Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
hatte.«
»Du hast gewusst, dass Lothaire mich suchte, nicht wahr?«
»Ich hatte es vermutet. Nach allem, was die Seherin sagte, musste ich davon ausgehen, dass er dich unbedingt will.«
»Er glaubte, ich sei reiner als Dante und dass mehr helles Blut in mir fließt … So etwas in der Art hat er gesagt. Dabei kann ich mich nicht einmal translozieren.«
»Du könntest es bestimmt lernen.«
Das hatte Dante auch gemeint. »Wahrscheinlich hätte Lothaire mich auch für seine grausamen Experimente benutzt. Er wollte eine Superrasse züchten, um alle anderen Arten zu unterjochen.« Zum Glück hatte Kyr sie da rausgeholt. Jenna wollte nicht daran denken, was ansonsten aus ihr geworden wäre.
Ihr Vater nickte und wirkte nicht überrascht. »Ben und ich haben dein Blut untersucht. Deine DNA unterdrückt die Eigenschaften der dunklen Gene. Das hätte Lothaire sicher nicht gefallen. Wobei … Darum macht dir auch die Strahlung der gelben Kristalle kaum etwas aus. Lothaire hätte Wesen züchten können, die immun gegen unsere einzig wirksame Waffe wären.«
Moment, hatte er eben gesagt … »Ben wusste auch Bescheid?«
Dad seufzte. »Ich musste es einfach noch jemandem erzählen. Und nachdem ich bemerkte, wie gut ihr euch versteht und wie sehr er sich in der Klinik einbringt … Er hätte dich geheiratet, obwohl du Lothaires Tochter bist.«
»Oh, wie gnädig!« Plötzlich wallte der alte Zorn wieder auf und Jenna hätte am liebsten das Tontöpfchen gegen die kahle Wand g e schleudert. »Ihr behandelt mich ja, als wäre ich eine Aussätzige!«
»Bitte, beruhige dich. Wir wollten immer nur alle das Beste für dich.« Er griff über den Tisch und drückte ihre Hand. »Du bist wie eine echte Tochter für mich, Jenn, immer gewesen. Ich möchte nur, dass es dir gut geht.«
»Wolltet ihr mit meinem Blut auch eine Waffe herstellen?«, fragte sie mit erstickter Stimme. Sie konnte kaum glauben, was hinter ihrem Rücken alles abgelaufen war!
»Wir haben daran gedacht. Wir wissen, dass verschiedene Parteien versuchen, lebendige Kriegswaffen zu züchten. Vor Kurzem fiel uns ein Tagebuch in die Hände, in dem sogar die Rede davon ist, dass ein Magier bereits im 19. Jahrhundert versucht hat, aus Gargoyles mäc h tige Wesen zu erschaffen, die uns im Kampf gegen Dämonen und Dunkelelfen beistehen.«
»Ein Magier?« Ob Lothaire auch davon gehört hatte und daher seine Angst rührte?
»Ja«, sagte Dad. »Sein Name war Thomas Elwood. Wir sind dabei, die Aufzeichnungen und die seines Sohnes David zu entschlüsseln, denn sie enthalten auch wertvolle Informationen über den Stei n fluch.«
»Das könnte Noir und Vincent interessieren.«
»Wir beschäftigen eine Wissenschaftlerin damit, aber das soll dich jetzt nicht belasten. Nun erzähl schon, was hast du erlebt?«
Jenna erzählte, wie es ihr im Dunklen Land ergangen war. Auch den Mord sparte sie nicht aus. Sie wollte keine Lügen mehr.
Dad lauschte gebannt und verurteilte sie nicht. Er wirkte erleichtert und stolz, dass seine Tochter einen der größten Feinde der Magie r welt vernichtet hatte und ihr Bruder Dante vorhatte, ein neues, frie d liches Reich zu gründen.
»Du wirst immer meine Tochter sein«, sagte ihr Vater abschli e ßend. »Und auch wenn du Kyrian wählst, wird das nichts daran ä n dern. Obwohl ich ihm noch nicht ganz traue, akzeptiere ich deine Entscheidung, weil du ihm vertraust.«
»Danke, Dad«, sagte Jenna, ging um den Tisch und fiel in seine Arme. Trotz all der erschreckenden Wahrheiten war es schön, en d lich wieder zu Hause zu sein.
A ls Jenna aus der Badewanne stieg und sich ein T-Shirt s o wie einen Slip anzog, fühlte sie sich immer noch nicht müde genug, um schl a fen zu gehen. Der Nektar hatte sie au f gepuscht; außerdem war es bereits Mittag. Vielleicht sollte sie versuchen, bis abends durchzuha l ten, damit ihr Biorhythmus nicht vollends durcheinandergeriet. Sie könnte nach den Frauen sehen, doch sie wusste, sie wurden gut ve r sorgt. Daher wäre es wohl besser, sie blieb in ihrer Wohnung, um Abstand zu gewinnen. Jenna hatte sich zuvor schon informiert, die meisten waren in körperlich guter Verfassung und einige hatten die Klinik bereits verlassen. Andere würden in ein Schutzprogramm au f genommen werden, da sie als Dunkelelfen hier ebenfalls mit Angri f fen zu rechnen hatten. Auch auf der Magierseite gab es radikale Gruppen, die solche Wesen unter ihnen nicht willkommen hießen.
Ach, ihr ging einfach zu viel im Kopf umher, um
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