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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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konnte, die sie liebte und sich wünschte.
    »Aber jetzt bist du doch glücklich, nicht wahr, Mama? Du hast doch alles, was du willst, oder nicht? Und du kannst Künstlerin sein, stimmt’s?« Sie ließ sich mit ihrer Antwort eine Weile Zeit, und ich wartete still, weil ich wußte, daß sie mir antworten würde.
    »Ich habe heute viele kostspielige Dinge, Leigh, aber ich habe mir mein Leben anders vorgestellt.« Sie lächelte sachte.
    Ich liebte dieses Lächeln, das Funkeln ihrer Augen, wenn sie sich an einen kostbaren Augenblick erinnerte. Daddy hatte ja so recht, wenn er sagte, Erinnerungen seien kostbarer als Juwelen.
    »Ich habe mir immer vorgestellt, daß ich alle möglichen Galaveranstaltungen und Partys besuchen und Schiffstaufen miterleben würde, während sich die Kameras und die Reporter der Wochenschau um mich scharen.«
    »Aber das hast du doch auch schon gehabt. Ich habe die Fotos gesehen, die Zeitungsausschnitte.«
    »Ja, ja, ab und zu gab es Ereignisse, aber ich mußte deinen Vater immer mühsam dazu überreden, solche Dinge zu tun. Er stammt aus einem allzu praktischen und puritanischen Milieu.
    Sieh dir doch nur an, wie er sich sein Büro eingerichtet hat. In seinen Augen ist das ganz in Ordnung. Alles, was in diesem Raum steht, ist gut genug für ihn, weil es für seinen Vater gut genug war, und der hat wahrscheinlich noch im Tod den ersten Penny, den er je verdient hat, fest umklammert. Wirklich wahr, ich muß aufpassen, daß seine Bürotür geschlossen bleibt, wenn ich jemanden im Haus habe, aber ihn stört das nicht. Kennst du jemanden, der seine Arbeit noch mehr liebt als er?« fragte sie.
    »Er versucht doch nur, sein Geschäft erfolgreich zu führen, damit wir glücklich sind«, verteidigte ich ihn.
    »Ja, ja, damit wir glücklich sind«, seufzte sie, und ihre Stimme verklang. »Wir kommen bald an, Leigh. Und jetzt schau nach rechts und achte auf eine Lücke zwischen den Bäumen. Der erste Blick auf Farthinggale Manor bleibt jedem unvergeßlich«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme klang ganz aufgeregt.
    Die Sonne stand jetzt gerade über den Baumwipfeln, und als wir nach rechts auf einen Privatweg abbogen, fielen die Strahlen auf ein gewaltiges schmiedeeisernes Tor, das sich über uns wölbte und auf dem mit kunstvollen Verzierungen die Worte FARTHINGGALE MANOR standen. Ich schnappte nach Luft, als ich die Kobolde und Feen und Gnome sah, die zwischen den eisernen Blättern hervorlugten. Ich kam mir wirklich vor, als käme ich an einen ganz besonderen Ort, in ein verzaubertes Königreich. Schon ehe ich das große Haus vor uns aufragen sah, konnte ich Mamas Aufregung verstehen.
    Unsere Villa in der Stadt war geräumig und luxuriös, aber es war etwas ganz anderes, Morgen über Morgen von Land um sich zu haben und von Feldern, Hügeln und hohen Zäunen umgeben zu sein. In Boston lebten wir in einem vornehmen Stadtteil, aber hier… hier hatten wir eine Stadt ganz für uns, eine Welt ganz für uns.
    »Farthinggale Manor«, flüsterte ich. Diesen Worten haftete ein verzauberter Klang an. Es war, als veränderte sich die Welt um mich herum, wenn ich diesen Namen aussprach. Das Gras wirkte hier dichter, grüner und üppiger. Die meisten Rasenflächen in der Stadt hatten bereits begonnen, sich gelb und braun zu verfärben. Auf dem Weg hatte ich viele Bäume gesehen, die ihr goldenes und braunes Herbstlaub schon verloren hatten, doch auf dem Anwesen von Farthy klammerten sich die kostbaren Blätter an die Bäume, und die Sonne streichelte sie und ließ sie in ihrem hellen Schein wie Edelsteine funkeln. Ein Teil von Farthy schmiegte sich schutzsuchend an die Hügel, die es umgaben und die Bäume vor den rauhen Winden bewahrten, die vom Meer herüberwehten. Manche Blätter hielten derart still, als seien sie auf die Zweige gemalt worden.
    Ich sah mindestens ein halbes Dutzend Gärtner, die den Boden rechten und Pflanzen und Schößlinge zurückschnitten und pflegten. Einige knieten um glitzernde Fontänen herum, und in den Brunnen standen Statuen von Amor, Neptun und Venus. Dazwischen liefen andere Arbeiter herum, die Schubkarren mit Erde und Steinen zur Landschaftsgestaltung an ihre Bestimmungsorte brachten. Auf diesem Anwesen herrschte so viel Leben und Trubel, daß man kaum glauben konnte, daß es schon Ende Oktober und der Winter nahe war.
    Als wir die lange Zufahrt zum Haus hinter uns brachten, kam es mir vor, als seien Mama und ich wieder in den Frühling zurückgekehrt, als hätten wir die Zeit

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