Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
Vom Netzwerk:
Nachdenken, schnell! Seit wann verfolgte ihn der Spitzel? Wo hatte er ihn zum ersten Mal bemerkt? Am Freitagabend, vor der Verhaftung von Frau Broscheck. Und am Donnerstag hatte er den Sebalds auf den Zahn gefühlt. „Ludwig Sebald hat Ihnen erzählt, dass ich Nachforschungen anstelle, da haben Sie beschlossen, mir einen Schatten anzuhängen!“
    Pabst bestätigte seine Worte nicht, aber Hendrik hatte trotzdem das Gefühl, ins Schwarze getroffen zu haben. „Lassen Sie die Finger von der Sache“, sagte der Major. „Ich versichere Ihnen, ich habe mit dem Mord an Herrn Unger nicht das Geringste zu tun.“
    „Wovor fürchten Sie sich dann?“
    „Ich fürchte mich vor gar nichts. Aber es ist nicht gut, zu viel in Dingen herumzuwühlen, deren Ausmaß Sie nicht begreifen.“
    „Weil ich sonst auf die Hintergründe anderer Morde stoßen könnte? Zum Beispiel die an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg?“
    „Ich hatte gehofft, Sie wären so klug, diese Dinge nicht zu erwähnen. Sie stellen mich vor ein Problem, nicht wahr? Kann ich Sie herumlaufen und dummes Zeug verbreiten lassen?“
    Hendrik spiegelte das Lächeln seines Gegenübers. Keine Schwäche zeigen! Dies war ein Duell, vielleicht sogar eines auf Leben und Tod!
    „Ich weiß natürlich, von wem Sie diese Informationen haben“, sagte der Major. „Ludwig Sebald ist ein guter Mann, aber sein Bruder ist ein Schwächling. Aus der Art geschlagen, verweichlicht. Ein Verräter. Und Verräter verfallen der Feme.“
    War das eine Morddrohung? Hendrik nahm sich vor, Leander bei nächster Gelegenheit zu warnen. „Wenn Sie Max Unger nicht kennen, wie kommt es dann, dass er Ihre damaligen Aktionen finanziert hat?“
    „Sie wollen also die Wahrheit über die Exekution der Spartakusführer hören? Sie haben natürlich vollkommen recht, ich habe diese angeordnet.“ Pabst lehnte sich selbstgefällig zurück und lachte Hendrik ins Gesicht. Er wusste, dass ihn nie jemand belangen würde.
    „Exekution? Wohl eher feiger Mord!“ Hendrik war sich darüber im Klaren, dass er ein gefährliches Spiel spielte, wenn er sein Gegenüber reizte, aber nur so würde er Informationen bekommen.
    „Ein militärisches Standgericht. Ich habe mich mit meinem Adjutanten und meinem Stellvertreter beraten, und wir sind zu demselben Ergebnis gekommen: Die Brut muss ausgerottet werden! Wir werden nicht zulassen, dass die Herrschaft der Minderwertigen unser Volk in den Untergang treibt. Meine Männer waren allesamt begeistert dabei, als sie hörten, worum es ging. Brave Kerls!“
    „Mord bleibt Mord, mit welch schönen Worten Sie diese Tatsache auch immer verbrämen.“
    „Wenn Sie ein Geschwür im Körper haben, schneiden Sie es heraus. Die beiden Volksverhetzer waren ein Geschwür im Körper des deutschen Volkes, und niemand sonst brachte den Mut auf, zum Skalpell zu greifen. Ich habe Versammlungen besucht, auf denen Liebknecht sprach, das hat mir gezeigt, was für ein geschickter Demagoge er war. Die Luxemburg war noch schlimmer, die war mit ihrem Mundwerk gefährlicher als eine Kompanie Soldaten mit entsicherten Waffen. Selbst einige meiner eigenen Leute hat sie infiziert! Eine erstaunliche Frau, alles was recht ist! Sie hat ihren Rocksaum genäht und im Faust gelesen, während sie auf ihre Hinrichtung wartete. Und sie war klug genug zu wissen, was ihr bevorstand. Weiß Gott, ich bereue keine Sekunde, dieses gefährliche Weib ausgeschaltet zu haben!“
    „Und man hat Sie nie zur Verantwortung gezogen?“
    „Wer hätte das tun sollen? Man hat mich natürlich zur Berichterstattung in die Reichskanzlei bestellt, das schon. Ich bin mit den besten meiner Männer hin. Die hätten mich notfalls mit Gewalt herausgeholt. Aber das war gar nicht nötig. Ebert und Noske haben mir die Hand gedrückt. Gemeinsam haben wir uns darauf geeinigt, ein Ermittlungsverfahren durch das Kriegsgericht unserer Division einzuleiten, und das war’s.“
    „Den Bock zum Gärtner gemacht.“
    „Kriegsgerichtsrat Jorns, der die Untersuchung leitete, bekam seine Anweisungen von mir. Mein Freund Canaris war einer der Richter und hat zusammen mit mir die Fäden gezogen. Eine armselige Sache, das gebe ich zu. Irgendwie unter meinem Niveau. Aber es hat seinen Zweck erfüllt, das ist die Hauptsache. Hin und wieder muss man den regierenden Sozialdemokraten einen Brocken hinwerfen, damit sie nicht bellen. Die Hauptsache ist, dass eine Gefahr für unser Vaterland abgewendet wurde, ohne die Ehre der Armee

Weitere Kostenlose Bücher