Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
aber sie sind erwachsen. Mit den meisten von ihnen bin ich seit Jahren zusammen, und es gab noch nicht einmal eine Schlägerei. Es wird schon mal hitzig, aber es kam noch nie zu einem Zwischenfall. Und das sollten Sie wissen, wenn Sie wirklich alles gelesen haben, was Sie bekommen konnten.«
Sie sah ihn noch einen Moment lang an, ihre blauen Augen suchten die seinen, dann nickte sie. »Ich verstehe, Jake. Aber was wird passieren, wenn es wirklich Ärger gibt?«
»Ich werde allen sagen, dass sie auf Sie hören und tun sollen, was Sie anordnen. Und ich werde der Erste sein, der seinem eigenen Rat folgt.«
»Was ist, wenn dazu keine Zeit bleibt? Was ist, wenn Sie tot sind, weil Sie in dieser Kammer irgendeine uralte Falle ausgelöst haben oder ein Zerg Sie angegriffen hat, weil er dieses Ding für den Hive haben will?«
Darauf hätte er wohl gefasst sein müssen, aber er war es nicht. Jake blinzelte und zögerte. »Ich nehme an, das Team würde sich in einem solchen Fall automatisch an Sie wenden.«
»Nicht wenn sie es nicht gewöhnt sind.«
Die Lösung wehte Jake entgegen wie der Duft von Wiesenblumen in einer Sommerbrise. Süß und vollkommen.
»Sie haben Recht«, sagte er unvermittelt. »Gewöhnen wir sie daran. Ich erwarte Sie morgen früh bei der Ausgrabungsstätte.«
Er brachte es fertig, nicht laut über den Ausdruck auf ihrem Gesicht zu lachen. Sie stieß ein altes angelsächsisches Wort aus, das Darms gefallen hätte.
»Ich bin eine ausgebildete Spezialistin. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen!«
»Sie haben doch selbst gesagt, dass es da eigentlich nicht viel zu tun gibt«, konterte Jake. Oh, wie er grinsen wollte. »Und Sie haben Ihrer Besorgnis darüber Ausdruck verliehen, dass meine Leute sich vielleicht nicht automatisch an Sie wenden könnten, wenn mir, was der Himmel verhüten möge, etwas zustoßen sollte. Meiner Meinung nach wären beide Probleme gelöst, wenn Sie sich morgen zusammen mit dem Rest von uns die Hände dreckig machen würden.«
Einen Moment lang fragte er sich, wie derart kühle blaue Augen so einen hitzigen BBlck hervorbringen konnten. Dann sah er, wie die Andeutung eines Lächelns ihre Lippen bewegte. »Touche«, sagte sie. »Touche.«
An ihrem ersten Tag war sie im Grunde genommen schikaniert worden. Jakes gesamtes Team schien voller Schadenfreude darauf aus zu sein, R. M. die nicht nur Jake ein wenig elitär vorgekommen war, die niedrigsten Arbeiten aufzubürden.
Zu Jakes Überraschung hatte R. M. sich ohne zu klagen ans Werk gemacht, und zum Ende des dritten Tages wurde die zierliche Frau, die Jake vermutlich mit ihrem bloßen Daumen hätte töten können, so behandelt, als habe sie schon immer zum Team gehört.
An diesem Punkt der Ausgrabung waren die meisten Arbeiten tatsächlich sehr niedriger Art. Das Erdreich und die Kristalle ein Stück von dem eigentlichen Artefakt entfernt konnten leicht mittels Maschinen entfernt werden. Aber als sie bis auf einen Meter an den Tempel heran waren, bestand Jake darauf, dass mit Handwerkzeugen gearbeitet wurde. Und als sie diese Lage Erdreich entfernt hatten, machten sie mit Bürsten, kleinen Hämmern und Meißeln weiter und tragen dabei Handschuhe.
Nach dem ersten Erfolg schien das Team nun in einen chronischen Zustand der Unzufriedenheit zu verfallen. Jake hatte etwas Großes entdeckt, aber es hatte nichts mit der Ausgrabung des Tempels selbst zu tun, und der Umstand, dass sie zu spät zu jenem Erlebnis dazugekommen waren, deprimierte sie.
Obwohl Jake Erfahrung darin hatte, schwindender Moral wieder Auftrieb zu geben, setzte ein solcher Mangel an Begeisterung für gewöhnlich erst ein, wenn die Ausgrabung schon ein paar Monate angedauert hatte. Bereits in der ersten Woche dagegen angehen zu müssen, war mühselig – aber er hatte einen Plan. Jeden Tag nahm er drei oder vier Angehörige seines Teams mit hinein, um verschiedene Höhlen zu erkunden. Sie zeichneten alles auf, und Jake sprach die Kommentare über seltsam facettierte Zeichnungen des lebenden Artefakts, kaum merkliche Abstufungen des Bodens oder neue Tönungen der vielfarbigen Streifen, die sich wie Blutgefäße durch Wände und Böden zogen.
Eine andere Richtung, in die er ihre Energien oft leitete, war der Erdboden, der den Bereich umgab und der reich an Fossilien war. Etliche Mitglieder seines Teams, darunter auch Leslie, hatten nicht nur Abschlüsse in Archäologie, sondern auch in Paläontologie und Paläobotanik, und er war dankbar für diese nützliche
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