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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf Erden. Mildred ist im Sommer dort gewesen. Sie kann dir davon erzählen.«
    »Alaska interessiert mich nicht«, entgegnete ich ruppig. Die Tränen brannten schon in meinen Augen, aber ich hielt sie zurück.
    »Hör mal, Leigh, das ist aber nicht sehr höflich von dir.«
    »Es ist schon gut, Cleave. Ich kann verstehen, was Leigh empfindet. Du solltest ihr die ganze Wahrheit sagen«, sagte sie, und ihr Gesicht war angespannt und ernst.
    »Die ganze Wahrheit?« Ich sah meinen Vater an. Er richtete sich steif auf.
    »Es waren nicht nur geschäftliche Dinge, mit denen wir seit unserer Rückkehr aus Europa so viel zu tun hatten«, sagte er.
    »Wir haben vor zwei Tagen geheiratet.«
    Ich wollte aufspringen, aus dem Restaurant laufen und das Hotel sofort verlassen. Ich wollte laufen und immer weiterlaufen, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Mein Herz schien in meiner Brust zu schrumpfen. Daddy führte Mildreds Hand an seine Lippen und sah sie liebevoll an. Dann wandte er sich wieder an mich.
    »Wir dachten, daß es für alle Beteiligten das beste wäre, wenn wir das in aller Stille erledigen – ohne irgendwelche Empfänge, ohne aufwendige Feiern. Mildred ist so praktisch, wenn es um solche Dinge geht, und in der Hinsicht ist sie mir sehr ähnlich«, stellte mein Vater fest. Mit jedem Wort, das er sagte, schien er sich weiter and immer weiter von mir zu entfernen, wie ein Blatt, das vom Wind davongetragen und dem Horizont entgegengetrieben wurde.
    »Selbst meine Kinder wissen noch nichts davon«, erklärte Mildred. Ich vermutete, diese Bemerkung sollte mir ein Gefühl von größerer Wichtigkeit vermitteln. Ich erfuhr vor ihren Kindern von ihrer Heirat – aber für mich änderte das gar nichts.
    »Wir brechen morgen nach Maine auf«, erklärte mein Vater.
    »Nach Maine? Morgen?« Die Worte hüpften kreuz und quer durch meinen Kopf. Sie erschienen mir so unwirklich.
    »Dort leben Mildreds Kinder. Wir werden sie mit dieser Neuigkeit überraschen.«
    »Wie ihr mich damit überrascht habt«, sagte ich bitter. Daddy blinzelte.
    »Ich habe dir Briefe geschrieben«, sagte er leise. »Du mußt etwas geahnt haben.«
    Das stimmt, dachte ich, aber ich wollte es mir selbst nicht eingestehen. Ich hatte mich geweigert, es zu begreifen, und ich hatte auf ein anderes Leben gehofft, ein Leben, in dem es nur Daddy und mich gab. Aber dieser Traum war geplatzt.
    »Ich weiß, daß es schwer für dich ist, meine Liebe«, sagte Mildred. Sie streckte den Arm über den Tisch und legte ihre Hand auf meine. »Du hast eine gewaltige Veränderung durchgemacht, aber ich versichere dir, daß ich tun werde, was ich kann, um dir das Leben leichter und schöner zu machen.
    Ich hoffe, mit der Zeit wirst du in mir eine zweite Mutter sehen, jemanden, zu dem du kommen kannst, wenn du Rat und Trost brauchst.«
    Ich sah dieser Fremden in die Augen. Sie wirkte so streng und so finster. Sogar ihr Lächeln war eine rationelle kleine Bewegung ihrer Gesichtsmuskeln. Ihr sollte ich mich anvertrauen, der Frau, die mir meinen Vater weggenommen hatte? Aus welchen Kindern würde er sich jetzt mehr machen?
    Mit wem wollte er mehr Zeit verbringen?
    »Auf ihren Rat kann man sich verlassen. Sie hat mir in diesen allerletzten Monaten ein paar ganz ausgezeichnete Ratschläge gegeben. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte«, gestand Daddy.
    Aber warum hast du nie gesagt, du wüßtest nicht, was du ohne mich tun solltest? dachte ich. Warum hast du dich so leicht von mir lösen können?
    »Mildred hat alles klug und sorgsam durchdacht«, fuhr Daddy fort. »Du brauchst dir also um mich keine Sorgen mehr zu machen.«
    Sorgen um dich? Warum machst du dir keine Sorgen um mich? schrie ich stumm.
    »Nachdem wir ihre Kinder besucht haben, werden wir Flitterwochen in Alaska machen, und dabei können wir die Kreuzfahrt planen und unseren Spaß haben. Wenn das nicht rationell ist! Dann werden wir wieder einige Reisen unternehmen. Wir müssen geschäftlich nach Europa fahren und sind dann kurz vor dem Winter wieder in Boston. Aber wir bleiben nicht den ganzen Winter über hier. Einen Teil der Zeit wollen wir in der Karibik verbringen. Im Frühling machen wir dann Ferien in Maine bei Mildreds Familie, und im nächsten Sommer…«
    »Aber was ist mit mir?« rief ich endlich.
    »Wir werden dich natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit treffen«, versicherte Daddy. »Mildred wird natürlich auch das genau planen.«
    Mildred wird es planen?

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