Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
dieser wunderbaren Frau auszukosten, bevor er sich auf das Dach der Detektei translozierte.
*
Nach Kyrians Geschmack hatte Wachhund Ash die Botschaft an Jennas Vater viel zu schnell überbracht. Kaum standen sie vor Noirs und Vincents Apartment, materialisierte sich der Engel vor der Wohnungstür.
Jenna klingelte, und kurze Zeit später aktivierte sich die kleine Kamera über der Tür, wie ein blinkender roter Punkt verriet.
»Es ist Jenna!«, hörte Kyrian Vincent durch die geschlossene Tür rufen. Der Klanführer öffnete jedoch erst, nachdem ein Scanner, der in die Kamera integriert war, ihre Energiesignaturen überprüft hatte. Kyrian hörte das leise Summen. Magnus hatte Noirs Wohnung mit den höchsten Sicherheitsstandards ausstatten lassen.
»Jenna!« Vincent, der lediglich eine Jogginghose anhatte, grinste sie erleichtert an, wobei er sein schlafendes Baby an die nackte Brust gedrückt hielt. In den kräftigen Armen des Klanführers sah es winzig aus. Von dem Bündel war kaum etwas zu erkennen, so eingepackt war es. Der Kleine trug einen blauen Strampelanzug und ein weißes Mützchen, unter dem schwarze Haare hervorspitzten.
Kyrian war froh, dass die Hexe und ihr Kind lebten. Vincent hätte es wohl nicht überstanden, wäre ihnen etwas zugestoßen. Kyr kon n te seinen Klanführer jetzt, da er selbst jemanden in sein Herz g e schlossen hatte, gut verstehen.
Zu seiner Überraschung reichte Vincent ihm die Hand. »Ich bin froh, dass du sie zurückgebracht hast.«
Ob Vincent wusste, wie viel ihm diese Geste bedeutete? Sie nahm eine ungeheure Last von ihm. Er wollte nicht im Streit mit dem Klan auseinandergehen. Hier hatte er ein Zuhause gefunden. Es würde schwer werden, es zu verlassen.
»Ich würde mein Leben für sie geben«, sagte Kyrian, ohne Jenna anzusehen, weil sich seine Wangen erwärmten. Verdammt, was war das denn? Solche Reaktionen kannte er nicht.
Vincent grinste wissend und wandte sich an Jenna. »Magst du Ph i lippe mal halten?«
Als sie lächelte, wirkte sie gleich weniger erschöpft. »Ihr habt ihm den Namen von Noirs Dad gegeben?«
»Hm, und von meinem Vater.« Vincent räusperte sich. »Er hieß Dagur.«
»Willkommen in dieser Welt, Philippe Dagur.« Vorsichtig drückte Jenna das Füßchen des Babys. »Ich werde ihn später knuddeln, wenn ich sauber bin. Ich will euch auch nicht lange stören, nur eben nach Noir sehen.«
»Das wird aber auch Zeit«, rief die Hexe von irgendwo weiter hi n ten aus der Wohnung.
Grinsend öffnete Vincent die Tür ganz und ließ Jenna hinein. »Sie ist im Schlafzimmer.«
Kyrian blieb mit Ash und Vincent im Flur zurück, während er hö r te, wie Jenna und Noir aufgeregt miteinander redeten.
»Du bist also eine Elfe?«, sagte Noir. »Na das sind mal Neuigke i ten.« Sie berichtete von ihrer Entführung und der Geburt, wobei Jenna eine Kurzfassung ihrer Erlebnisse von sich gab. Dabei lobte sie immer wieder Kyrian, was ihm erneut die Hitze ins Gesicht trieb. Besser, er hörte nicht hin.
Er räusperte sich und trat einen Schritt zur Seite, weil Ash ihm r e gelrecht im Nacken saß. »Ich will euch auch nicht lange aufhalten, sondern nur fragen, ob ich noch persönliche Sachen aus der Wo h nung holen darf. Dann werde ich verschwinden.«
Eigentlich hatte er keine persönlichen Sachen. Alles, was er besaß, hatte Noir ihm gekauft oder er von dem Geld bezahlt, das er hier verdient hatte. Er würde bloß duschen, sich frische Kleidung anzi e hen und danach … mal sehen.
»Du darfst bleiben, so lange du willst«, sagte Vincent, und Kyrian dachte erst, er hätte sich verhört.
»Ist das dein Ernst?«
»Mein voller Ernst.«
Träge sickerten Vincents Worte in sein Gehirn. Er konnte es noch gar nicht glauben. Alles in seinem Kopf drehte sich, die Stimmen von Vince, Ash, Noir und Jenna vermischten sich zu einem Sum m ton, der ihn schwindlig werden ließ.
Jetzt, wo sich die gesamte Situation geändert hatte, er im Klan bleiben durfte und Lothaire nicht mehr sein Unwesen trieb, sah auf einmal alles anders aus. Jenna und Myra waren gerettet, und Kyrian hatte keinen Grund mehr, sein Leben für einen psychopathischen Herrscher zu riskieren. Zum ersten Mal konnte er tun, was er wollte.
Er war frei.
Frei!
Vor seinem geistigen Auge sah er nur noch Jenna, ein Leben mit ihr und wie er mit ihr alt wurde. Diese Gedanken erschreckten ihn, waren neu für ihn, und dennoch hatte er Riesenlust auf dieses unb e kannte große Abenteuer.
Kyrian wollte Jenna mehr als
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