Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Gedanken bei seiner Tochter.
Neben ihm stand Dr. Benjamin Chastain, Jennas Exfreund, und reichte Noir einen Becher mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. »Trink das, bitte. Das ist zur Beruhigung.«
Noir gehorchte, nachdem ihr Vincent einen warnenden Blick g e schenkt hatte, und reichte Ben den Becher zurück. »Wann wird das Kind kommen?«
»In fünfzig Prozent aller Schwangerschaften führt ein vorzeitiger Blasensprung innerhalb von zwei Tagen zur Geburt«, erklärte Ben, der wesentlich entspannter wirkte als Dr. Fairchild.
Nick bemerkte allerdings seine zitternden Hände. Er musterte den Arzt flüchtig. Er besaß kurze braune Haare, ein männliches Gesicht, war schlank und entsprach durchaus Nicks Geschmack. Ben machte sich gewiss ebenso große Sorgen um seine ehemalige Freundin. W a rum sich Jenna wohl von ihm getrennt hatte?
»Da du schon richtige Wehen hast, kann das Kind auch eher kommen. Vielleicht in einer Stunde, vielleicht erst morgen«, schloss Ben.
Noir sah gefasst aus, aber Nick erkannte, wie sie mit sich kämpfte. »Eigentlich hatte ich mir das anders vorgestellt«, murmelte sie und drückte Vincents Hand. »Jenna sollte hier sein.«
Tief atmete sie durch und blickte alle der Reihe nach an: Vincent, die Ärzte, ihn und Jamie, der als Einziger ganz hinten im Raum stand und bemerkenswert ruhig war. Viel zu ruhig für Nicks Geschmack. Irgendwas stimmte nicht. Nick ließ ihn ohnehin nicht mehr aus den Augen, weil er glaubte, dass Jamie momentan mehr selbstmordg e fährdet war als jemals zuvor. Was würde der Zash tun, wenn das Baby kam? Nick wusste es nicht. Er würde auf jeden Fall Jamie nicht in Noirs Nähe lassen. Ihn juckte es ohnehin in den Fingern, den Kleinen schleunigst von hier fortzuschaffen. Sobald er wusste, was sie wegen Jenna unternahmen, würde er sich zuerst um Jamie kü m mern.
»Jennas Leben hat jetzt oberste Priorität«, sagte Noir. »Benjamin wird bei mir bleiben und sich um mich kümmern, aber ich brauche euch da draußen. Bei Jenn.« Aus großen Augen schaute sie zu Vi n cent. »Auch dich.«
Vehement schüttelte Vincent den Kopf. »Ich werde garantiert nicht von deiner Seite weichen.«
»Sobald das Baby kommt, wird Ben dich anrufen und du kannst dich sofort von Nicolas zu mir bringen lassen.«
Vincent war ihr Klanführer, es war seine Aufgabe, sich um seine Goyles zu kümmern. Das wusste er und deshalb sah er unglücklich aus. Nicolas konnte ihn verstehen, aber sie mussten Kyrian finden.
»Also, lasst uns noch mal angestrengt überlegen«, sagte Noir in die Runde. »Sie haben ihre Handys zurückgelassen, weshalb wir den Kontakt zu ihnen verloren haben. Doch Magnus kann zumindest Kyrian anhand seiner Energie-Signatur orten, wie alle Goyles. Jeder von ihnen ist so besonders, dass er andere Wellen abgibt.«
Nick spitzte die Ohren. Davon hatte er nichts gewusst und kam sich ein wenig beschattet vor.
Noir hatte wohl seinen missbilligenden Gesichtsausdruck bemerkt. »Ich hab das nur zu eurem Schutz eingerichtet, falls jemandem etwas passiert. Ich wollte euch demnächst darüber aufklären, wenn alles ordnungsgemäß funktioniert. Ich hoffe nur, Magnus bekommt ein Signal.« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Ich mache mir solche Vorwürfe! Ich habe Jenn geradezu aufgedrängt, Kyrian mitzune h men. Ich habe ihm vertraut.«
»Das haben wir alle«, knurrte Vincent.
»Falls er mit ihr ins Dunkle Land gegangen ist, ist sie verloren«, sagte Noir leise.
Das Reich der Dunkelelfen lag in einer anderen Dimension, daher konnten die irdischen Satelliten dort niemanden aufspüren. Nick dachte scharf nach. Magnus Thorne, Noirs Freund und einer der mächtigsten Magier weltweit, hatte all seine Systeme auf Kyrians S u che programmiert. Er würde ihn finden, falls er sich noch in der ird i schen Welt befand. Hoffte Nick. Und dann würde er Kyrian das Fell über die Ohren ziehen. Ein Dunkelelf in ihrer Mitte! Jetzt wunderte er sich nicht mehr über Kyrs seltsames Verhalten. Stets war er so still und verschlossen gewesen. Hatte er Jennas Entführung geplant?
Unwahrscheinlich. Aber dass er in Vincents Klan war, war sicher kein Zufall, immerhin unterhielt Noir beste Kontakte zur Magie r welt. Dunkelelfen wollten Hexen und Zauberer vernichten. Wollte er Jenna als Druckmittel benutzen?
»Wie ist das noch mal mit den Signaturen?«, fragte Nick. »Wenn sich die beiden in einem Gebäude befinden, können die Satelliten sie nicht aufspüren?«
Noir nickte. »Und bei starker Bewölkung klappt
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