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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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seiner Plastik zurück. So ging es immer weiter, jedesmal nach demselben Schema. Und jedesmal, wenn er sich meinem Körper wieder zuwandte, hatte ich das Gefühl, in einem Teich aus weichem warmen Lehm zu versinken, und nicht, daraus aufzuerstehen.
    Gegen Ende unserer Sitzung kniete er vor mir und fuhr mir über den Bauch und ließ seine Handflächen immer wieder über meine Oberschenkel gleiten, und er streichelte mich, als sei ich aus Ton und er gäbe mir eine neue Gestalt. Ich wollte Einwände erheben, fragen, was er da tat, und all dem ein Ende setzen, doch ich fürchtete, daß alles, was ich hätte tun können, den Vorgang nur in die Länge gezogen hätte. Deshalb blieb ich mit geschlossenen Augen stehen und ließ alles über mich ergehen.
    Endlich sagte er, ich könne mich anziehen.
    »Ich möchte noch ein paar letzte Feinheiten anbringen, und dann genügt es für heute«, verkündete er.
    Nachdem ich mich angezogen hatte, betrachtete ich die Skulptur. Genau wie auf den Zeichnungen war eine große Ähnlichkeit mit meinem Gesicht zu erkennen, aber die Puppe hatte eher die Figur meiner Mutter.
    »In den nächsten Tagen mußt du nicht hier sein«, meinte er und wandte seinen Blick von mir ab. »Die Feinheiten kann ich nach meinen Skizzen gestalten, und dann brauche ich dich für eine allerletzte Sitzung, um mich noch einmal zu vergewissern, daß alles richtig ist. Einverstanden?« Sein durchdringender Blick fiel kurz auf mein Gesicht und löste sich dann sofort wieder von mir.
    Ich nickte. Ich war angespannt, verkrampft und erschöpft.
    Außerdem war ich verwirrt und hin- und hergerissen zwischen einem Verlangen nach etwas, was ich nicht in Worte fassen konnte, und dem Drang, aus diesem Häuschen zu verschwinden und nie mehr wiederzukommen.
    Tony hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, ich würde es schnell lernen, mich durch den Irrgarten zu bewegen. Jetzt rannte ich durch die grünen Gänge, bog von einem in den anderen ein, und als ich am anderen Ende des Irrgartens wieder auftauchte, hatte ich das Gefühl, gerade einem Verrückten entkommen zu sein. Ich stürmte zum Haus. Als ich auf die Treppe zulief, kam Mama gerade aus dem Musikzimmer. Sie war in Begleitung einer ihrer Freundinnen.
    »Leigh, wie ist es heute gelaufen?«
    Ich sah sie an und schüttelte den Kopf, denn ich brachte kein Wort heraus und fürchtete, wenn ich erst anfinge zu reden, würde ich in Tränen ausbrechen und sie in Verlegenheit bringen. Sie sah meinen Gesichtsausdruck und ließ ihr dünnes, silbriges Lachen auf ihre Frage folgen. Das jagte mich die Treppe hinauf und in mein Zimmer, und dort warf ich eilig meine Kleider ab und ließ mir ein heißes Bad einlaufen. Ich fing erst an, mich langsam zu entspannen und mich wieder sauber zu fühlen, als ich mindestens fünfzehn Minuten lang in dem warmen Wasser gelegen hatte. Ich war schon fast in der Wanne eingeschlafen, als ich meine Mutter eintreten hörte.
    »Was ist bloß los mit dir? Wie kannst du dich vor Mrs.
    Wainscoat so benehmen?« tobte sie und lief wie eine Wahnsinnige auf und ab. Dabei rang sie die Hände. »Du hast ja keine Ahnung, wie gern diese Frau Gerüchte in Umlauf setzt.«
    Dieses eine Mal beachtete ich ihre Hysterie nicht. »O Mama, es war heute schlimmer denn je. Tony… hat mich überall angefaßt, überall!« schrie ich. Sie schüttelte den Kopf, und ich konnte erkennen, daß sie mir gar nicht zuhörte. Was war wohl nötig, um sie dazu zu bringen, mir endlich zuzuhören – meine Hilfeschreie zur Kenntnis zu nehmen? »Alles, was er mit dem Ton tun mußte, hat er auch mit mir getan – seine Hände sind über meinen Körper geglitten, haben gestreichelt und gedrückt… manchmal minutenlang.«
    Mama kochte vor Wut. »Er hat mir gerade erzählt, daß er so gut wie fertig ist und dich nur noch ein einziges Mal braucht«, sagte sie. »Stimmt das?«
    »Ja, aber…«
    »Dann hör jetzt endlich auf zu jammern. Du hast es hinter dir, und ich bin sicher, daß es eine wunderbare Skulptur werden wird. Und überhaupt bin ich nicht deshalb hergekommen. Du hast heute einen Anruf bekommen und bist für morgen verabredet. Dein Vater ist zurückgekommen. Er möchte in Boston mit dir zu Mittag essen.«
    »Daddy ist wieder da?« Oh, dem Himmel sei Dank, dachte ich. Jetzt ist jemand da, der mir zuhört und mir hilft. Daddy war wieder zu Hause.
    Am nächsten Morgen war ich sehr aufgeregt. Ich wählte mit besonderer Sorgfalt meine Kleidung und stand dann einen schuldbewußten Moment lang vor

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