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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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zu betrachten.
    »Ich muss dir etwas sagen, Rosie«, begann Min. »Ich mache mir Sorgen um das Haus. Ich weiß nicht, ob ich den Metalleimer unter der Spüle geleert habe, bevor du mich in dieses Sunshine Home gebracht hast. Und Abfälle locken die Mäuse an. Womöglich ist inzwischen das ganze Haus voller Mäuse.«
    »Aber Bell ist doch da, oder?«, wandte ich ein. »Warum sollten wir also plötzlich Mäuse haben? Bisher war das doch noch nie ein Problem. Und außerdem bist du ja schon bald wieder zu Hause.«
    »Nein«, entgegnete Min. »Ich fliege noch nicht wieder nach Hause.«
    Mir blieb der Mund offen stehen.
    »Aber du musst zurück!«, rief ich. Das erstbeste Argument, das mir einfiel, war ihre Katze. »Denk doch nur an Bell. Sie hängt so an dir und kann sonst niemanden leiden.«
    » Du fliegst nach Hause«, verkündete Min. »Ich nicht. Ich habe fast noch nichts gesehen, und das Ticket hat ein Vermögen gekostet. Ich habe mich schon bei der Flugbegleiterin erkundigt, und die hat gesagt, ich kann es umbuchen. Und dann habe ich den Mann bei der Einreise gefragt, was der Stempel in meinem Pass bedeutet, und er meinte, ich muss erst in neunzig Tagen
zurück – glaube ich. Das finde ich gut. Hier im Haus gibt es genug Jobs für mich, um mich sogar neunhundert Tage lang zu beschäftigen – ich weiß, was die brauchen. Zum Beispiel suchen die Leute dringend Babysitter, die Englisch sprechen, und das ist noch nicht mal illegal – wenn man für jemanden, der hier wohnt, auf die Kinder aufpasst, hat es nichts mit dem Harmony Hotel zu tun. Es sind ja die Gäste, die einen bezahlen. Das haben mir die Mädchen von unten erklärt. Außerdem habe ich den Priester gefragt, ob ich irgendwo wohnen kann, und er hat gesagt: Solange man weiß ist und Englisch spricht und bereit ist, jede Arbeit zu machen, kann man in New York nicht verhungern. Die Leute kommen alle zu ihm, weil er Spanisch spricht, wie die meisten von ihnen. Aber auch ein paar der Chinesen gehen zu ihm. Ich habe ihm gesagt, dass ich Erfahrung als Wäscherin habe«, fügte sie hinzu. »Eigentlich sollte das ein Witz sein – aber es stimmt ja. Ich habe mein Leben lang gearbeitet, aber Geld verdient habe ich nur mit dem Waschen.«
    »Ich glaube, dir geht’s nicht gut!« Ich war völlig außer mir. »Selbst wenn der Typ ein Priester ist, sind diese Jobs allesamt illegal. Das ist doch entsetzlich – da will jemand eine arme alte Frau ausnutzen und sie als Waschfrau arbeiten lassen, und dann auch noch schwarz.«
    »Was soll daran entsetzlich sein?«, rief sie empört. »Ich finde es nicht schlimm. Kein Mensch, den ich kenne, findet es schlimm. Du spinnst.«
    »Min!« Jetzt konnte ich mich nicht mehr beherrschen. »Du hast dich total blamiert! Du bist in Dublin in der Hauptpost gestürzt, die Polizei musste dich nach Hause bringen, und die ganze Nachbarschaft hat gesehen, dass du dich nicht mehr auf den Beinen halten konntest. Sie mussten dich in dein Haus tragen. Du hast gesabbert . Du warst nicht mehr fähig, für dich selbst zu sorgen. Nur deshalb bin ich doch nach Kilbride gekommen. Weiß der Himmel, was sonst passiert wäre. Und das ganze letzte
Jahr bist du oft tagelang im Bett geblieben, und du wolltest nichts essen. Man musste dir die Nahrung in den Mund schieben! Und wenn du doch mal aus dem Haus gegangen bist, hattest du anschließend immer eine Alkoholfahne. Manchmal wusstest du kaum noch, wie ich heiße. Es war wirklich übel. Nur deshalb habe ich ja darauf bestanden, dass du in das Sunshine Home gehst. Okay? Und warum das alles? Du bist nie aus Kilbride herausgekommen, seit ich geboren wurde, und plötzlich spielst du die Frau von Welt?«
    »Mir gefällt es hier«, antwortete sie schlicht. »Hier habe ich wenigstens einen Grund, morgens aufzustehen.« Dann schlug sie einen etwas aggressiveren Ton an. »Ich habe mir ja auch keine Sorgen um dich gemacht, als du in die weite Welt gezogen bist, obwohl du damals keinen Funken gesunden Menschenverstand besessen hast. Du bist in Länder gereist, in denen du kein Wort der Sprache konntest. Aber du hast deinen Platz gefunden und alle möglichen Jobs gemacht. Und genau das mache ich jetzt auch. Also, lass dir meinetwegen keine grauen Haare wachsen.«
    »Aber was ist, wenn du krank wirst, Min? Wenn man in Amerika krank ist und kein Geld hat, ist man verraten und verkauft.«
    »Hast du dir solche Gedanken gemacht, als du in den Dschungel oder in die Wüste aufgebrochen bist? Hast du dir überlegt, was passiert,

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