Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
COSANTA
Betr. South Milbay Air Corps (Junior) Training Camp – Fliegerkorps Trainingslager
Sehr geehrte Damen und Herren, der Minister für Verteidigung, Mr. Hal McFadden, T. D., hat die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass das Gelände in Milbay, welches unter dem Act for the Defence of the Realm (1892) und unter einer Notverordnung vom Ministerium übernommen worden war, nun vom Ministerium wieder abgegeben wird, nachdem die Erfordernisse für die Luftfahrt neu bewertet wurden. In der nahen Zukunft ist eine grundlegende Umgestaltung des Geländes geplant, welche u.a. einen Zugang zur Straße, Stufen zu einem öffentlichen Strand sowie Neubewaldung usw. beinhaltet.
Das Ministerium wurde darauf hingewiesen, dass ein Wohnhaus am Milbay Point, im Bezirk Baile na gCloch (Stoneytown), anders als die in der Nähe befindlichen Häuser, nicht käuflich erworben, sondern nur für eine längere Pachtdauer zur Verfügung gestellt wurde, wie in einem Vertrag, datiert September 1948, festgehalten ist. Dies geschah auf Betreiben des Besitzers, Mr. Joseph Connors. In besagtem Vertrag wurde festgelegt, dass bei Ablauf der Pacht das Grundstück (einschließlich Wegerecht, bislang unerschlossen, Obsthain und verschiedenen Nebengebäuden, Uferrechten et alia (Registerkarte Nr. WEX/39/577) an seine Tochter Marinda Connors übergehen
soll. Dem Wählerverzeichnis zufolge lebt eine Miss Marinda Connors an der obigen Adresse. Auf Anfrage kann eine Kopie des Pachtvertrags zugestellt werden.
Zugang zu dem Gelände kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausschließlich durch die Abteilung für Gebäudeerhaltung der Luftwaffe, Casement Aerodrome, Baldonnel, gewährt werden. Dort können die Schlüssel für das Tor zum ehemaligen Trainingslager provisorisch an Miss Connors oder an eine von ihr beauftragte Person übergeben werden, zusammen mit dem Originalschlüssel zu dem Haus. Kennwort Milbay Point/Privathaus – bitte bei jeder Nachfrage angeben. Es sollte noch erwähnt werden, dass dieses Grundstück zwar vom Verteidigungsministerium übernommen, jedoch nie genutzt wurde. Das Haus wurde daher nie renoviert und seit vielen Jahren nicht mehr betreten.
Mit freundlichen Grüßen,
Und dann irgendeine Unterschrift.
Ich schaute auf die Uhr. Die Zeit war knapp. Aber vielleicht reichte sie, um hin- und zurückzufahren.
Ein leises Klopfen. Ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Gleich darauf streckte Andy Sutton den Kopf zur Tür herein.
»Hallo, Rose! Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, da habe ich gedacht, ich schau mal kurz vorbei und …«
»Andy! Du kommst gerade richtig. Wie fährt man am besten von hier nach Milbay?«
Er war sofort Feuer und Flamme. »Ich habe den neuesten Straßenatlas im Wagen«, verkündete er stolz, obwohl er doch eigentlich nie prahlte. »Den braucht man wirklich, weil jetzt überall diese Autobahnen sind.«
Er ging hinaus, um den Atlas zu holen, samt seinen Buntstiften, damit er verschiedene Routen aufzeichnen konnte. Das
dauerte alles ganz schön lange. Ich musste ihn immer wieder ermahnen, er solle sich bitte beeilen. Ich wollte nicht, dass es dunkel wurde, bevor ich losfuhr.
»Warum hast du’s denn so eilig?«, wollte er wissen. »Kann das Ganze – ich weiß ja gar nicht, was du vorhast – nicht ein paar Tage warten? Wenn du mir rechtzeitig Bescheid gibst, kann ich dich auch mit meinem Truck hinfahren. Ich kenne die Gegend wie meine Westentasche, weil ich doch immer die Tiere nach Rosslare bringen muss.«
Aber ich konnte nicht warten. »Andy – ich verrate dir ein Geheimnis. Ich will in die Siedlung fahren, in der meine Mutter und Min aufgewachsen sind, auf der anderen Seite von Milbay. Vielleicht schaffe ich es ja sogar, in ihr Haus zu kommen und alles dort anzufassen. Wer weiß.«
»Du hast es noch nie gesehen?«
»Nur ein einziges Mal, vom Meer aus, mehr nicht. Und auch da nur ganz kurz. Ich war damals neun oder zehn. Drück mir die Daumen, dass es klappt.«
Einmal, als wir zu Beginn der Ferien in die Hütte kamen, entdeckte mein Vater ein kleines Ruderboot, das zwischen die Zementblöcke, auf denen die Hütte stand, gezwängt worden war. Er sagte, ich solle in den Zwischenraum kriechen und nachsehen, ob das Boot Ruder hatte. Und tatsächlich, ich entdeckte zwei einwandfreie Ruder. Wir zogen also das Boot heraus, zerrten es über den Rasen und schoben es hinunter zu unserem kleinen Kiesstrand.
Min rief: »Dann wollen wir doch mal sehen, ob du uns einen Fisch fangen kannst.« Das sollte ein
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