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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Haar nie grau werden lassen«, warf Mama schnell ein. »Es ist so überflüssig, daß eine Frau das über sich ergehen läßt.«
    »Sie hat überhaupt keine Figur«, fuhr ich fort und genoß es, die neue Frau meines Vaters schlechtzumachen, »aber Daddy mag sie, weil sie Buchhalterin und stets auf das Rationelle bedacht ist.«
    »Eine Frau ganz nach seinem Geschmack, das hätte ich mir denken können. Es muß gräßlich für dich gewesen sein, du armes Ding.«
    »Und sie hat eine eigene Familie mit erwachsenen Kindern!«
    rief ich.
    »Wirklich? Wie außerordentlich! Was ist aus ihrem ersten Mann geworden?« fragte sie.
    »Das haben sie mir nicht erzählt.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Wirst du die beiden bald wiedersehen?«
    »Nein. Sie besuchen jetzt erst ihre Familie, und dann brechen sie zu einer Mischung aus Geschäftsreise und Flitterwochen auf.«
    Meine Mutter brach in Gelächter aus. Sogar Troy, der stumm neben seiner Eisenbahn gesessen und mir zugehört hatte, blickte mit einem verwirrten, aber breiten Lächeln im Gesicht auf.
    »Wenn ihm das nicht ähnlich sieht! Er macht aus seiner eigenen Hochzeitsreise etwas, was er von der Steuer absetzen kann.« Sie wollte Troys Zimmer schon verlassen, drehte sich dann aber doch noch einmal um. »Ach übrigens, hast du ihm erzählt, daß du für die Puppe Modell stehst?«
    Sie hatte sich bemüht, die Frage ganz nebensächlich klingen zu lassen, aber als ich sah, wie angespannt ihre Körperhaltung war, wurde mir plötzlich klar, daß meine Antwort sie nicht nur am Rande interessierte.
    »Ja.« Ich war nicht bereit, von mir aus näher darauf einzugehen. Wenn sie unbedingt wissen wollte, was ich Daddy erzählt hatte, dann sollte sie doch weiterfragen! Ich wollte es ihr nicht leichtmachen – sie hatte es mir schließlich auch nicht leichtgemacht.
    Sie musterte mich einen Moment lang versonnen. War das meine Einbildung, oder stand plötzlich äußerste Sorge in ihren Augen? Ich betrachtete sie genauer. Ja, die Augen drückten ganz entschieden Sorge aus… und Angst! Ich beobachtete, wie sie schwer schluckte, und sie brachte die nächsten Worte kaum heraus: »Was hat er dazu gesagt?«
    Ich sah sie durchdringend an. »Er fand es einfach wunderbar.
    Was hätte er denn sonst dazu sagen sollen?«
    Erleichterung breitete sich auf ihrem schönen Gesicht aus.
    Sie wußte, daß ich Daddy nicht die Wahrheit gesagt hatte. »Du bist für dein Alter eine sehr kluge und hochintelligente junge Dame, Leigh. Ich bin stolz auf dich. Ach so, ja, Tony und ich gehen zum Abendessen aus. Wir sind bei den Ambersons eingeladen. Du weißt doch, wer Mr. Amberson ist, nicht wahr?« Sie wartete meine Antwort nicht ab. »Er ist ein Multimillionär, der ganze Berge von Papiermühlen besitzt. Er hat Geld wie Heu und kann sich alles leisten, was sein Herz begehrt!«
    War das alles, wofür sie sich interessierte? Geld?
    Besitztümer? Hatte ihre Liebe zum Luxus und zum Reichtum längst über ihre Liebe zu mir gesiegt? fragte ich mich von Tag zu Tag mehr.
    »Übrigens«, fuhr sie fort, als sie aus dem Zimmer rauschte,
    »hat Tony mir aufgetragen, dir auszurichten, daß er dich morgen früh noch einmal kurz braucht, und dann hat er seine Arbeit beendet. Ist das nicht aufregend?«
    Ehe ich etwas darauf antworten konnte, war sie fort. Wütend knallte ich die Tür zu. Troy sah mich aus verängstigten Augen an. Wie sehr ich mir gewünscht hätte, Mama anzuschreien!
    Wieder einmal hatte sie mir vorgeschrieben, was ich zu tun hatte, ohne auch nur die geringste Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen.
    Das Netz, das Mama um mich gesponnen hatte, zog sich von Tag zu Tag dichter um mich. Wo würde all das enden? fragte ich mich furchtsam.
    Am folgenden Morgen kam Tony nicht zum Frühstück. Mama erklärte, er sei sehr früh aufgestanden und habe sich bereits in dem Häuschen hinter dem Irrgarten an die Arbeit gemacht. Ich solle ihm folgen, sobald ich gefrühstückt hatte. Ich aß langsam, während sie mir von ihrem Abendessen bei den Amberson berichtete. Nach einer Weile hörte ich ihr nicht mehr zu, und ihre Stimme war nur noch ein Surren, das in meinen Gedanken unterging. Ich sah dieser letzten Sitzung mit Tony weit nervöser entgegen als jeder bisherigen Sitzung mit ihm.
    Vielleicht war das aber auch nur eine Folge all der aufwühlenden und schrecklichen Dinge, die mir zugestoßen waren.
    Schließlich stand ich auf, ging in mein Schlafzimmer, kämmte mein Haar noch einmal und machte mich dann auf den Weg zu dem

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