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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Straßenrand, blieb aber noch eine ganze Weile reglos im Auto sitzen und atmete tief durch. Es war ein windiger, grauer Abend. Eine Stunde und zwanzig Minuten von dem Haus in Kilbride. Gar nicht übel. Obwohl im Sommer natürlich viel mehr Verkehr gewesen wäre.
    Als Dad das Boot wendete und mit regelmäßigen Ruderschlägen in Richtung Hütte strebte, war das Wasser bald wieder glatt wie Seide. Doch plötzlich und unerwartet kam durch das ruhige Wasser der Irish Sea etwas auf uns zugesaust, das aussah wie ein kleiner Wirbelsturm.
    »Makrelen!«, rief Daddy. »Ein ganzer Schwarm Makrelen, guter Gott!«
    Die Oberfläche des Wassers brach auf. Die Fische schwammen um das Boot herum, um möglichst schnell weiterzukommen, und weil sie so zahlreich waren, wurden manche nach oben gedrückt, sie mussten aus dem öligen Wasser springen, und während sie sprangen, bildeten sie einen silbernen Bogen, sie schimmerten grün und blau und grauschwarz und verwandelten die ganze Szenerie in einen rasenden Wirbel, ohne einen Ton von sich zu geben, nur das Spritzen des Wassers war zu hören und das Aufklatschen, wenn eine Makrele unten in unserem Boot aufschlug – ein paar waren versehentlich über den Rand gesprungen und starben jetzt zuckend auf dem Holz.
    Mein Vater war außer sich vor Freude. »Warte nur, bis Min das sieht! Wir bringen ihr Fische mit! Dabei haben wir nicht mal eine Angel!«
    Als wir zu unserem Kiesstrand kamen, zerrte er das Boot an Land, zog sein Hemd aus und band die Ärmel zusammen. So entstand eine Art Sack, den er mit Fischen vollpacken konnte.
Dann stürmte er los, weil er es nicht erwarten konnte, Min zu überraschen.
    Aber kurz bevor wir in den Lichtschein traten, der aus der Tür fiel, blieb er noch einmal stehen, beugte sich zu mir herunter und flüsterte: »Sag ihr bitte nicht, dass wir Stoneytown gesehen haben. Sie redet nicht gern darüber.«
    Dann rannten wir ins Haus. Es war wie im Film: mein Dad halbnackt, lachend und stolz, und ich, fast genauso stolz und froh, wieder zu Hause zu sein.
     
    Das Tor des Trainingslagers war zu hoch, um darüberzuklettern. Sehen konnte ich nichts. Das graue Licht der Abenddämmerung ging rasch in finstere Nacht über, genau wie an dem Abend, als die Fische um unser Boot herumtanzten. Ich hätte eine Taschenlampe gebraucht, um die Kette und das Vorhängeschloss richtig inspizieren zu können. Aber ich hatte natürlich keine dabei.
    »Ich komme wieder«, flüsterte ich. »Wartet’s nur ab. Morgen früh bin ich wieder hier, um das Haus in Besitz zu nehmen.«
    In dem Moment wurde es taghell – als hätte jemand meinen Schwur gehört.
    Etwa hundert Meter hinter dem Tor gingen zwei riesige Sicherheitsscheinwerfer an. Sie beleuchteten das Gelände: die zerbrochenen Fenster des nächsten Hauses, eine Straße mit Rissen und Schlaglöchern, aus denen Gras wuchs, das wuchernde Gestrüpp, das auf der Lagerseite des Tors mit dem Maschendraht verwachsen war. Auch die ehemaligen Schilderhäuschen auf beiden Seiten des Eingangs konnte ich jetzt deutlich erkennen. Sie waren zur Hälfte mit trockenem Laub aufgefüllt. Der Wald stand außerhalb des Lichtkegels, stumm und dunkler als der Nachthimmel.
    Warte nur, bis Min das sieht! Bis sie erfährt, dass ihr jetzt das Haus ihrer Kindheit gehört! Sollte ich lieber zurückfahren und in Kilbride Ordnung schaffen? Sie kam bestimmt mit dem
nächsten Flieger. Ich musste Bell gründlich bürsten – sonst erwartete mich ein fürchterliches Donnerwetter. Außerdem beim Supermarkt einen Großeinkauf machen. Und die Luxusbettwäsche, die ich mir in New York gekauft hatte, verstecken.
    Ich setzte mich ins Auto und fuhr zurück nach Dublin, ganz schwindelig vor lauter Vorfreude.
    MarkC an RosieB
     
    Nur um meine Argumentation noch mal zu unterstreichen, Rosie:
    Die Menschen in den USA, die ja im Allgemeinen sehr sympathische Leute sind, verbringen ihr Alter damit, sich die Haare zu färben, zum fünften Mal zu heiraten, den Mount Rainier hinaufzuradeln, eine Ausbildung als Schreiner zu machen, sich Schönheitsoperationen zu unterziehen, zu reisen, sich in ihrem Stadttteil zu engagieren und so weiter. Sie sind permanent beschäftigt. Viele – und da schließe ich mich selbst ein – wollen auch noch ein bisschen Geld verdienen und verbringen gern viel Zeit mit ihren Enkeln.
    Hast Du Breitbandkabel, Rosie? Ich würde Dir nämlich gern die neueste Ausgabe der Zeitschrift MORE schicken. MORE richtet sich an Frauen über vierzig, und das ist ja

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