im Zentrum von Dublin, vor allem in Theaterkreisen – aber in einem Stadtteil wie Kilbride schien so etwas undenkbar. Ich gurgelte ständig mit Mundwasser, weil ich dachte, ich hätte vielleicht Mundgeruch und Markey wollte mich deswegen nicht küssen. Ich vermutete, dass er zu fein und gebildet für mich war und dass ich mich nur für Jungs interessierte, die aus etwas gröberem Holz geschnitzt waren. Wenn ich doch nur auf die Idee gekommen wäre, dass jemand, den ich persönlich kannte, schwul sein könnte! Das hätte mir viel Kummer erspart.
    Endlich kam Min wieder aus dem Badezimmer. Ich schaffte es immerhin, nett zu lächeln, aber sie schaute mich gar nicht an.
    Sie behandelt mich wie die Kammerzofe in einer Oper, dachte ich. Die ist auch immer nur dazu da, um sich anzuhören, was die Heldin gerade denkt, und darf selbst nichts Wichtiges sagen.
    Umständlich reihte Min ihre Schätze auf dem Nachttisch neben ihrem Bett auf. Markeys Visitenkarte gehörte jetzt auch dazu, und seine Privatnummer war dick umrandet. Das fiel mir besonders auf, weil er es auf seiner Karte für mich ebenfalls getan hatte – und einen Moment lang hatte ich gedacht, er hätte ein Herz gemalt.

    »Wirklich sehr schade, dass Marcus Großvater ist«, sagte Min im Plauderton.
    Ich musste mich wappnen, weil ich es nicht ertragen konnte, wenn sie mich bemitleidete. Und noch weniger konnte ich es ertragen, wenn sie mich auslachte.
    »Wieso?«, fragte ich mit gespielter Überraschung. »Was ist so schlimm daran, wenn jemand Großvater ist?«
    »Er hätte mir hervorragend in den Kram gepasst«, sagte meine Tante.
    »Was soll das heißen?«
    Sie kletterte ins Bett, in dem eleganten Nachthemd, das ich ihr für das Sunshine Home gekauft hatte. Dabei hatte sie gesagt, so etwas würde sie im Leben nicht anziehen. Ihre Haare standen nach allen Seiten ab.
    »Weshalb regst du dich so auf? Neun Jahre Altersunterschied haben hierzulande gar nichts zu bedeuten«, erwiderte sie mürrisch. »Ich sehe das doch dauernd im Fernsehen. Demi Moore und dieser, wie heißt er noch gleich, oder dieser andere Typ, der Lastwagenfahrer, den Elizabeth Taylor aufgegabelt hat, da, wo sie alle hingehen, um Drogen zu nehmen.«
    »Zehn Jahre«, korrigierte ich sie. »Es sind zehn Jahre Altersunterschied, nicht neun. Er hat nach dir Geburtstag. Außerdem konntest du ihn doch früher nie leiden, Min! Und du kennst ihn gar nicht, so, wie er jetzt ist – du warst nur ein einziges Mal mit ihm essen.«
    »Das ist mir schon klar«, entgegnete Min. »Aber dass er ein toller Mann ist, das sieht doch ein Blinder. Seine Mutter war auch eine sehr liebe Frau. Und ich habe einen wichtigen Entschluss gefasst, als du mich in dieses Heim mit den

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