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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zurückgedreht oder seien in ein Königreich gelangt, in dem es nie trübe oder graue Tage gab.
    Und dann blickte ich zu dem gewaltigen Haus auf und fand es nur um so richtiger, daß ich mir diesen Ort als ein Königreich aus einem Märchen vorstellte. Das graue Steingebäude hatte Ähnlichkeit mit einem Schloß. Das Dach war rot und stieg steil an, und Türmchen und kleine rote Brücken verbanden Teile des hohen Firstes, die andernfalls unzugänglich gewesen wären. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was für einen Ausblick man von den Fenstern in den oberen Stockwerken haben mußte. Gewiß konnte man von dort aus das Meer sehen.
    Als wir näher und immer näher kamen, schien das Haus noch höher und noch breiter zu werden. Ich vermutete, es müsse mindestens so groß sein wie ein halber Straßenzug in der Stadt.
    Unser Stadthaus hätte leicht hineingepaßt, und es wäre noch Platz für etliche andere gewesen. Als wir näher kamen, richtete Mama ihren Blick auf mich, weil sie auf meine Reaktion gespannt war. Sie sagte nichts und fuhr direkt auf die breite Steintreppe zu, die auf eine enorme gewölbte Eingangstür zuführte, die so dick und so schwer aussah, daß ich mir vorstellte, daß zehn Männer nötig gewesen waren, um sie dorthin zu bringen.
    »Wir sind da«, erklärte Mama und schaltete den Motor aus.
    Fast im selben Augenblick kam ein Bediensteter zum Wagen, um ihr die Tür aufzuhalten. Es war ein großer, dunkelhaariger Mann, vielleicht erst Anfang Zwanzig. Er trug die Livree eines Chauffeurs und nahm seine Mütze ab, als wir aus dem Wagen ausstiegen.
    »Guten Tag, Miles«, grüßte Mama. »Das ist meine Tochter Leigh.«
    Miles warf einen schnellen Blick auf mich. Ich fand, daß er ziemlich schüchtern wirkte, aber er war nett, und ich versuchte mir einen Moment lang vorzustellen, wie es wohl wäre, ihn als festen Freund zu haben. Nervös fragte ich mich, ob er mich hübsch fand, und dabei wurde ich unwillkürlich knallrot. Ich wußte nicht, ob Mama es bemerkt hatte.
    »Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miß Leigh«, sagte er und nickte. Es klang so lustig und so steif, derart förmlich begrüßt zu werden, aber ehe ich auch nur lächeln konnte, warf Mama mir einen erwartungsvollen Blick zu.
    »Danke, Miles«, sagte ich. »Mich freut es auch.« Er ließ sich schnell hinter das Steuer gleiten, um unseren Wagen zu parken.
    »Miles ist Mr. Tattertons Chauffeur«, erklärte Mama, als wir die Treppe hinaufstiegen. »Er ist erst seit zwei Wochen hier.«
    Ehe wir die Tür erreicht hatten, wurde sie von dem Butler geöffnet, einem sehr großen, dünnen Mann mit einem traurigen, zerfurchten Gesicht, das mich an Abraham Lincoln erinnerte. Er hatte sich das dünne dunkelbraune Haar zurückgekämmt. Es lag flach am Kopf an und war fast genau in der Mitte gescheitelt. Er bewegte sich so langsam und leise wie ein Bestattungsunternehmer.
    »Guten Tag, Curtis«, sagte Mama. »Das ist meine Tochter Leigh.«
    »Guten Tag.« Curtis nickte mit gesenktem Blick, als begrüße er Angehörige des Hochadels, und dann trat er zurück, um uns eintreten zu lassen. »Mr. Tatterton erwartet Sie im Musikzimmer.«
    »Danke«, nickte Mama, und wir liefen durch die riesige Eingangshalle. »Er ist erst Ende Zwanzig, aber er sieht wie ein Großvater aus«, flüsterte sie und kicherte dann. Mama war so aufgeregt, wie ich sie noch nie gesehen hatte, fast wie ein kleines Mädchen oder jemand in meinem Alter. Das machte mich nervös und erschreckte mich fast, aber ich wußte nicht, warum. Ich wußte nur eins: Ich wollte, daß sie damit aufhörte und sich wieder wie eine Mutter benahm.
    Ich versuchte, mein albernes Unbehagen abzuschütteln, und sah mir die Ahnengalerie an – Dutzende von riesigen Porträts, an denen wir vorbeikamen, aber auch Bilder von edlen Pferden, Bilder vom Meer, unzählige Gemälde. Dazwischen hingen hohe Draperien vor den Marmorwänden, an denen weiße und schwarze Marmortische und verzierte Steinbänke standen, die entschieden viel zu unbequem und zu kalt waren, um sich darauf zu setzen. Vor uns lag ein großer, runder Treppenaufgang, der doppelt, nein, dreimal so geräumig war wie unser Aufgang. Über uns hing ein prächtiger Kronleuchter mit so vielen Glühbirnen, daß er so hell wie die Sonne scheinen mußte, wenn er eingeschaltet wurde. Auf dem Boden der Eingangshalle lagen riesige Perserteppiche, die so neu und sauber aussahen, daß es einem als sündhaft erschien, darüber zu laufen.
    »Komm schon«,

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