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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Stern. Dann schloß ich die Augen und schlief.
    Plötzlich riß ich die Augen auf. Ich konnte fühlen, daß ich nicht allein war. Ich rührte mich nicht; ich lauschte angespannt und wartete. Der schwere Atem eines anderen Menschen war ganz deutlich zu hören. Allmählich drehte ich mich ganz vorsichtig um, bis ich auf dem Rücken lag und aufblicken konnte. In eben dem silbrigen Mondschein, der mich beruhigt hatte einschlafen lassen, stand Tony Tatterton. Seine nackte Brust schimmerte. Ich zitterte so sehr, daß ich glaubte, ich würde stottern, wenn ich den Mund aufmachte, aber meine Worte kamen klar und unbeirrt heraus.
    »Tony, was willst du?« fragte ich unwirsch.
    »O Leigh, meine Leigh«, flüsterte er. »Es ist an der Zeit, das Gemälde zum Leben zu erwecken. Jetzt ist es an der Zeit für mich, die Versprechen zu halten, die ich dir gegeben habe: dir Dinge zu zeigen, dir etwas beizubringen…«
    »Was soll das heißen? Was willst du? Geh, bitte«, flehte ich ihn an, aber er setzte sich auf meine Bettkante. Ich hatte Angst, meinen Blick zu senken und den Umrissen seines Körpers zu folgen, denn auch ohne hinzusehen, konnte ich spüren, daß er vollständig nackt war.
    »Du bist genauso schön wie deine Mutter«, murmelte er und streckte die Hand aus, um mein Haar zu streicheln. »Sogar noch schöner. Wohin du auch kommst, die Männer werden dich überall begehren, aber du bist wie ein kostbares Kunstwerk. Niemand sollte dich berühren und mißbrauchen.
    Dazu bist du zu schade, denn du bist etwas ganz Besonderes; und doch mußt du wissen, was das heißt und was passieren kann. Du mußt auf alles vorbereitet sein. Ich bin der einzige, der dir alles zeigen kann, denn auf gewisse Weise habe ich dich erschaffen.«
    Er legte seine Hand auf mein Gesicht. Ich versuchte zurückzuweichen, aber mein Kopf lag schon auf dem Kissen.
    »Ich habe dich aus der Leinwand heraustreten lassen und dir wie Pygmalion Leben und Schönheit eingehaucht. Jeder, der seine Augen an der Puppe weidet, weidet seine Augen an deiner Schönheit, einer Schönheit, die ich mit eben diesen Fingern gestaltet habe«, flüsterte er und ließ seine Fingerspitzen über mein Kinn und meinen Hals gleiten.
    »Tony, ich will, daß du auf der Stelle gehst. Verschwinde bitte auf der Stelle«, forderte ich mit zitternder Stimme. Mein Herz schlug heftig, und ich schluckte meinen eigenen Atem und bekam kaum genug Luft, um meine Worte über die Lippen zu bringen.
    Er tat, als hätte er mich nicht gehört. Statt zu gehen, zog er die Decke von mir. Ich streckte die Hände aus, um sie mit einem Ruck wieder hochzuziehen, doch er ergriff meine Hand und führte sie an seine Lippen.
    »Leigh«, stöhnte er. »Meine Puppe.«
    »Verschwinde, Tony. Was tust du da?«
    Ich hob den Kopf und die Schultern und sah, daß er tatsächlich vollkommen nackt war. Er glitt neben mich, legte seine Hände auf meine Schenkel und zerrte mein Nachthemd hoch. Ich wollte mit ihm sprechen, ihm sagen, daß ich beinah seine Tochter war und daß er nicht hier sein und diese Dinge tun durfte, aber ich bekam keine Luft. Er hatte mir das Nachthemd bis über die Taille hochgezogen.
    Ich stemmte die Hände gegen seine Stirn, um ihn von mir fernzuhalten, doch er war zu kräftig, und er war fest entschlossen.
    »Tony, was soll denn das? Laß mich los. Bitte, hör auf!«
    Sein Kopf senkte sich auf mich herab, bis seine Lippen meinen Hals berührten. Ich erschauerte und wollte, daß er sofort aufhörte, doch meine kleinen Hände und meine schwachen Arme konnten gegen seine breiten Schultern und seine kräftige Brust nichts ausrichten. Er hatte mir das Nachthemd jetzt bis unter die Achseln gezogen. Als seine Brust sich gegen meinen entblößten Busen preßte, konnte ich seinen gleichmäßigen Herzschlag so deutlich spüren, daß es schien, als sei ich ein Teil von ihm. Seine Lippen lagen jetzt an meinem Ohr.
    »Du mußt es erleben, es verstehen, dir darüber bewußt werden«, flüsterte er. »Wenn du diese Erfahrung gemacht hast, weißt du alles und bist vorbereitet. Es ist meine Pflicht, meine Verantwortung, Teil des künstlerischen Schaffensprozesses«, hauchte er und überzeugte sich selbst davon, daß das, was er tat, richtig war.
    »Nein, hör auf!«
    Ich versuchte, mich gegen ihn zu wehren, indem ich mit meinen winzigen Fäusten auf seine Schultern und seinen Nacken einschlug, doch es waren nur Fliegen auf dem Rücken eines Pferdes – ein lästiges, kleines Ärgernis. Ich spürte, wie seine Beine

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