Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
geworfen.
Er hatte keine Ahnung, wo er war. Er setzte sich vorsichtig auf und sah sich um. Das Wort »Fluchtkapsel« tauchte in seinem Gehirn auf. Er krümmte sich und barg den Kopf in den Armen, als die Erinnerung ihn siedend heiß überfiel.
»Was zum…«, flüsterte Jake.
»Ah, guten Morgen, Dornröschen«, erklang die Stimme einer Frau.
Jake blinzelte und schnappte nach Luft, während die Erinnerung sich zurückzog. Er drehte sich um und sah eine zierliche Person vor den Kontrollen der Fluchtkapsel sitzen. Sie schaute zu ihm herüber und wirkte etwas besorgt. Die Art, wie sich ihr Haar bewegte, als sie den Kopf wandte, bezauberte ihn.
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie aufwachen würden. Sie waren vierundzwanzig Stunden lang besinnungslos.«
Er blinzelte benommen. Besinnungslos… Ohne auch nur darüber nachzudenken, griff er nach dem Geist der Frau und pflückte die Information daraus, die er brauchte.
Als hätte er einen Schrank voller Ungeheuer geöffnet, fielen die Erinnerungen – seine eigenen wie auch die von R. M. – über ihn her, und abermals keuchte er und fasste sich an den Kopf.
- sondern das Blut
- Die sterbende Protoss – der Verrat durch R. M. – die Aufhebung der Resoz von Marcus Wright – überall Blut…
»Darius? Kendra…« Er unterbrach die Aufzählung von Namen, als sich Rosemarys Gedanken über ihn ergossen, nicht als Angriff diesmal, sondern wie warmer Honig.
»Jake… hören Sie. Sie und ich, wir hatten verdammtes Glück, dass wir selbst davonkamen. Ich hatte keine Chance, Ihr oder mein Team herauszubringen. Ich musste sie zurücklassen, wenn wir es schaffen wollten. Wir wären alle gestorben, wenn ich zurückgegangen wäre, um auch nur einen von ihnen herauszuholen.«
Es stimmte, wie ihm bewusst wurde, und Trauer und Entsetzen wallten in ihm auf, während er in ihre kühlen blauen Augen sah, deren Blick jetzt sanft war und einen Hauch von Mitgefühl aufwies.
Er wusste nun, was sie wusste: Sie rennt mit dem toten Gewicht Jake Ramseys auf den schmalen Schultern den Gang hinunter; bleibt stehen und versteckt Jake, während sie eiskalt das Feuer auf Leute eröffnet, mit denen sie zuvor noch im Bunde war. Schleicht sich leise an Marcus Wright vorbei, der sich einen seiner früheren Freunde geschnappt hat und ihn nun buchstäblich in Stücke reißt. Schleudert Jake in die Fluchtkapsel und stürzt an die Kontrollen, während im Schiff die Hölle tobt…
»Kein angenehmes Gefühl, Gedanken zu lesen, hm?«, fragte Rosemary und richtete den Blick wieder auf die Instrumente.
Jake schüttelte den Kopf, »Es ist schrecklich.«
»Dann lassen Sie es doch sein.«
»Glauben Sie mir, das versuche ich ja.«
Und tatsächlich schien er kein so offenes Ziel mehr für wahllose Gedanken zu sein, wie es zuvor der Fall gewesen war. Aber er brauchte nicht die Gedanken eines anderen Menschen, um sich krank und furchtbar und von Trauer gepeinigt zu fühlen.
»Sie glauben doch nicht…« Jakes Stimme verebbte.
Rosemary lachte humorlos. »Hey, Prof… ich muss kein Gedankenleser sein, um zu wissen, was Sie denken. Ihre Freunde werden es so oder so nicht schaffen.«
»Warum plagen Sie sich überhaupt mit mir herum? Warum haben Sie mich nicht einfach liegen gelassen und sind verschwunden?«
Rosemary seufzte. Ihre Finger bewegten sich rasch über die Konsole.
»Jake, Sie sind im Moment einzigartig. Das macht Sie nützlich und wertvoll. Wir werden beide gesucht, also müssen wir einander vertrauen. Das liegt nicht in meiner Natur, wie ich eingestehen muss, aber als dieser Marine sein Gewehr auf mich richtete, wurden Sie und ich zu Partnern, ob uns das nun passt oder nicht. Was Sie wissen, könnte uns irgendwann als Trumpf nützlich sein.«
Er hätte wohl versuchen sollen, jetzt ihre Gedanken zu lesen, um zu erfahren, ob sie vorhatte, ihn ein zweites Mal zu hintergehen. Aber er brachte die Energie nicht auf. In Jakes Kopf jagten sich die Erinnerungen, die er sein Leben lang besessen hatte. Aber irgendwie hatten sie jetzt eine neue Farbe, ihre Resonanz war stärker, wie ein altes Gemälde, das sorgfältig restauriert worden war. Die meisten Erinnerungen waren nur Schnipsel von irgendetwas, ein, zwei Worte oder ein Bild – und jetzt war es, als durchlebte er sie noch einmal.
*
Darius, der bei einer Ausgrabung zu beschäftigt war, um auf Jakes Anfrage, ob er sich dem Team anschließen wolle, zu antworten, funkelte ihn unter dem roten Himmel Melkoras an. » Wer sind Sie, und was zum
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