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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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allererstes werde ich eine Zeichnung von dir anfertigen.
    Dann werde ich sie ausmalen und versuchen, den Hautton zu treffen. Anschließend werde ich mit Ton arbeiten und eine Skulptur formen, um alle Dimensionen einzufangen, und sowie das erledigt ist, wird ein Abguß hergestellt. Ich schlage vor«, sagte er, um ein neuerliches Schweigen auszufüllen, »daß du mit Jillian darüber redest. Ich muß ein paar Anrufe erledigen, und dann werde ich nach Troy schauen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, fügte er hinzu. »Es macht dir bestimmt Spaß, und dabei wirst du ganz am Rande noch berühmt.« Er stand auf, gab Mama einen Kuß und ließ uns allein.
    Als er gegangen war, lehnte sich Mama zurück und sah gebieterischer aus denn je.
    »Also wirklich, Leigh, ich bin überrascht und enttäuscht von dir. Du hast doch selbst gesehen, wie sehr sich Tony für seine neue Idee begeistert. Du mußt doch begreifen, was für ein großer und entscheidender Schritt das für Tatterton Toys ist.
    Und jetzt will er, daß sich all das um dich dreht, daß du im Mittelpunkt stehst, aber du sitzt da und machst einen gleichgültigen Eindruck und wimmerst wie ein unreifes, kleines Kind: ›Was soll ich denn tun?‹«
    »Aber, Mama, ich soll ihm als Aktmodell stehen?«
    »Was ist denn schon dabei? Du hast doch selbst gehört, was er gesagt hat – es geht um die Kunst. Sieh dich doch in den Museen um. Hat der Mann, der für Michelangelo Modell gestanden hat, etwa Kleider getragen? Oder die Frauen, die für die Venus Modell gestanden haben? Ich war sicher, daß du begeistert sein und dich geschmeichelt fühlen würdest. Glaube mir«, sagte sie, »wenn ich jung genug wäre, und wenn ein Mann wie Tony käme und mir eine solche Chance böte, würde ich keine Sekunde zögern. Ganz gewiß nicht.«
    »Aber warum kannst du ihm nicht Modell stehen, Mama? Du bist doch so schön, und du siehst so jung aus.«
    Mamas Gesicht veränderte sich im Nu und wurde hart und kalt. »Tony hat erklärt, daß er die Mädchen in deinem Alter damit ansprechen will«, fauchte sie. »Kannst du dir meine Fotografie neben einer Tatterton-Porträtpuppe im Schaufenster vorstellen, einer Puppe, die für Teenager gemacht wird? Ich mag zwar jung erscheinen, Leigh, aber ich sehe wahrhaft nicht wie ein Teenager aus, oder?«
    Ich schüttelte matt den Kopf und war unsicher, ob ich ihr zustimmen oder ihr widersprechen sollte. »Vielleicht kannst du mich malen und die Skulptur herstellen«, sagte ich schnell.
    »Du bist doch Künstlerin.«
    »Für so etwas habe ich wirklich keine Zeit, Leigh. Ich habe gesellschaftliche Verpflichtungen. Außerdem habe ich immer nur Phantasiegebilde gemalt. Du brauchst noch nicht einmal irgendwo hinzugehen, um dich malen zu lassen«, fuhr sie fort.
    »All das kann hier auf Farthy geschehen, und dann bist du für diesen Sommer wenigstens beschäftigt. Tony hat sich entschlossen, sich ein kleines Atelier in dem Häuschen hinter dem Irrgarten einzurichten, damit ihr beide ungestört seid.«
    »In dem kleinen Häuschen?«
    »Findest du nicht, daß das eine gute Idee ist?«
    Ich nickte.
    »Dann ist es ja gut. Ich werde ihm sagen, daß du es tun willst«, sagte sie und stand auf.
    Ich lief in meine Suite, um mir den Badeanzug auszuziehen, mich unter die Dusche zu stellen und mich fürs Abendessen umzuziehen. Ich war verwirrt, die widersprüchlichsten Gedanken gingen mir durch den Kopf, und alle möglichen Gefühle rissen mich hin und her. Ich fand es selbstverständlich aufregend, daß mein Porträt in allen Schaufenstern neben einer kostspieligen Puppe, die nach mir gestaltet worden war, stehen sollte. Ich vermutete, daß die meisten meiner Freundinnen diese Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen hätten.
    Aber Tony war Mamas neuer Mann, und er war jung und sah gut aus, und die Vorstellung, stundenlang splitternackt vor ihm zu stehen!
    Ich zog mir den Badeanzug aus, stellte mich vor meinen hohen Spiegel und musterte jede Rundung meines Körpers.
    Die Adern um meine keimenden Brüste herum lagen dicht unter der Haut, die sich von Tag zu Tag mehr dehnte. Würde Tony sein Augenmerk auf solche Kleinigkeiten richten? Das kleine Muttermal, das ich direkt unter der rechten Brust hatte –
    würde die Puppe es auch haben? Ich war sicher, daß die Puppe angekleidet in den Schaufenstern stehen würde, aber jeder konnte sie ausziehen und sich ihren Körper ansehen. War das nicht, als zöge ich mich mitten im Schaufenster oder auf einer Bühne vor aller Augen

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