Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
über ihren Entschluß, aber ein paar Tage später brach er allein nach Europa auf. Mama schien erleichtert zu sein, als sei eine große Verantwortung von ihren Schultern genommen worden. Sie machte sieh an die Umgestaltung des Hauses, hatte lange Sitzungen mit den Innenarchitekten und beschaffte sich Musterbücher für Tapeten, Teppiche, Stoffe und Möbelkataloge, die sich im Musikzimmer stapelten. Sie scharte die Fachleute um sich wie eine Königin ihren Hofstaat, und sie liefen von einem Zimmer ins andere, um alles zu besprechen. Mama hörte sich Vorschläge an und machte eigene Vorschläge. Sie lud sie sogar zum Abendessen ein, um die Gespräche über Moderichtungen, farbliche Gestaltung und Einrichtungsstile mit ihnen fortsetzen zu können.
    Das Schuljahr endete, und wir alle vom »Privatclub«
    verabschiedeten uns voneinander und versprachen, uns so oft wie möglich zu schreiben. Ich fand es schrecklich, daß ich nie eine von meinen Freundinnen, noch nicht einmal Jennifer, nach Farthy eingeladen hatte, doch jedesmal, wenn sie sich danach erkundigten, war ich gezwungen gewesen, eine Ausrede zu erfinden, und dabei stützte ich mich meistens auf Troys gesundheitliche Probleme. Ich wußte, daß sie alle enttäuscht waren, insbesondere Jennifer, aber ich konnte kaum etwas daran ändern. Jedesmal, wenn ich dieses Thema angesprochen hatte, war Mama in Panik geraten und manchmal sogar in helle Wut. Es war noch zu früh… ich sollte warten. Allmählich hatte ich das Fragen satt.
    Kaum eine Woche nach Tonys Abreise nach Europa überraschte mich Mama jedoch mit ihrer Ankündigung, ich könne Jennifer für ein paar Tage nach Farthy einladen. Ich rief Jennifer zu Hause an und sagte es ihr. Sie quietschte vor Freude. Es war erst eine Woche her, seit das Schuljahr geendet hatte, und doch vermißten wir uns schon entsetzlich.
    Sie war tief beeindruckt von Farthy. Ich ritt mit ihr am Strand entlang, und wir gingen täglich schwimmen. Sie war begeistert von Troy, der sie gern herumführte und ihr sein Spielzeug zeigte. Leider durfte er immer noch nicht schwimmen gehen.
    Es stand sogar zur Diskussion, ob er vielleicht auf Chlor allergisch reagierte.
    Jennifer war fasziniert von Mama. Sie nahm Mama auf der Stelle für sich ein, als sie ihr sagte, sie könne einfach nicht glauben, daß jemand, der so jung wie sie aussah, eine Tochter in meinem Alter hatte. Jeden Abend beim Essen stellte ihr Mama Dutzende von Fragen nach ihrer Familie und ihrem Zuhause in Hyannis. Und dann machte ihr Mama alle erdenklichen Vorschläge, wie sie ihr Haar frisieren sollte, welche Form von Kleidung ihr am meisten schmeichelte und welche Lippenstiftfarben sich für sie eigneten. Jennifer hörte ihr aufmerksam und mit weitaufgerissenen Augen zu und nickte, als lauschte sie einem Filmstar. Hinterher betonte sie immer wieder unermüdlich, wie schön und elegant Mama war.
    Jeden Abend saßen wir noch sehr lange in meinem Zimmer und redeten miteinander.
    »Deine Mutter sieht so jung aus, und sie ist so schön. Hat es deinem Daddy das Herz gebrochen, als sie sich von ihm hat scheiden lassen?« fragte sie eines Abends.
    Ich erinnerte mich wieder daran, wie Daddy an jenem Morgen auf der Jillian in mein Zimmer gekommen war, um mir zu sagen, was Mama beschlossen hatte.
    »Ja, aber er hat sich selbst die Schuld daran gegeben und sich dann so tief wie möglich in seine Arbeit vergraben, um nicht daran denken zu müssen. Mama hat immer gesagt, er sei mindestens so sehr mit seinem Geschäft verheiratet wie mit ihr«, fügte ich betrübt hinzu, denn inzwischen glaubte ich, daß etwas Wahres daran war.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß dein Daddy sich nicht vom Schiff stürzen wollte, als er erfahren hat, daß er sie verliert«, sagte Jennifer. Dann verblaßte das Lächeln, das bei dieser romantischen Vorstellung über ihr Gesicht gehuscht war, und sie wandte sich ab. Tränen traten in ihre Augen.
    »Was ist los, Jen?«
    »Es ist wegen meiner Mutter«, sagte sie weinend. »Sie trifft sich mit einem anderen Mann, einem Mann, der früher der beste Freund von meinem Daddy war.« Sie drehte sich schnell zu mir um. Ihre Augen waren naß, und ihr Gesicht glühte. »Ich habe ihr gesagt, daß ich ihn hasse und daß er nie mein Daddy sein kann.«
    »Was hat sie geantwortet?« fragte ich und hielt den Atem an.
    »Sie hat geweint und mir gesagt, sie könne nichts dagegen machen, weil sie selbst so einsam ist. Sie hat erklärt, daß es ihr nicht genügt, mich und meine

Weitere Kostenlose Bücher