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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Warum hatte mein Vater dieser Frau gestattet, sein Leben derart in die Hand zu nehmen?
    »Ja, das stimmt, meine Liebe«, bestätigte sie. »Ich bin schon dabei, mir zu überlegen, auf welche unserer Reisen wir dich mitnehmen können und wann du bei uns bleiben kannst. Wir würden dich morgen nach Maine mitnehmen, aber…«
    »Ich will nicht mit euch nach Maine kommen«, gab ich zurück.
    »Also, Leigh…« Daddy zog die Augenbrauen hoch.
    »Mir ist egal, was ihr denkt!«
    »Das sollte dir aber nicht egal sein. Wenn du als eine junge Dame angesehen werden willst, mußt du einen gewissen Anstand wahren«, schalt Daddy mich. Mildred starrte mich aus kalten Augen an. Ich sah auf die Speisekarte hinunter. Meine Brust war wie zugeschnürt und wurde so schwer, als stauten sich dort alle Tränen, die ich zurückhielt.
    »Nun«, sagte mein Vater, »und was möchtet ihr essen?
    Leigh?«
    »Du solltest dir überlegen, ob du nicht doch das Roastbeef bestellst«, schlug Mildred erneut vor.
    »Ich kann Roastbeef nicht ausstehen«, zischte ich. »Und ich finde es scheußlich hier, und ich hasse dich.«
    Ich konnte nichts dagegen tun. Die Worte kamen mir ganz von selbst über die Lippen. Ich sprang auf und rannte aus dem Restaurant, durch das Hotelfoyer und aus der Tür. Miles schlief auf dem Fahrersitz der Limousine. Er wachte auf, als ich gegen die Scheibe hämmerte. Eilig setzte er sich auf und war schockiert über die Tränen, die über mein Gesicht strömten.
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Bringen Sie mich nach Farthy«, schluchzte ich und stieg ein.
    »Ich will sofort zurückfahren.«
    »Aber…«
    »Bitte, bringen Sie mich nach Hause.«
    Er ließ den Motor an. Ich sah durch das Seitenfenster, und mein Blick fiel auf Daddy, der auf der Treppe stand und sich nach mir umsah. Er entdeckte die Limousine erst, als Miles rückwärts aus der Parklücke fuhr. Dann rannte er die Stufen hinunter.
    »Leigh!« rief er. Miles trat auf die Bremse.
    »Fahren Sie, Miles«, befahl ich mit dem scharfen Tonfall meiner Mutter. Er befolgte meine Anweisung, und der Wagen entfernte sich von dem Hotel. Ich drehte mich noch einmal um und sah meinen Vater, der mitten auf dem Parkplatz stand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Hinter ihm tauchte gerade seine neue Frau auf. Ich wandte mich ab und schluchzte so heftig, daß meine Rippen schmerzten. Als wir Farthy erreichten, war ich erschöpft.
    Ich sprang die Stufen hinauf und stürmte ins Haus und blieb keine Sekunde stehen, bis ich meine Zimmer erreicht hatte. Ich warf mich aufs Bett und vergoß einen Sturzbach an Tränen, bis ich mich in den Schlaf geweint hatte. Als ich wachgerüttelt wurde, stand Troy neben mir. Er trug seinen kleinen Matrosenanzug. Ich setzte mich und wischte mir über die Augen. Als mein Blick auf den Spiegel fiel, sah ich, daß meine Wangen von den Tränen verschmiert waren.
    »War es nicht schön mit deinem Daddy?« fragte Troy.
    »O Troy«, stöhnte ich und umarmte ihn.
    »Was ist passiert, Leigh?« Er blickte mit großen Augen zu mir auf. »Warum hast du geweint?«
    »Mein Daddy ist nicht mehr so wie früher, Troy. Er hat eine neue Frau.«
    Troy blinzelte heftig. Ich konnte seine Gedanken fast hören.
    »Du hast jetzt noch eine Mama?«
    »Nein, sie ist nicht meine Mama, und sie wird es auch nie werden. Nie, nie, nie!«
    Er starrte mich an. Er hatte keine Mutter und keinen Vater. Es war nicht schwer zu verstehen, warum mein Wutausbruch ihn verwirrte. Ich war sicher, daß er sich wünschte, er hätte die Chance gehabt, noch einmal eine neue Mutter und einen neuen Vater zu bekommen, und da saß ich und wies eine neue Mutter von mir, als sei sie ein zu kleiner Fisch.
    »Mein Daddy hat mich jetzt nicht mehr so lieb wie vorher«, erklärte ich. »Seine neue Frau hat eine eigene Familie, und deshalb hat er jetzt auch andere Kinder.«
    Troys Augen drückten plötzlich mehr Verständnis aus. Er nickte.
    »Hast du Lust mitzukommen und mit meiner elektrischen Eisenbahn zu spielen?« fragte er in der Hoffnung, mich damit aufzuheitern. Ich lächelte und gab ihm einen Kuß.
    Seltsamerweise hatte ich plötzlich großen Hunger. Der Aufruhr meiner Gefühle hatte mich ausgelaugt, und jetzt rebellierte mein Magen. Beim Frühstück war ich zu nervös gewesen, um viel zu essen, und ich war aus dem Restaurant gelaufen, ehe uns das Essen serviert worden war.
    »Ich gehe nur schnell runter in die Küche und lasse mir etwas zu essen machen«, sagte ich zu Troy. »Dann spielen wir

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