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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Tag seit Ewigkeiten, an dem ich mir wirklich freigenommen habe. Wir sind in Museen gegangen, und ich habe mich von ihr sogar dazu überreden lassen, auf den Eiffelturm zufahren. Mildreds Gesellschaft ist großartig für mich.«
    Mildred Pierce? dachte ich. Wer war Mildred Pierce? Ich las mir alle Briefe, die Daddy geschrieben hatte, noch einmal durch, um nachzusehen, ob er sie vorher schon einmal erwähnt hatte. War sie eine Sekretärin, eine Verwandte, eine bekannte Persönlichkeit, die ich hätte kennen müssen? Es war äußerst verwirrend, aber auch in der Art, in der Daddy schrieb:
    »Mildreds Gesellschaft ist großartig für mich«, steckte etwas, was mein Herz einen Schlag lang aussetzen ließ.
    Wie alt war diese Mildred Pierce? War sie vielleicht in meinem Alter, jemand, der mir seine Aufmerksamkeit raubte?
    Ich hätte liebend gern auch mit Daddy auf den Champs Elysées zu Mittag gegessen und wäre mit ihm auf den Eiffelturm gefahren. Es war einfach ungerecht.
    Und dann fand ich, daß es schrecklich egoistisch von mir war, Daddy diesen Tag zu mißgönnen, den er als seinen ersten freien Tag seit Ewigkeiten bezeichnete. Ich konnte seinen nächsten Brief kaum abwarten, weil ich wissen wollte, ob er sie noch einmal erwähnen würde. Er tat es nicht, aber er schrieb, daß sich seine Rückkehr in die Staaten noch ein wenig hinauszögern könnte. Er nannte keinen Grund dafür, aber ich konnte ahnen, daß etwas zwischen den Zeilen stand. Mama hätte meine Gefühle weibliche Intuition genannt. Alles, was ich wußte, war, daß ich tief in meinem Innern fürchtete, durch jemand anderen ersetzt zu werden und die Liebe meines fernen Vaters zu verlieren. Ich hielt jedesmal den Atem an, wenn ich einen von Daddys Briefen öffnete oder eine seiner Postkarten las.
    Anfang Juni kam es dann. Daddy schrieb, daß er Mitte Juli zurückkehren würde und kaum erwarten könne, mich zu sehen und mich mit Mildred Pierce bekannt zu machen.
    Ich konnte verstehen, daß es meinen Vater glücklich machte, jemanden gefunden zu haben, der seine Zeit mit ihm verbrachte. Aber er äußerte sich derart enthusiastisch über diese Frau, daß ich mich sorgte und mir weh ums Herz wurde.
    »Mildred und ich passen sehr gut zusammen. Sie interessiert sich für die Dinge, die mich interessieren, und sie ist ein reizender, sanftmütiger Mensch. Ich bin sicher, daß sie Dir gefallen wird. Mit ihr zusammen zu sein, ist, als könne ich die grauen Wolken vertreiben und wieder Sonne in mein Leben bringen.«
    Aber Daddy, rief ich innerlich, ich dachte, ich sei diejenige, die Sonne in dein Leben bringt. Ist das der wirkliche Grund dafür, daß du so lange von mir fort warst? Hat mir jemand dein Herz gestohlen?
    Und was ist, wenn diese Mildred Pierce mich nicht mag oder nichts mit mir zu tun haben will oder eifersüchtig auf mich ist?
    Wirst du dann noch weniger Zeit für mich haben? Ich sah Daddys Fotografie auf meiner Kommode lange an, während ich mir die entsetzlichste Frage stellte: Wenn sich Daddy eine neue Familie zulegte, wohin gehörte ich dann?
    Eines Abends Mitte Juni erklärte Tony beim Abendessen seine Absicht, geschäftlich nach Europa zu reisen. Ganz im Gegensatz zu früheren Zeiten, wenn Daddy solche Pläne angekündigt hatte, reagierte Mama nicht mit bitteren Klagen und einem unzufriedenen Schmollen. Sie zeigte sich äußerst verständnisvoll und sehr interessiert an seinem Vorhaben.
    »In Europa gibt es eine Firma«, erklärte er, »von deren Existenz ich erst kürzlich erfahren habe. Sie ist meiner eigenen ganz ähnlich und stellt die verschiedensten Spielzeuge für sehr reiche Europäer her. Ich fürchte, daß diese Firma eine Expansion in die Vereinigten Staaten vorhat. Sie könnte uns die Kundschaft wegnehmen. Ich möchte mehr über das Unternehmen in Erfahrung bringen und mir mit eigenen Augen ansehen, inwieweit sie mir Konkurrenz machen könnte.
    Warum kommst du nicht mit, Jillian? Es könnte eine Art zweite Hochzeitsreise werden. Ich habe nicht ständig geschäftlich zu tun. Wir könnten uns auch vieles ansehen.«
    »Nach Europa? Jetzt?« stöhnte Mama. »Dort ist es zu heiß, und der ganze Kontinent ist von Touristen überschwemmt.
    Und außerdem sagte ich dir doch schon, daß wir ins Auge fassen sollten, hier auf Farthy ein paar Räume umzugestalten.
    Du hast gesagt, ich hätte freie Hand und könnte mich mit den Innenarchitekten zusammensetzen. Es ist jetzt wirklich an der Zeit, daß ich mich damit befasse.«
    Tony war nicht glücklich

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