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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wieder zu schneien begonnen hatte. Die Schneeflocken waren groß und schön. Sie fielen so sachte, und manche blieben einen Moment lang an den Fensterscheiben hängen, ehe sie sich in Tränen verwandelten und am Glas herunterströmten.
    »Vier, drei, zwei…«
    Ich preßte mein neues Medaillon an die Lippen und küßte es und sagte mir dabei, daß ich Daddy einen Kuß gab.
    »Eins… Ein frohes Neues Jahr allen Zuschauern!«
    Die Kamera fing viele Gesichter ein – Menschen, die jubelten, Menschen, die lachten, Menschen, die schrien, und Menschen, die weinten. Ich wünschte, ich wäre dort bei ihnen, in dieser Masse von Fremden.
    Fast die Hälfte der Seiten meines Tagebuchs sind jetzt schon vollgeschrieben. Das ist eine gute Stelle, um mir selbst ein frohes Neues Jahr zu wünschen. Natürlich ist es für mich mehr als nur ein neues Jahr; es ist ein neues Leben.
    Ein frohes Neues Jahr, Leigh van Voreen.
    10. KAPITEL

    DIE FLITTERWOCHEN SIND VORBEI

    Troy erwachte am Neujahrsmorgen mit einer schlimmen Erkältung, und heute wollten Mama und Tony aus ihren Flitterwochen zurückkommen. Um acht Uhr morgens hatte er schon hohes Fieber, und Mrs. Hastings mußte den Arzt holen lassen. Ich wußte, daß er sehr krank war, denn er unternahm keine Anstalten aufzustehen. Während ihn der Arzt untersuchte, wartete ich draußen im Korridor. Anschließend hörte ich, daß sich Mrs. Hastings und der Arzt im Vorraum von Troys Suite miteinander besprachen. Der Arzt tauchte als erster aus Troys Suite auf, seine Augen waren finster, und sein Gesicht war von Sorge und Kummer gezeichnet. Mrs. Hastings folgte ihm mit Tränen in den Augen. Sie preßte sich ihr Taschentuch auf den Mund und sah mich mit einem Kopf schütteln an.
    »Was ist? Was fehlt ihm?« fragte ich außer mir vor Sorge.
    »Der Arzt glaubt, daß er eine Lungenentzündung bekommt.
    Ach, du meine Güte, du meine Güte. Er wird einen Krankenwagen rufen. Er will ihn augenblicklich zu einer Röntgenuntersuchung und zur Behandlung ins Krankenhaus bringen lassen. Mrs. Tatterton hat mich gewarnt, daß Troys Abwehrkräfte gegen Viren zu gering sind, aber es ging ihm doch so gut, und er war doch so glücklich und lebhaft, daß ich nie gedacht hätte, daß er sich zuviel zumutet. Ich hätte es nicht zulassen dürfen«, rief sie aus.
    »Hören Sie, Mrs. Hastings, das ist wirklich nicht Ihre Schuld.
    Wenn er auch nur die kleinsten Anzeichen dafür gezeigt hat, daß er frieren könnte, wenn wir draußen waren, haben wir ihn immer sofort ins Haus gebracht, und bis auf gestern abend, und das ist wirklich eine besondere Nacht des Jahres, ist er immer früh schlafen gegangen. Und er hat auch gut gegessen«, fügte ich hinzu. »Er ist nicht krank geworden, nachdem er und ich uns damals im Irrgarten verlaufen haben. Sie haben damals Wunder vollbracht, um es zu verhindern, erinnern Sie sich noch?«
    »Ja, ja. Aber trotzdem fühle ich mich ganz elend. Ich komme gleich wieder. Ich muß noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.
    Mr. und Mrs. Tatterton werden erst im Lauf des Nachmittags nach Hause kommen, aber der Arzt sagt, wir können nicht bis dahin warten.« Sie schüttelte besorgt den Kopf.
    »Darf ich zu ihm reingehen?«
    »Ja, aber kommen Sie ihm nicht zu nahe. Du meine Güte, du meine Güte«, murmelte sie vor sich hin und eilte zur Treppe.
    Der kleine Troy sah noch viel winziger als sonst aus, als er mit der Decke bis zum Kinn in seinem großen Bett lag. Ich hatte Puppen, deren Köpfe größer waren, als seiner zu sein schien, wie er da auf dem riesigen, dicken weißen Kissen lag.
    Mit seinen kleinen Ohren und der winzigen Nase, den geschlossenen Augen, die nicht größer als Murmeln aussahen, und seinem klitzekleinen Mund, der offenstand, weil er nur schwer atmen konnte, erschien er mir wie ein zerbrechliches Spielzeug.
    Seine Wangen waren vom Fieber scharlachrot gefärbt. Seine Hände waren zu winzigen Fäusten geballt, doch der Rest seines Körpers war unter der riesigen Daunendecke versteckt.
    Ich stellte mich an sein Bett und sah ihn stumm an. Ich wollte ihn nicht wecken. Plötzlich fing er an, in seinen Fieberträumen vor sich hin zu murmeln.
    »Daddy, wach auf, wach doch auf«, sagte er. Dann schnitt er eine Grimasse. »Tony… Tony.« Sein Gesicht verzog sich gequält. Ich ging zu ihm und nahm seine winzige heiße Hand in meine.
    »Es ist alles gut, Troy. Es ist alles gut. Ich bin hier.«
    »Tony… ich will Tony…«
    »Ich bin es, Leigh, Troy. Möchtest du, daß ich dir ein Glas

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